FC Bayern Basketball:Bluff an einem lauen Pokerabend

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Geschäftsführer Pesic lässt sich nicht in die Karten schauen, Trainer Radonjic setzt beim Double-Gewinner auf Weiterbeschäftigung und MVP Barthel will sehen.

Von Nico Horn, München

Meisterfeiern sind für gewöhnlich launige, wiewohl erkenntnisarme Veranstaltungen. Die Spieler lassen sich, mehr oder weniger verkatert, von mehr oder weniger berauschten Fans feiern, zeigen ihre Trophäen in die Runde und verschwinden anschließend in die Ferien. Zuletzt entwickelten die Partys der Champions jedoch eine durchaus pikante Note. So deuteten Cristiano Ronaldo und Gareth Bale noch während des kollektiven Jubels im Anschluss an den erneuten Champions-League-Triumph von Real Madrid den Abschied von den Königlichen an - was richtig Trubel in die Feierlichkeiten brachte.

Beim FC Bayern Basketball war eine ausgiebige Abschlussfete gar nicht zu vermeiden, schließlich holte die Abteilung erstmals in ihrer Geschichte das Double aus Meisterschaft und Pokal - einen Eklat hatten die Festivitäten am Dienstagabend auf dem Nockherberg aber nicht in petto. Erkenntnisreich waren sie dennoch, schließlich gilt es in den kommenden Wochen einige Personalien zu klären. Geschäftsführer Marko Pesic sagte, er sei bisher nur mit einigen Beratern in Verhandlungen getreten: "Mit den Spielern habe ich noch nicht gesprochen." Vertragsangelegenheiten sind bekanntlich Sache der Agenten.

Parade mit Pompons und Pokalen: Kapitän Anton Gavel (vorne) und Milan Macvan präsentieren die Trophäen für Meister und Pokalsieger. (Foto: Lino Mirgeler/dpa)

Zunächst muss Pesic die Trainerfrage klären - und an dieser Stelle trat dann doch eine Dissonanz auf. Pesic hatte sich zunächst nicht festlegen wollen, was eine Weiterbeschäftigung von Meistertrainer Dejan Radonjic angeht und diesem den Ball zugespielt: "Wir müssen sehen, welches Potenzial er sieht." Ein Trick aus dem Manager-Handbuch, der nicht aufging, da Radonjic noch am Nockherberg unmissverständlich klarstellte: "Ich würde sehr gerne bleiben." Eine kleine Inkongruenz zwischen Geschäftsführer und Coach - aber viel Raum für Spekulationen. Radonjic jedenfalls ist zuversichtlich, dass Anfang nächster Woche entschieden wird. Eines ist sicher: Der montenegrinische Meistertrainer hat mit den starken Auftritten im Playoff-Halbfinale gegen Bamberg sowie im Finale gegen Berlin gute Argumente für eine Weiterbeschäftigung gesammelt.

Ist die Königspersonalie erledigt, wird sich Pesic vollumfänglich den Verhandlungen mit Spielern widmen - etwa mit Danilo Barthel. Der Vertrag des wertvollsten Spielers der Finalserie läuft aus. Grundsätzlich sei er in München zufrieden, teilte der Nationalspieler mit, einen Wechsel wollte er aber nicht ausschließen: "Ich möchte in meiner Karriere das höchstmögliche Niveau erreichen." Zudem gab der 26-Jährige zu, dass im aktuellen Stadium seiner Laufbahn Geld eine wichtige Rolle spiele: "Da muss jeder Spieler ehrlich sein", sagte Barthel. Überhaupt haben nur vier Spieler aus dem aktuellen Kader einen Vertrag für die kommende Spielzeit: Die drei serbischen Olympiasilber-Gewinner Vladimir Lucic, Stefan Jovic und Milan Macvan sowie Spielmacher Braydon Hobbs. Der Verbleib des Quartetts gilt als sicher. Maik Zirbes und Nihad Djedovic haben eine Option auf eine einjährige Vertragsverlängerung. Riesige Veränderungen im Kader sind dennoch nicht zu erwarten, auch wenn Weggänge von Leistungsträgern wie Devin Booker, der auf jeden Fall bleiben soll, oder Jared Cunningham nicht ausgeschlossen werden können. Cunningham hat nie verheimlicht, dass sein Ziel die NBA ist. Seine Zukunft ist ebenso offen wie die von Kapitän Anton Gavel, Reggie Redding und Alex King.

Trainer Dejan Radonjic blinzelt vorsichtig optimistisch in eine Münchner Zukunft. (Foto: Lino Mirgeler/dpa)

Auf der anderen Seite gibt es so kurz nach Saisonende noch keine Zugänge zu vermelden. Bei Verhandlungen hilft es mit Sicherheit, dass der FCB dank einer Wildcard die kommenden drei Jahre mit der Teilnahme an der Euroleague, dem wichtigsten europäischen Wettbewerb, planen kann. "Das kann dich schon attraktiver machen", sagte Pesic, der auch bestätigte, dass der Kader von derzeit zwölf Stammspielern aufgrund der Belastung von mindestens 30 Europapokal-Spielen wachsen wird. Gesucht werden vor allem Spieler mit deutschem Pass, da diese die 6+6-Regel in der Bundesliga nicht belasten. Allein deshalb gilt es als sehr wahrscheinlich, dass der Bamberger Maodo Lo bald ein Münchner Trikot überstreifen wird.

Trotz Feierlaune waren alle Protagonisten darauf bedacht, nicht zu viel zu verraten. Demgemäß schloss Danilo Barthel mit den Worten: "Dann gehen wir mal feiern." So verabschiedete sich der FC Bayern zwar mit einigen erstaunlichen Aussagen, aber zumindest ohne königlichen Donnerschlag in die Sommerpause.

© SZ vom 21.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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