Faustball:Erntezeit

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Von wegen "Affentennis": Unterpfaffenhofens Faustballer wollen zurück in zweite Liga

Von Johannes Heil, Germering

Wie er seine Rolle definiere? "Fan, Betreuer und Begleiter", sagt Volker Hanf. Offiziell ist er für die Öffentlichkeitsarbeit des SV Unterpfaffenhofen-Germering zuständig, aber wer ihn hier beim Training der Faustballer beobachtet, merkt schnell, an welcher Sparte sein Herz hängt. Jede Übung weiß Hanf fachkundig und enthusiastisch zu kommentieren, wer zum Regelwerk eine Frage hat, ist bei ihm richtig. "Ich gebe all diese Weisheiten von mir, obwohl ich selbst nie gespielt habe", sagt er und lacht.

In einer Sportart, die kaum öffentlich beachtet wird und daher fast zwangsläufig an Nachwuchsmangel leidet, nimmt der SV Unterpfaffenhofen-Germering eine komfortable Ausnahmestellung ein. "In Sachen Nachwuchs befinden wir uns in der Tat in einer sehr glücklichen Lage", bestätigt Abteilungsleiter Marco Salzberger, der selbst in der ersten Mannschaft spielt. Die U12 des Vereins zählt 17 Mitglieder, die U10 immerhin zehn, das sind Zahlen, von denen andere Faustballabteilungen nur träumen können. "Wir haben zahlreiche engagierte Leute, die viel auf die Beine stellen", sagt Salzberger, der nebenbei noch die Frauen und die weibliche U18 trainiert. Engagierte Leute wie Volker Hanf und er selbst. Natürlich ehrenamtlich, "anders würde es gar nicht gehen".

Die Arbeit trägt Früchte: Die erste Mannschaft sicherte sich in der gerade abgeschlossenen Hallenspielzeit souverän den Titel in der Bayernliga, die zweite zog in der Landesliga nach. An diesem Wochenende spielt die erste Mannschaft bei einem Turnier in heimischer Halle um den Aufstieg in die zweite Liga. Schon 2012/13 verbrachte Unterpfaffenhofen in Deutschlands zweithöchster Spielklasse.

Der Bayernliga-Zweite Augsburg II wird kommen, dazu die jeweils beiden besten Teams aus Schwaben und Sachsen. "Der Aufstieg war vor der Saison unser erklärtes Ziel", sagt Salzberger. Die Meisterschaft hätten sie daher gar nicht groß gefeiert, nur ein gemeinsames Essen gab es. Angriffsspieler Matthias Willer weilt zurzeit für ein Auslandssemester in Schweden, er wird eigens für die Aufstiegsspiele eingeflogen. "Er kann der entscheidende Faktor werden", glaubt Salzberger.

Die Erfolge der Faustballer lassen sich zu einem beträchtlichen Teil auf den ehemaligen Trainer des Vereins, Willi Heinze, zurückführen, der seit einigen Jahren aus privaten Gründen nicht mehr im Verein tätig ist. "Er hat Ende der Neunziger viele Jugendliche zum Faustball gebracht und sie für die Sportart begeistert", erzählt Hanf. Ein Großteil der aktuellen ersten Mannschaft kam vor 17 Jahren zum Faustball - durch Heinze. "Das war damals eine Clique, die miteinander zur Schule ging und gemeinsam begonnen hat, Faustball zu spielen." Durch seine engagierte Arbeit habe Heinze die Jungs begeistert, erklärt Hanf. Vieles, was sie seinerzeit bei ihrem Trainer gelernt hätten, gäben sie heute an die aktuelle Jugend des Vereins weiter.

Auch Hanfs Sohn Sebastian kam über jene Clique zum Faustball. Als sein Sohn damals mit dem Wunsch ankam, Faustball zu spielen, habe er zunächst gefragt: "Was ist das denn für ein Quatsch?", erinnert sich Volker Hanf. "Alle in meiner Klasse spielen Faustball", bekam er zur Antwort, und nachdem er den Sohn ein paar Mal zum Training begleitet hatte, war auch der Vater überzeugt. "Ich war ganz schnell von der Sportart begeistert und von der Art, wie im Verein trainiert wurde." Mittlerweile ist sein Sohn zwar beim MTV Rosenheim in der zweiten Bundesliga aktiv, dennoch ist der Vater mit Herz und Seele bei den SV-Faustballern.

Mit Vorbehalten, mit Verunglimpfungen wie "Affentennis" oder "Bauerntennis", sind sie vertraut. "Klar hören das die Jungs nicht gerne", sagt Hanf, aber wer Faustball einmal selbst erlebe, der merke, welch tolle Sportart das sei. Das sieht auch Salzberger so: "In der Schule kam schon ab und an ein Spruch", gibt er zu. "Aber seitdem habe ich nie mehr etwas gehört." Im Gegenteil: Viele seien interessiert daran, mehr über die für sie unbekannte Sportart zu erfahren. Allemal, wenn man sagen könne, man spiele in der zweiten Bundesliga. Ein zusätzlicher Anreiz also, um an diesem Wochenende den Aufstieg zu schaffen.

© SZ vom 21.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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