DVV-Pokal:Zeitreise nach Pampelhausen

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Die Volleyballer des TSV Herrsching stehen nach einem höchst souverän herausgespielten 3:0-Auswärtserfolg beim Zweitliga-Aufsteiger Mimmenhausen im Viertelfinale des DVV-Pokals.

Von Katrin Freiburghaus, Mimmenhausen/Herrsching

Herrschings Trainer Max Hauser hatte vor dem TSV Mimmenhausen gewarnt, das gebot der Respekt vor dem Gegner im Achtelfinale um den deutschen Volleyball-Pokal. Er hatte sein Team ganz professionell mit der obligatorischen Video-Analyse auf die Taktik eingestimmt. Der Klassenunterschied zwischen dem Bundesligisten und dem Aufsteiger in die zweite Liga war beim 3:0 (25:13, 25:11, 25:18) der WWK Volleys dann aber nicht zu übersehen. Lediglich 67 Minuten Netto-Spielzeit hielten die Gastgeber um Spielertrainer Christian Pampel am Samstagabend dagegen, und man hatte den Eindruck, dass Hauser diese Deutlichkeit fast bedauerte. "Wir haben relativ konzentriert gespielt", sagte er, "aber Mimmenhausen hat auch irgendwie nicht gut aufgeschlagen und hatte damit wenig Chancen."

"Das Spiel hat mich ein bisschen an unsere Zeit in der zweiten Liga erinnert", sagt Max Hauser

Die Herrschinger feierten im Anschluss mit dem Gegner und seinen Fans und hatten "vor einer tollen Kulisse einen wirklich wunderschönen Abend", wie Hauser sagte. Seine Sympathie für Mimmenhausen ist nicht schwer zu erklären, war der Pokalausflug für Herrsching doch eine Art Reise in die eigene Vergangenheit. Rund 3000 Einwohner hat die Ortschaft am Bodensee und mit Herrsching nicht nur ihre Seelage gemein. "Das Spiel heute hat mich ein bisschen an unsere Zeit in der zweiten Bundesliga und unser Pokalspiel gegen Coburg (damals Erstligist, Anm. d. Red.) erinnert", sagte Hauser. Wie zu Herrschings Zweitliga-Zeiten waren auch in Mimmenhausen mehr als 1000 Zuschauer gekommen und hatten bestätigt, was Abteilungsleiter Klaus Diwersy angekündigt hatte: "Wir sind alle in freudiger Erwartung, das Dorf steht kopf."

Hände hoch zum Jubel: Nach 67 Minuten Spielzeit feiern Herrschings Volleyballer den Einzug ins Pokal-Viertelfinale. (Foto: Oryk Haist/imago)

Wie Herrsching arbeitete sich der TSV Mimmenhausen still und leise aus eigener Kraft bis in die dritte Liga, erst dann holte der Klub externe Verstärkung. Der Begriff "familiäre Atmosphäre" ist in Mimmenhausen allerdings wörtlich zu nehmen. Dass für Herrsching das Brüderpaar Johannes und Ferdinand Tille spielt, was in der ersten Liga eine Besonderheit sein mag, nötigt Diwersy höchstens ein müdes Lächeln ab: Der Abteilungsleiter hat sechs Söhne, alle spielen in Mimmenhausen, vier von ihnen standen am Samstag im Kader.

Dass seine Abteilung jedoch eher für ihren Spielertrainer bekannt ist, der dem Klub den Spitznamen "Pampelhausen" einbrachte, stört Diwersy nicht. Unter dem 212-maligen Nationalspieler gelang im zweiten Jahr der Aufstieg in die zweite Liga, das Spiel ist stark auf den 1,98 Meter großen Diagonalangreifer zugeschnitten. Pampel, 39, sei aber kein Mensch, der diese Bühne zur Selbstdarstellung nutze, sagte Diwersy.

Die Zusammenarbeit soll sich sukzessive in Richtung einer reinen Trainertätigkeit entwickeln, sei aber von beiden Seiten auf Dauer angelegt; der Klub schuf vor gut zwei Jahren extra eine hauptamtliche Stelle. Diesem Entwicklungsstadium sind die Herrschinger in vier Erstligajahren längst entwachsen, die meisten ihrer Gegner allerdings ebenfalls. Am kommenden Samstag wird eine solide Leistung denn auch kaum ausreichen: Der Gegner vor eigenem Publikum heißt Düren und hat zwar keine Brüder im Kader, dafür aber aktuelle Nationalspieler.

© SZ vom 05.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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