EHC München in der Champions Hockey League:Doppelte Premiere

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Mund auf: Jason Jaffray (re.) jubelt mit Torschütze Mads Christensen, der von Florian Kettemer umarmt wird. (Foto: Imago)

Durch einen 1:0-Sieg gegen Kosice qualifiziert sich der EHC München in der Champions Hockey League für die Runde der besten Sechzehn. Mads Christensen gelingt der entscheidende Treffer, Matt Smaby wird von einem Puck niedergestreckt, steht aber bald wieder

Von Christian Bernhard, München

Es ist nicht leicht, einen Kerl wie Matt Smaby zu Fall zu bringen: 197 Zentimeter und 104 Kilogramm bekommt man eben nicht einfach so zu Boden. Gegen eine Hartgummischeibe ins Gesicht kann aber auch ein Hüne, wie es der Verteidiger des EHC München ist, wenig ausrichten. Smaby sank am Freitagabend also zu Boden, als der Puck ihn nach einem Schlagschuss getroffen hatte, stand aber schnell wieder auf und fuhr, zugegebenermaßen etwas konfus, von alleine in die Kabine.

Es braucht momentan schon besondere Umstände, um den EHC und seine Spieler niederzureißen. Die Mannschaft von Trainer Don Jackson gewann am Freitagabend auch ihr drittes Spiel in der Champions Hockey League (CHL) und qualifizierte sich durch das 1:0 gegen den slowakischen Rekordmeister HC Kosice vorzeitig für die K.o.-Runde. Dem EHC gelang damit eine Premiere bei der Premiere: Bei seiner ersten CHL-Teilnahme schaffte er es als erste deutsche Mannschaft überhaupt, die Gruppenphase der im vergangenen Jahr eingeführten Eishockey-Königsklasse zu überstehen.

"Es bedeutet uns viel, die Qualifikation für die K.o.-Runde geschafft zu haben", sagte Trainer Jackson und freute sich über die "sehr gute Defensivleistung" seiner Mannschaft. Diese ermöglichte Danny aus den Birken das erste Zu-Null-Spiel im EHC-Trikot. "Unsere Verteidiger haben vor dem Tor gut abgeräumt", betonte der Goalie, der vor der Saison von den Kölner Haien nach München gewechselt war. Diese Defensivstärke sei enorm wichtig, "die brauchen wir auch in den nächsten Runden", erklärte aus den Birken.

Ob aus den Birken auch dann noch die unumstrittene Nummer eins im EHC-Tor ist, ist weiter ungewiss. Trotz seiner starken Leistungen ist Rob Zepp weiterhin ein Thema bei den Münchnern. Jackson wollte die Gerüchte nach dem Kosice-Spiel nicht kommentieren, verwies aber darauf, dass "jeder" wisse, dass Zepp, der letztes Jahr noch bei den Philadelphia Flyers in der US-amerikanischen Profiliga NHL unter Vertrag stand, auf dem Markt sei. Für Zepp sei "alles" möglich, erklärte Jackson, der in Berlin lange und erfolgreich mit dem 33-jährigen Nationaltorhüter zusammengearbeitet hat.

Das Spiel in der Münchner Olympia-Eishalle, das trotz hochsommerlicher Temperaturen immerhin 3173 Zuschauer anlockte, war lange Zeit wenig berauschend. Zwei Drittel lang gab es viele Zweikämpfe, aber wenige spielerische Glanzpunkte. Die Slowaken, die im Hinspiel schon nach 30 Minuten 0:4 zurückgelegen waren, hatten ihre Lehren daraus gezogen und waren besser auf den EHC und dessen aggressives Forechecking eingestellt. In der Offensive fehlte es ihnen aber erneut an Durchschlagskraft und Zielstrebigkeit - besonders ihr Überzahlspiel war erschreckend schwach und hatte definitiv nicht CHL-Niveau. Der EHC erspielte sich einige gute Möglichkeiten, doch Kapitän Michael Wolf (12.), Steven Pinizzotto (29.) und Keith Aucoin (34.) konnten sie nicht nutzen. Auch eine gut einminütige doppelte Überzahlsituation führte nicht zum EHC-Führungstreffer. Diesen erzielte schließlich Mads Christensen (52.), nachdem der slowakische Nationalkeeper Marcel Melichercik zuvor mehrere Top-Chancen der Münchner vereitelt hatte. "Das waren 60 Minuten harte Arbeit", fand der Däne.

Die EHC-Spieler gingen am Samstag noch einmal aufs Eis, bevor sie in den Genuss von zwei trainingsfreien Tagen kamen. Sie können sich nun schon mit dem CHL-Sechzehntelfinale beschäftigen, das am 22. September startet. Uli Maurer und aus den Birken gehen davon aus, dass in der K.o.-Runde "brutale Kaliber" warten werden. Jackson machte aber unmissverständlich klar, dass der EHC durchaus große CHL-Ambitionen hat. "Wir haben noch einen langen Weg vor uns", erklärte der 58-Jährige. Wohin dieser Weg im Idealfall führt, brachte Angreifer Dominik Kahun zum Ausdruck. "Wir wollen sie gewinnen", sagte er - und meinte mit "sie" die CHL.

Bei diesem ehrgeizigen Vorhaben wird auch Matt Smaby wie gehabt mithelfen können. Nach seiner schmerzhaften Erfahrung mit der Scheibe ging es für ihn ins Krankenhaus, wo es allerdings Entwarnung gab: Smaby hatte sich im Gesicht nichts gebrochen, er wird voraussichtlich schon in dieser Woche ganz normal trainieren können.

© SZ vom 31.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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