Derbysieg in Ismaning:Dreifach doppelt wichtig

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Einsatz, Zweikampfhärte, Mentalität: Unterföhrings Nasrullah Mirza (vorne) zeigt allein in dieser Szene alles, was Ismanings Trainer Stijepic am Samstag bei seinem Team – rechts Verteidiger Markus Neuber – vermisste. (Foto: Claus Schunk)

Unterföhring gelingt ein 2:0-Prestigeerfolg. Noch bedeutsamer sind die Zähler für den Klassenerhalt.

Von Stefan Galler, Ismaning

Eine halbe Stunde war vorbei im Bayernligaderby an der Leuchtenbergstraße, da ergriff Ismanings Kapitän das Wort: "Fünfzehn Minuten bis zur Pause, jeder 'n bisschen mehr! Das ist viel zu wenig", brüllte Maximilian Siebald quer über den Platz. Es war so etwas wie ein Weckruf, der jedoch ziemlich ungehört verhallte. Der FC Ismaning verlor das prestigeträchtige Bayernliga-Duell, das zudem eine hohe Bedeutung für den Abstiegskampf hatte, gegen den FC Unterföhring im eigenen Stadion 0:2 (0:1). Trainer Mijo Stijepic, selbst bis zu seiner Berufung zum Coach noch Teil dieser Mannschaft, stellte der Elf ein vernichtendes Zeugnis aus: "Was uns in den letzten Wochen stark gemacht hat, war kompromisslose Zweikampfhärte, Mentalität und Aggressivität. Und da haben heute einige Prozent gefehlt."

Beim Gegner aus der Nachbargemeinde herrschte dagegen große Erleichterung: "Das war in vielerlei Hinsicht wichtig", sagte Unterföhrings Trainer Peter Faber unmittelbar nach Spielende. "Wir konnten den Anschluss in der Tabelle wahren, haben nach vielen Enttäuschungen in dieser Saison einen tollen Dreier eingefahren und mit dem Derbysieg viele Mitglieder des FCU glücklich gemacht."

Es war tatsächlich ein sehr wichtiger Sieg, denn auch die Konkurrenz im Tabellenkeller punktete: Kirchanschöring schlug Rain 5:1, Schwaben Augsburg holte in Vilzing ein Remis (1:1) und sogar Schlusslicht Holzkirchen gewann 3:0 gegen Hankofen-Hailing. Womit der Rückstand von Unterföhring zum rettenden Ufer acht Zähler beträgt, Ismaning liegt fünf Punkte hinter Rang 13 zurück. "Durch diese Ergebnisse ist unser Erfolg heute doppelt wichtig", sagte Faber.

Seine Mannschaft hielt von Beginn an dagegen, obwohl Ismaning nach drei Siegen und einer unglücklichen Niederlage gegen Tabellenführer Türkgücü mit viel Rückenwind ins Spiel gegangen war. Zwar scheiterte Angelo Hauk noch in der Anfangsphase an Föhrings Torwart Daniel Shorunkeh-Sawyerr (9.), doch die beste Chance in der Anfangsphase hatten die Gäste, als Malcom Olwa-Luta, freigespielt von Nasrullah Mirza, aus acht Metern im glänzend reagierenden Sebastian Fritz im FCI-Tor seinen Meister fand (20.).

Und dann half den Föhringern auch noch der Gegner, als Olwa-Luta eine Freistoßflanke von der linken Seite zur Mitte brachte und sich die beiden Innenverteidiger Clemens Kubina und David Tomasevic gegenseitig behinderten - ein Eigentor brachte die Gäste in Führung (25.). Nur eine Ausgleichschance hatte Ismaning noch vor der Pause, nach einer Ecke von Tobias Killer köpfelte Markus Neuber freistehend am Winkel vorbei (44.).

Es folgte eine sehr kurze Halbzeitansprache von Mijo Stijepic: "Ich habe nur gesagt, dass das, was wir spielen, nicht dem entspricht, was wir wollen und was wir in den letzten Wochen gespielt haben. Dann bin ich wieder aus der Kabine raus", verriet der FCI-Trainer nach dem Spiel. Und der 39-Jährige sah durchaus in den ersten Minuten nach Wiederanpfiff eine Steigerung, Robin Volland etwa hätte gleich das 1:1 erzielen können, doch wieder zeigte Shorunkeh-Sawyerr eine gute Parade (48.). Dann war es ausgerechnet Volland, der mit einem Blackout die Partie vorzeitig entschied: Er trat den 19 Jahre alten Unterföhringer David Küttner mit offener Sohle von schräg hinten im Mittelfeld um, die gute Schiedsrichterin Annette Hanf zeigte zurecht glatt Rot (66.) und Stijepic war bedient: "Kann man geben, er springt dem Gegner voll rein." Dass die Übermotivation womöglich etwas mit der Anwesenheit von Vollands Bruder Kevin zu tun gehabt haben könnte, wies der Coach zurück: "Nein, nein, der ist immer so."

Den Sack machten die Gäste dann in der 78. Minute zu, nach Doppelpass mit dem eingewechselten Andreas Faber behielt der frühere Ismaninger Olwa-Luta im Eins-gegen-eins vor Torwart Fritz die Nerven und schob flach zum 0:2 ein - woraufhin Faber beim Torjubel die Kontaktlinse aus dem Auge rutschte und er erst einmal in der Kabine verschwand, um das Malheur zu korrigieren. Am Resultat änderte sich nichts mehr, Stijepic räumte ein, es sei womöglich ein Fehler gewesen, den Derbycharakter des Spiels im Vorfeld kleingeredet zu haben ("für mich sind nur die Spiele gegen Heimstetten Derbys"), während Peter Faber das Resultat nicht nur darauf reduziert sehen wollte, dass Ismaning nicht hundert Prozent bei der Sache gewesen sei: "Man ist immer nur so gut, wie es der Gegner zulässt. Und wenn wir so diszipliniert spielen wie heute, bringen wir in dieser Spielklasse jeden Gegner in Schwierigkeiten."

© SZ vom 19.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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