Dritte Liga:Erfolgreiche Abkehr vom Hurra-Fußball

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Umkurvt und eingeschoben: Türkgücü-Kapitän Sercan Sararer geht an Verls Keeper Robin Brüseke vorbei und erzielt das einzige Tor des Spiels. (Foto: Thomas F. Starke/Getty)

Dank einer taktisch disziplinierten Leistung setzt sich Türkgücü München beim Mitaufsteiger SC Verl mit 1:0 durch und beendet eine Serie von fünf sieglosen Spielen.

Von Stefan Galler, München

Trainer Alexander Schmidt hatte es vor dem Spiel am frühen Sonntagnachmittag auf den Punkt gebracht: "Es ist wichtig, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, mal wieder ein positives Ergebnis zu erzielen", sagte er bei Magentasport. Das sollte, so der Plan des Trainers von Türkgücü München, idealerweise gleich gegen den SC Verl gelingen. Und tatsächlich: Dank einer taktisch und läuferisch vorbildlichen Leistung setzte sich Schmidts Elf mit 1:0 durch. Schön anzuschauen war das Match zwar nicht, aber in diesem Fall heiligte der Zweck die Mittel: Immerhin handelte es sich um den ersten Sieg der Münchner nach fünf Partien ohne dreifachen Punktgewinn. Und Sercan Sararers Siegtreffer beendete eine Flaute von 352 torlosen Minuten.

Entsprechend erleichtert fielen sich Spieler und Betreuer nach dem Schlusspfiff in die Arme. Coach Schmidt zollte seiner Mannschaft "ein Riesenkompliment" dafür, dass sie die Vorgaben perfekt umgesetzt habe: "Wir waren unheimlich diszipliniert, haben die Räume eng gemacht, aufgedoppelt und schnell umgeschaltet." Die Gäste hatten nach dem 0:3 zuletzt gegen den Halleschen FC unter der Woche ihre Grundordnung verändert, im äußerst kompakten 4-3-3-System gelang es diesmal, die Lücken zwischen den Mannschaftsteilen kleiner zu halten als zuletzt. Aaron Berzel rückte aus der Abwehrkette ins defensive Mittelfeld, dafür kam Furkan Zorba in die Innenverteidigung - und machte seine Sache an der Seite von Alexander Sorge richtig gut.

Kasim Rabihic hätte gegen seine ehemaligen Kollegen treffen können, doch Kollege Yildirim spielte ihn nicht an

Torchancen gab es nur wenige, was sich zu Beginn nicht absehen ließ, als zunächst Türkgücü Druck entwickelte und durch Sararer eine Kopfballgelegenheit hatte, die Torwart Robin Brüseke jedoch entschärfen konnte (6.). Im direkten Gegenzug schickte Verls früherer Bundesligaprofi Zlatko Janjic auf der linken Seite seinen Kollegen Aygün Yildirim auf die Reise, der versuchte es alleine und scheiterte knapp. In der Mitte hatte Kasim Rabihic, der in der Vorsaison mit elf Toren in 21 Spielen noch maßgeblich an Türkgücüs Aufstieg beteiligt war, vergeblich auf ein Zuspiel gehofft.

Bis zur Pause tat sich ansonsten nicht viel. Die Münchner ließen sich nicht locken und warteten geduldig, bis sich vorne eine Chance ergeben würde. Im zweiten Durchgang sah es jedoch zunächst so aus, als würde der Sportclub Verl die Waagschale in seine Richtung drücken können: Janjic köpfte jedoch freistehend vorbei (47.), Philipp Sander scheiterte in aussichtsreicher Position am Abwehrbein von Türkgücüs Zorba (48.) und wurde zehn Minuten später abermals abgeblockt (59.). Und als Kapitän Sararer unbedrängt den Ball ins Seitenaus dribbelte (61.), wirkte das so, als würde den Münchner Türken an diesem Sonntag nicht mehr viel gelingen.

Doch nur eine Minute später schlug Verteidiger Sorge einen langen Ball nach vorne, Petar Sliskovic verlängerte per Kopf auf Sararer, der locker Keeper Brüseke umkurvte und zum 0:1 einschob. "Super Verlängerung von Petar und wie es Sercan macht, ist einfach überragend", fand Trainer Schmidt. Und auch der Torschütze zeigte sich hernach erleichtert: "Es ist immer wichtig, wenn man trifft. Sowohl für einen selbst, aber auch für die Mannschaft."

Verl wird ein Handelfmeter verweigert. Für Türkgücü-Coach Schmidt "ausgleichende Gerechtigkeit".

Viel brachte Verl nach dem Rückstand nicht mehr zustande - eine Szene allerdings hätte das Ergebnis doch noch auf den Kopf stellen können: Ein Schuss von Janjic prallte vom Fuß des Münchner Torwarts René Vollath an die vom Körper abgespreizte Hand von Sorge - Schiedsrichter Tobias Fritsch ließ weiterlaufen (67.). Und Türkgücü-Coach Schmidt räumte später ein, dass man da durchaus einen Elfmeter hätte geben können. "Aber wir haben zum Beispiel in Rostock einen klaren Elfer nicht bekommen. Das gleicht sich alles aus. Ich habe kein schlechtes Gewissen."

Während für die allermeisten Drittligisten jetzt Weihnachtsferien sind, hat Türkgücü am Mittwoch noch ein Rendezvous mit dem SV Meppen. Man wird nun bis Dienstag im Teamhotel in Ostwestfalen bleiben, dann ins Emsland weiterreisen. Und direkt nach der Partie die Busreise in die Heimat antreten - gegen vier Uhr morgens sollte der Tross dann wieder in München sein. Für die nicht-muslimische Fraktion im Team ein strammer Zeitplan unmittelbar vor dem Weihnachtsfest. "Nur gut, dass ich die wichtigsten Vorbereitungen schon letzte Woche erledigen konnte", sagt etwa Co-Trainer Andreas Pummer. "Aber wenn wir jetzt auch in Meppen noch punkten, nimmt man die Strapazen gerne in Kauf."

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