Eishockey:"Unglaublicher Killerinstinkt"

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Dreieinhalb Wochen lang haben die Tölzer Löwen kein Spiel mehr in der DEL2 absolviert , doch dann gewinnen sie binnen fünf Tagen gleich drei. Ein Grund dafür ist die starke Offensive - und Goalie Maximilian Franzreb.

Von Christian Bernhard, Bad Tölz

"Irgendwie hat uns die Quarantäne gut getan": Nach drei Siegen in Serie blickt der Tölzer Torwart Maximilian Franzreb wie seine Kollegen nach oben. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Eishockeyprofis der Tölzer Löwen bekommen dieser Tage deutliche Körpersignale . "Der Körper sagt schon frühzeitig, dass man nicht mehr kann", beschreibt Torhüter Maximilian Franzreb die turbulente Situation, inmitten der sich die Löwen-Spieler befinden. Dreieinhalb Wochen lang hatten die Tölzer kein Spiel in der DEL2 absolvieren können, da sich rund die Hälfte des Kaders mit dem Coronavirus infiziert hatte und sich in Quarantäne begeben musste. Innerhalb von nur fünf Tagen bestritten die Löwen nun drei Partien - und gewannen alle drei. Nach dem 7:2 gegen Bad Nauheim am vergangenen Mittwoch legten sie am Wochenende mit einem 3:2-Erfolg bei Tabellenführer Ravensburg und mit dem 5:2-Derbysieg gegen Landshut nach.

"Irgendwie hat uns die Quarantäne gut getan", sagt Franzreb lächelnd. Der Kopf der Tölzer scheint stärker als die nach langer Pause stark beanspruchten Körper zu sein. "Vieles spielt sich mental ab", erklärt er, "und die Jungs sind vom Kopf her alle topfit." Auch wenn die Feldspieler körperlich "fertig" seien, "versuchen sie immer zu laufen." Das klappt: Drei Siege in nur fünf Tagen nach der langen Pause - "das hätte keiner erwartet und am Anfang auch keiner geglaubt", berichtet Franzreb.

"Wir haben im Moment einen sehr, sehr starken Torhüter", lobt Löwen-Trainer Kevin Gaudet

Ein entscheidender Faktor ist er selbst. Der 24-Jährige hielt sowohl bei Tabellenführer Ravensburg (31 Paraden) als auch im Derby gegen Landshut (34 Paraden) sehr stark. Wie stark, machte Trainer Kevin Gaudet nach dem Ravensburg-Spiel deutlich, wo er ihn als "Granate" bezeichnete. "Wir haben im Moment einen sehr, sehr starken Torhüter", betonte der Löwen-Trainer auch am Sonntag. Franzreb spiele hervorragend und sei "wirklich in the zone", sprich: heiß, schwärmte Gaudet. Das tut der Mannschaft in dieser hochintensiven Phase besonders gut. "Gott sei dank" sei Franzreb so gut drauf, sagte der Trainer, "nach dreieinhalb Wochen Corona-Pause brauchen wir das."

Die Quarantäne war für die positiv getesteten Spieler, zu denen auch Franzreb gehörte, vor allem eines: langweilig. "Die ersten Tage geht's noch, da kannst du Netflix schauen", erzählt er, "aber irgendwann hast du auch alles durch. Als er wieder trainieren durfte und nach einem Belastungs-EKG vor dem Bad-Nauheim-Spiel "alles gut war", hatte Franzreb zu Beginn des Spiels noch mit seinem Kopf zu kämpfen. "Der war noch ziemlich langsam", erklärt er. Die Folge: Er ließ ein paar Scheiben "ungünstig" prallen. Ihm fehlte das Timing, der Spielrhythmus - aber nur für sehr kurze Zeit, denn "im letzten Drittel gegen Bad Nauheim war es dann so wie immer". Das unterstrich er in Ravensburg und gegen Landshut.

Nimmt man den Punkteschnitt pro Spiel, sind die Löwen mit 2,3 das beste Team der Liga

Durch die neun gewonnenen Punkte innerhalb von fünf Tagen kletterten die Tölzer (18 Punkte) auf Rang sechs der Tabelle. Sie haben zehn Punkte Rückstand auf Platz eins, aber auch fünf Spiele weniger als Tabellenführer Ravensburg bestritten. Nimmt man den Punkteschnitt pro Spiel her, sind die Löwen mit 2,3 das beste Team der Liga. Das hat nicht nur mit Franzreb zu tun, sondern auch mit der Offensive, trotz der knappen Besetzung. Sowohl gegen Bad Nauheim als auch in Ravensburg hatte Gaudet nur 13 Feldspieler zur Verfügung, gegen Landshut waren es 14 - und trotzdem funktioniert das kleine Team. "Unsere Stürmer haben momentan einen unglaublichen Killerinstinkt", sagt Franzreb.

Besonders hervor taten sich der Kanadier Max French, der in den drei Partien vier Tore erzielte - und der 20-jährige Luca Tosto. Auch der DEL2-Förderspieler des Monats traf in jeder der drei Partien und hat nun bereits in fünf Spielen in Serie mindestens einen Treffer erzielt. Wenn es läuft, wie im Moment bei den Tölzern, dann gelingen sogar Tore mit dem Bauch, wie jenes von French in Minute 40 des Landshut-Spiels zum 3:2, der ersten Löwen-Führung im Derby, die sie nicht mehr aus der Hand gaben. "Momentan passt es einfach, vorne und hinten", sagt Franzreb.

Allerdings wird das Corona-Thema die Tölzer noch länger begleiten. Gaudet verkündete nach dem Landshut-Spiel, dass Thomas Merl und Johannes Sedlmayer noch lange fehlen würden. "Beide haben Probleme mit der Energie, sie sind sehr müde", sagte der Trainer. Im Heimspiel gegen die Heilbronner Falken am Dienstag (19.30 Uhr) kehrt zumindest Verteidiger Markus Eberhardt zurück.

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