Deutsche Volleyball-Liga:Plötzlich Planungssicherheit

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Aufsteiger Herrsching darf sich zwei Wochen vor Weihnachten über ein außerordentliches Geschenk freuen: den Klassenerhalt. Möglich macht ihn der Zwangsabstieg des insolventen Tabellenletzten VC Dresden

Von Sebastian Winter, Herrsching

Fritz Frömming wirkte am Dienstag ganz gefasst, jedenfalls nicht so, als wolle er in den nächsten Minuten gleich zum Kühlschrank gehen, einen guten Champagner hervorzaubern und den Korken knallen lassen. Dabei hätte der Manager von Herrschings Volleyballern allen Grund dazu gehabt, denn seit Dienstag ist offiziell, dass der Aufsteiger sein primäres Ziel in der ersten Bundesliga bereits erreicht hat: den Klassenerhalt. Mitten in der Saison, die erst seit zwei Monaten läuft. Herrsching steckt als Tabellenvorletzter durchaus in Nöten, sportliche Gründe hat diese schöne Weihnachtsgeschichte also nicht. Sie sind eher wirtschaftlicher Natur, wie so oft in dieser Sportart. Frömming sagt dazu nur: "Es ist schade um die Liga und um unseren Sport. Wir möchten den Klassenerhalt natürlich sportlich schaffen, und das hätten wir auch geschafft." Doch nun kam alles anders.

Die Deutsche Volleyball-Liga (DVL) hat am Dienstag entschieden, dem Tabellenletzten VC Dresden mit sofortiger Wirkung die Lizenz zu entziehen. Am Donnerstag hatte der Klub einen Insolvenzantrag gestellt, zum Spiel gegen Düren am Samstag reisten die Sachsen zwar an, spielten dann aber wegen der Erkrankung eines ihrer Profis nicht. In der Nacht auf Dienstag ließ Dresden eine letzte Frist verstreichen, um dem Liga-Dachverband ein Rettungskonzept vorzulegen. Der Verein und die ausgelagerte Spielbetriebs-GmbH, die ohnehin zerstritten waren, könnten sich nicht auf eine gemeinsame Linie einigen.

Gibt's doch gar nicht: Herrschings Volleyballer haben ihr Ziel, den Klassenerhalt, erreicht. Im Dezember, zwei Monate nach dem Saisonstart. (Foto: Georgine Treybal)

Nach Unterhaching, das die Erstliga-Lizenz beantragt hatte, aber mangels Sponsoren Ende Juli aufgab, ist Dresden damit zweiter Absteiger. Da es in dieser Saison nur zwei Absteiger gibt, haben die restlichen Teams den Klassenerhalt schon im Dezember sicher. Herrsching ist im Grunde einer der großen Nutznießer in dieser für die Liga eher unschönen Situation.

Die Mannschaft und ihr Trainer Max Hauser sind nun nicht mehr unter dem großen Druck, Spiele gegen Konkurrenten um den Klassenerhalt unbedingt gewinnen zu müssen, was sie zuletzt oft gelähmt hatte. Außerdem können sie sich, da der Klassenerhalt jetzt sicher ist, neuen Zielen widmen. Eines davon lautet: Playoffs. Für die K.o.-Spiele qualifizieren sie sich entweder direkt, indem sie mindestens Sechster werden - was bei einem Rückstand von zurzeit acht Punkten sehr unwahrscheinlich ist. Oder Herrsching setzt sich in den Pre-Playoffs durch. Dort spielen der Siebt- bis Zehntplatzierte in Überkreuzvergleichen die restlichen beiden Plätze aus. Der TSV ist zurzeit Zehnter und damit Vorletzter, kann aber nicht mehr von diesem Platz verdrängt werden; denn das jetzige Schlusslicht VC Olympia Berlin spielt außer Konkurrenz. In den beiden Heimspielen zum Abschluss der Hinrunde am Freitag gegen ebenjene Berliner und am Samstag gegen KW-Bestensee kommt es für Hausers Mannschaft also vor allem darauf an, Punkte zu sammeln. Bis zum Start der Pre-Playoffs dauert es aber noch knapp drei Monate - und eine ganze Rückrunde.

Neben diesen Aspekten, die die laufende Saison betreffen, hat Herrsching auch im Hinblick auf die Spielzeit 2015/16 einen weiteren Vorteil: "Wir können nun schon komplett für die erste Liga planen", sagt TSV-Manager Frömming. "Wir wollen unseren Etat ja um 50 Prozent in Richtung 450 000 Euro steigern."

Frömming und Trainer Hauser haben sich auch schon wegen der Kaderplanung unterhalten. Auf zwei, drei Positionen wollen sich die Herrschinger verstärken. Und sie wollen natürlich auch zeitnah mit ihren Spielern sprechen. Einige, wie der australische WM-Teilnehmer Luke Smith dürften durchaus Begehrlichkeiten anderer Klubs geweckt haben. "Luke fühlt sich hier wohl. Ich kann mir schon vorstellen, dass er bleibt", sagt Frömming. Zumal, wenn alles noch etwas professioneller wird am Ammersee.

© SZ vom 10.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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