Derby in Pullach:Déjà-vu im Münchner Süden

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Das 1:0 von Maximilian Lüftl (re.) war zu wenig, Christoph Dinkelbach und Pullach gewannen glücklich. (Foto: Florian Peljak)

Unterföhring verliert in Pullach durch zwei späte Treffer mit 1:2. SVP-Trainer Schmöller beklagt nächsten Ausfall eines Stammspielers.

Von Fabian Dilger, Pullach

Das Wetter war im Juli besser. Und der Spielplatz lag im Münchner Norden und nicht im Süden. Aber ansonsten war das Rückrunden-Spiel des SV Pullach gegen den FC Unterföhring eigentlich eine Kopie der Begegnung in der Hinrunde, wie die Föhringer Fans nach Spielende vor sich hin fluchten. Die Gäste wurden nach einer guten Partie nicht belohnt - in der Nachspielzeit traf Pullach noch zum 2:1-Sieg und holte sich glücklich drei Punkte.

Im Duell der beiden Münchner Vorortklubs sahen die knapp 80 Zuschauer in der ersten Halbzeit kein einziges Derby-Flämmchen im Spiel. Unterföhring, Vorletzter in der Tabelle, überließ dem Dritten Pullach Ball und Raum bis zur Mittellinie, die Raben wussten im gegnerischen Territorium aber dann meist nicht so recht weiter. Eine kleine Auswahl an repräsentativen Szenen für das ganze Spiel: Ball wird ins Seitenaus gedroschen, Pullacher Spieler dribbelt ziellos mit dem Ball, Zweikampf im Niemandsland, Ball fliegt weit in Richtung Unterföhring, der Versuch eines Seitenwechsels landet im Aus, Ball wird wieder ins Seitenaus gedroschen. Bei Pullachs Trainer Frank Schmöller baute sich der Frust über den Verlauf der ersten Halbzeit hinweg immer weiter auf. Sein Rufen von der Seitenlinie begann motivierend, bald bekrittelte Schmöller die Unaufmerksamkeit seiner Spieler, steigerte sich zum Götz-von-Berlichingen-Zitat, um schließlich kurz vor der Halbzeit entnervt zu schreien: "Das ist Franz Beckenbauer-Gedächtnis-Fußball." Wahrscheinlich meinte Schmöller damit aber den in die Jahre gekommenen Kaiser, denn Eleganz und Finesse versprühte diese Partie nicht.

Nach dem Spiel verwies Schmöller zur Erklärung auf seinen derzeitigen Kader: Weil Alexander Benede und Michael Hutterer derzeit verletzt fehlen, mangele es an spielerischer Klasse und vor allem an Führung auf dem Platz. Die Sorgen von Schmöller wurden noch größer, als sich Mittelfeldspieler Daniel Leugner, mit sechs Toren Zweiter in der SVP-Torschützenliste, das Knie verdrehte und vom Feld musste. "Ich gehe nicht davon aus, dass er noch ein Spiel vor der Winterpause macht", sagte Schmöller hinterher.

Während die Gastgeber nach der Halbzeit den Leugner-Ausfall noch verarbeiten mussten, spielte Unterföhring für 20 Minuten guten Fußball - und ging in Führung. Nach einem Foul des jungen Pullacher Außenverteidigers Henri Koudossou trat Maximilian Lüftl direkt vor dem Strafraum zum Freistoß an: Der Schuss wurde noch abgefälscht und landete unhaltbar im linken Eck. Weil Pullach daraufhin stärker nach vorne drängte, fanden die Unterföhringer den Raum hinter dem aufgerückten Mittelfeld und spielten einige gefährliche Konter. Malcolm Olwa Luta tauchte zwei Mal aussichtsreich im Strafraum auf, erst schoss er über das Tor und dann den Torwart an. Nach einem Eckball konnte Pullach gerade noch vor der Linie klären. "Da muss das 2:0 passieren, das Ding muss einfach drin sein. Dann fahren wir das heim", ärgerte sich FCU-Trainer Peter Faber.

Statt dem zweiten Tor sah Faber die Wiederholung des Hinspiels. Obwohl zuvor nicht gefährlich, drehte Pullach mit zwei späten Toren die Partie, wie schon im Juli. Zweimal war dabei Dusan Jevtic beteiligt, in der 78. Minute nahm er im Strafraum eine Flanke an und überlupfte den Unterföhringer Torwart. Jevtic brachte in der Nachspielzeit auch den letzten Freistoß der Pullacher in den Strafraum, den Simon Rauscheder am langen Eck einköpfelte.

Die Unterföhringer waren nach dem Schlusspfiff entsprechend bedient, 20 Minuten dauerte es, bis die letzten Spieler in die Kabine trotteten. Faber war mit seiner Mannschaft insgesamt trotzdem zufrieden, auch wenn der FCU Vorletzter bleibt. Die jüngsten Spiele mit zwei Siegen und den knappen Niederlagen gegen den Dritten Pullach und den Tabellenführer Türkgücü zeigen einen guten Trend. "Die Mannschaft stabilisiert sich", sagte Faber. Beim Regionalliga-Absteiger waren im Sommer sehr viele neue Spieler hinzugekommen. Jetzt müssen Punkte her, um die Abstiegsränge zu verlassen, "aber es sind ja noch ein Packerl Spiele", erinnerte Faber. Nicht jedes Rückspiel läuft schließlich wie in der Vorrunde.

© SZ vom 05.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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