EHC München:"Jeder genießt das gerade"

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Ihn bringt nichts mehr aus der Ruhe: EHC-Kapitän Stéphane Julien über den guten Start seines Eishockeyvereins - und was dem EHC noch zu den etablierten Teams fehlt.

Benedikt Warmbrunn

Stéphane Julien, 36, hat eine Erfahrung von 410 Spielen in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), so leicht bringt ihn nichts mehr aus der Ruhe. So bleibt der Verteidiger von DEL-Aufsteiger EHC München im Gespräch mit Benedikt Warmbrunn ganz gelassen, obwohl seine Tochter von der Schule abgeholt werden muss. Julien spricht in einem Englisch mit französischem Einschlag über seine Rolle als Kapitän in einem DEL-unerfahrenen Team, über die Aussichten in dieser Saison und den gelungenen Start.

EHC-Kapitän Stephane Julien: "Die Truppe weiß, worauf es ankommt." (Foto: ehc münchen)

SZ: Diesen Freitag (19.30 Uhr, Olympia-Eishalle) spielt der EHC gegen die Kölner Haie, Ihren vorherigen Klub. Ein besonderes Spiel für Sie?

Julien: Ein bisschen aufgeregt bin ich schon. Ich habe dort sechs Jahre gespielt, wollte in Köln meine Karriere beenden. Aber sie wollten das Team nach der schlechten vergangenen Saison erneuern.

SZ: In München dagegen sind Sie erfreut aufgenommen worden und sind der neue Kapitän. Was wird von Ihnen erwartet?

Julien: Ich bin 36 Jahre alt, mache vielleicht nicht mehr so viele Tore und Scorerpunkte wie vor fünf, sechs Jahren. Aber die unerfahrenen Spieler brauchen jemanden wie Eric Schneider, Felix Petermann oder mich, die schon lange in der DEL gespielt haben. Spieler, die hart auf dem Eis sind und in der Kabine den richtigen Ton treffen. Aber die Truppe weiß, worauf es ankommt. Bisher musste ich gar nicht so viel machen.

SZ: Über DEL-unerfahrene Spieler sagt man, dass sie hungrig seien. Wie sehr steckt dieser Hunger an?

Julien: Das ist eine Herausforderung für mich. Hier sind wir in unterschiedlichen Karrierephasen, viele können sich noch verbessern. In Köln waren die meisten alte, fertige Spieler und wussten, was zu tun ist. Hier müssen sich die Spieler beweisen, aber ich kann ihnen nicht helfen, indem ich für sie skate oder schieße.

SZ: Was können Sie ihnen beibringen?

Julien: Naja, dafür haben wir ja zunächst den Trainer. Ich kümmere mich mehr um Kleinigkeiten. Ich sage nicht: Tu das und das nicht. Ich muss die Balance finden zwischen Trainer und Tippgeber. Wir sind zwar in der DEL, aber das ist immer noch Eishockey. Du kannst reden und reden - aber dadurch verändert sich nichts.

SZ: Köln ist Letzter, der EHC ist Neunter. Wie sehr hat Sie der erfolgreiche Saisonstart Ihres neuen Vereins überrascht?

Julien: Überhaupt nicht. Wir hatten eine gute Vorbereitung, sind zu Hause stark. In manchen Spielen haben wir dominiert, aber eben nicht gewonnen. Das Wichtigste ist: Die Jungs sind alle auf einer Wellenlänge. Jeder genießt das gerade.

SZ: Was fehlt dem EHC noch zu den etablierten Teams?

Julien: Zu Top-Teams wie Berlin oder Mannheim gibt es eine große Lücke. Viele Mannschaften haben eine richtig gute erste Reihe, die anderen Reihen sind aber genauso stark wie unsere, zum Beispiel Krefeld, Straubing oder Iserlohn. An diesen Teams müssen wir uns messen, wenn wir Zehnter werden wollen.

SZ: Sie sprechen schon vom Erreichen der Pre-Playoffs?

Julien: Yeah, das ist möglich. Durch das Drei- Punkte-System bist du immer in oder out. Mit zwei Siegen machst du drei Plätze gut; verlierst du zweimal, rutscht du drei Plätze ab. Wir müssen einfach unsere Punkte in den Heimspielen holen.

© SZ vom 24.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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