Derby Ismaning gegen Heimstetten:Erfolgreiches Möbelstück

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Drama in sechs Akten: Ismanings Kapitän Maximilian Siebald (li. gegen Maximilian Hintermaier) trägt mit seiner Torvorlage zum Unentschieden bei. (Foto: Robert Haas)

Ismaning und Heimstetten trennen sich nach einem emotionalen Derby 3:3. Den für die Gastgeber so wichtigen Punkt rettet 1,94-Meter-Mann Tomasevic mit seinem ersten Ballkontakt.

Von Stefan Galler, Ismaning/Kirchheim

Plötzlich stand da dieser Schrank, ein 1,94 Meter großes, allerdings ziemlich bewegliches Möbelstück, mitten im Strafraum des SV Heimstetten: David Tomasevic, das sprintende Wandregal, lief intuitiv dem Eckstoß von Tobias Killer entgegen, hielt den Fuß hin und drehte jubelnd ab: Keine fünf Sekunden nach seiner Einwechslung hatte der gelernte Ismaninger Innenverteidiger das 3:3 erzielt - vier Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit.

Es sollte der Schlusspunkt sein in einem aufregenden Bayernliga-Derby, in dem nur für die abstiegsgefährdeten Ismaninger wirklich viel auf dem Spiel stand. "Der Punkt kann noch Gold wert werden", sagte also FCI-Trainer Xhevat Muriqi nach der Partie, er war immer noch sichtlich mitgenommen vom vorangegangenen Wechselbad der Gefühle. Alles hatte im Stadion an der Leuchtenbergstraße nämlich perfekt begonnen für die immer noch abstiegsgefährdeten Gastgeber: Killer brachte einen Freistoß vor das Heimstettener Tor, Keeper Maximilian Riedmüller tauchte unter dem Ball durch und Daniel Steinacher köpfte ungehindert zum 1:0 für den FCI ein (5.). Doch anstatt danach abgeklärt möglichst lange von dieser Führung zu zehren und gegebenenfalls einen zweiten Treffer nachzulegen, folgte nur fünf Minuten später der Gegentreffer: Lukas Riglewski wurde freigespielt und überwand FCI-Torwart Florian Preußer mit einem ansatzlosen Heber - 1:1 (10.). "Wir haben vor der Pause zu viel quer gespielt, hatten zu viele Ballverluste und Probleme in der Rückwärtsbewegung", schimpfte Muriqi später. Zu sehen auch beim 1:2, als Riglewski sich als Vorbereiter profilierte, sein Zuspiel nahm Sebastiano Nappo mit der Brust an und donnerte den Ball unhaltbar zur Heimstettener Führung ins Tor (28.).

"Das war sehr nervenaufreibend, der Abstiegskampf kostet mich meine letzten Haare", sagt Muriqi

Ismaning war bemüht, die Kontrolle über die Partie zurückzubekommen, prompt schoss Killer nach Doppelpass mit Mijo Stijepic nur knapp am entfernten Pfosten vorbei (37.). In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit gelang dann doch noch der Ausgleich, einen Schuss von Kapitän Maximilian Siebald grätschte Bastian Fischer über die Torlinie - 2:2.

Nach der Pause stand dann der Kampf im Mittelpunkt, die Akteure rieben sich förmlich auf in zahlreichen Mittelfeldduellen. Manchmal drohte Schiedsrichter Lothar Ostheimer den Überblick zu verlieren, etwa als Ismanings Nils Ehret dem Heimstettener Riglewski böse foulte und der Referee nicht einmal Gelb zückte. Große Chancen waren Mangelware, dann unterlief Steinacher in der Vorwärtsbewegung ein fataler Ballverlust, Nappo hämmerte die Kugel aus 14 Metern in den Winkel (62.). "Was er beim 1:0 gut macht, macht er beim 2:3 schlecht", sagte Muriqi hernach über Verteidiger Steinacher.

In der letzten halben Stunde sah es nicht zwingend danach aus, als würde der FCI sich von diesem Schlag erholen. Dann gab es in Minute 86 einen Freistoß rund 30 Meter vor dem SVH-Tor; Malcom Olwa-Luta haute die Kugel unmotiviert Richtung Mauer und bekam dafür einen Eckball. Hektik am Spielfeldrand, Muriqi wollte wechseln. "Ich dachte schon, ich komme nicht mehr rechtzeitig rein, bevor Tobias Killer die Ecke tritt", sagte David Tomasevic. Doch dann konnte der Tausch doch noch stattfinden. "Und ich wusste, wenn ich reinkomme, dann mache ich ihn." Der serbische Verteidiger behielt Recht - und sein Team am Ende wenigstens einen Punkt im Rennen um den Klassenerhalt.

"Das war sehr nervenaufreibend, der Abstiegskampf kostet mich noch meine letzten Haare", sagte der für sein ruhiges Naturell bekannte Muriqi. Er zollte seiner Elf Respekt dafür, dass sie zweimal nach Rückstand zurückgekommen war: "Da ist Charakter drin." Doch der am Saisonende nicht freiwillig scheidende Coach hatte durchaus auch Kritikpunkte, etwa die wenigen Torabschlüsse: "Jeder hat die Verantwortung eine Station weitergegeben." So gerne würde er die Endphase seiner langjährigen Tätigkeit beim FCI ohne Stress genießen. Jetzt hofft er wenigstens auf eine vorzeitige Rettung einen Spieltag vor Saisonschluss: "Eine Woche chillen, das wäre schön." Aber auch sein designierter Nachfolger Rainer Elfinger verfolgte die Partie keineswegs entspannt auf der Gegengerade. Nach dem 3:3-Ausgleich schnaufte er erleichtert durch.

Und die Heimstettener? Die haderten ein bisschen mit der Tatsache, dass sie eine zweimalige Führung nicht über die Zeit bekommen hatten. "Drei Tore auswärts sollten eigentlich zum Sieg reichen", sagte Trainer Borislav Vujanovic. "Wir wollten unbedingt gewinnen, waren aber nicht konsequent genug." So bleibt es bei der Bilanz, dass der Sportverein noch nie ein Ligaderby gegen den FCI gewinnen konnte (sieben Remis, fünf Niederlagen). "Es soll einfach nicht sein", sagte Vujanovic, der dem Lokalrivalen jetzt die Daumen drückt: "Sie werden es aus eigener Kraft schaffen."

© SZ vom 02.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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