Drittliga-Fußball:Nah dran am großen Wurf

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Keinen Deut schlechter: Hachings Christoph Greger (re.) im Zweikampf mit Magdeburgs Julius Düker. (Foto: imago/foto2press)

Die SpVgg Unterhaching hält gegen den Aufstiegskandidaten Magdeburg auch in Unterzahl gut mit, verliert aber 0:1, weil dem Team ein Remis nicht genug ist. Josef Welzmüller sieht Rot und muss vom Platz.

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Es schien, als werfe sich Lukas Königshofer allmählich warm. Beim ersten Versuch erreichte er immerhin die Mittellinie, beim zweiten Mal, wohl dank eines strammen Rückenwinds, erreichte er schon das hintere Ende des Mittelkreises. Hätte der neue Stammkeeper der SpVgg Unterhaching noch ein paar Chancen mehr bekommen, er hätte den Ball wohl irgendwann ins gegnerische Tor geworfen. Der athletische Österreicher wollte das Spiel schnell machen, dabei auch das Mittelfeld überbrücken, denn seit der 50. Minute spielten die Gastgeber in Unterzahl. Und Punkte ermauern, das können sie nicht in Unterhaching. "Das ist die Mentalität unserer Mannschaft", sagte Christoph Greger später. Hinten reinstellen, so der Verteidiger, käme nicht in Frage. Es blieb allerdings nur beim aufopferungsvollen Kampf, der nicht belohnt wurde: Der 1. FC Magdeburg siegte durch ein Tor von Philip Türpitz in der 77. Minute 1:0. Gästetrainer Jens Härtel sprach von einem "dreckigen, glücklichen Arbeitssieg", in seinem zehnten Versuch als Spieler, Co-Trainer oder Trainer habe er endlich einmal gegen Haching gewinnen können. Er schnaufte kräftig durch. Als die beiden Trainer nach der Pressekonferenz vom Podium stiegen, konnte sich Hachings Coach Claus Schromm ein Grinsen nicht verkneifen: "Fix und fertig ist der", sagte er über Härtel. Zehn Hachinger hatten dem Aufstiegsaspiranten aus Sachsen-Anhalt alles abverlangt.

Josef Welzmüller zupft am Trikot des Gegners - der erste Hachinger Platzverweis in dieser Saison

Das Hinspiel vor der Kulisse von 16 000 Zuschauern hatte Haching überraschend 3:0 gewonnen, und auch in der ersten Halbzeit des Rückspiels lief es gut, als Schromms Elf auf jenes Tor spielte, neben dem rund 2000 angereiste Fans in Blau für Stimmung sorgten. "Wir müssen in der ersten Halbzeit in Führung gehen, dann sieht die Sache anders aus. Ist einfach ärgerlich", sagte Angreifer Stephan Hain. Er ärgerte sich auch über sich selbst: In der 11. Minute geriet er freistehend ein wenig in Rücklage und schoss über das Tor, kurz vor der Pause konnte sein Flachschuss aus kurzer Distanz geblockt werden. Dazwischen wurde ein Tor von Bigalke nicht anerkannt, weil sich Hain zuvor im Abseits befunden haben soll - eine äußerst knappe Entscheidung (35.). "Die erste Halbzeit war eine der besten der Saison", fand Hachings Präsident Manfred Schwabl. Immerhin musste Magdeburg gewinnen, um sich den zweiten Platz in der Drittliga-Tabelle zurückzuholen, tat sich dabei aber schwer, wohl auch aus Kraftgründen angesichts des vierten Spiels binnen zwölf Tagen.

Die erste nennenswerte Aktion im zweiten Durchgang führte dann zum Platzverweis: Nach einer Volley-Weiterleitung am Mittelkreis hatte sich Magdeburgs Julius Düker von Josef Welzmüller gelöst und lief aufs Tor zu. Der Hachinger zupfte in der Verfolgung kurz am Trikot des Gegners, dieser kam zu Fall. Als Welzmüller Rot sah, warf er frustriert seine ebenfalls rote Kapitänsbinde zu Boden (50.).

Trotzdem übernahm Magdeburg auch weiter nicht das Kommando. Bis zum ersten gefährlichen Torschuss der Gäste dauerte es weitere 17 Minuten, Königshofer wehrte den Türpitz-Schuss ab. "Wir machen es gut, wir halten den Ball lange vom Tor weg", sagte Greger. Die eine große Chance bekamen die Gäste dann aber doch noch: Kurz nach einem Unwetter mit starken Böen und Graupelschauer von der Seite flipperte der Ball durch den Hachinger Strafraum, dann umkurvte Türpitz seinen Gegenspieler Bauer. Der Schuss sprang noch an die Innenseite von Königshofers linkem Knie, und von dort ins Netz. "Das war nett und schön, aber nicht ekelhaft", sagte Claus Schromm über das Spiel seiner Elf, obwohl Welzmüllers Platzverweis der erste eines Hachingers in dieser Saison war. "Ein weiterer Schritt in der Entwicklung der Mannschaft", meinte hingegen Schwabl. Der Vorsitzende kann das so sagen, denn so sehr sich die Spieler auch über die knappe Niederlage ärgerten: Die Ergebnisse sind momentan eher unwichtig. Wichtiger sei es, Stammspieler für die kommende Saison zu finden, jede Partie steht im Zeichen des Konkurrenzkampfes. "In jedem Mannschaftsteil" wolle man sich noch verstärken, auf welchen Positionen genau, das wollte Schwabl aber noch nicht verraten.

Dank der vielen Magdeburger Fans waren rund 5000 Zuschauer in den Hachinger Sportpark gekommen. Insofern stimmte das Timing: Vergangene Woche hatte die Stadiongaststätte neu eröffnet. Nach der Partie war die Wirtschaft schon mal gut besucht. Sie soll "bei Auswärtsspielen eine Anlaufstätte für unsere Fans werden", sagt Hachings Vizepräsident Peter Wagstyl und spielt auf die Live-Übertragungen an, die man in den Gasträumen zeigen will. Wenn das neue Angebot diesmal angenommen wird ("bayerisch-österreichische Küche zu bodenständigen Preisen"), es wäre aufgrund der meist mageren Besucherzahlen ein Stückweit finanzielle Kompensation.

© SZ vom 03.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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