Derby in der dritten Liga:So viel besser

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Schmerzhafte Erfahrung: Sara Markovic setzt sich am Kreis durch, Vera Bassel, Teamkollegin Nicole Huber, Kirsten Walter und Lisa Antl (von links) können nur zusehen. Letztlich waren die Gröbenzeller Gäste haushoch überlegen. (Foto: Florian Peljak)

Mit ihrem 37:25-Sieg bei Aufsteiger HSG Würm-Mitte untermauern Gröbenzells Handballerinnen ihre Ambitionen auf die Rückkehr in die zweite Liga.

Von Nico Horn, München

Dass hier kein ganz normales Handballspiel stattfand, war schon von weitem zu sehen. Ein Sponsor der HSG Würm-Mitte hatte eigens einen Getränkestand vor die Würm-Arena gestellt, wie man ihn sonst von Musikfestivals kennt. Nur wenige Meter davon entfernt standen noch kurz vor Beginn des Derbys gegen die Handballerinnen des HCD Gröbenzell Dutzende Fans, die zu diesem mit Spannung erwarteten Spiel in der dritten Liga Süd noch einen Platz in der Halle ergattern wollten. 750 Zuschauer kamen am Samstagabend nach Gräfelfing - viel mehr hätten auch nicht in die Würm-Arena gepasst.

Bislang kannten sich die Spielerinnen der HSG und des HCD nur aus Trainingsspielen, Würm-Mitte spielte vergangene Saison noch Bayernliga, Gröbenzell in der zweiten Liga. Wem in diesem ersten Derby unter Wettkampfbedingungen die Favoritenrolle zukam, war also klar. Der 37:25-Sieg Gröbenzells überraschte deshalb niemanden. "Wir haben fast 60 Minuten das gemacht, was wir uns vorgenommen haben", sagte der hochzufriedene HCD-Trainer Hendrik Pleines. Warum das Ergebnis so deutlich ausfiel, war Pleines wie seinem Gegenüber Claus Lohmann klar: "Weil sie so viel besser sind als wir."

Bestätigt wurde Lohmanns Einschätzung bereits nach etwa zehn Spielminuten, so lange hatte Würm-Mitte noch gut mitgehalten. Dann aber zeigte sich die hohe individuelle Klasse Gröbenzells. "Die haben eben einen unglaublich starken Kader", sagte Lohmann voll neidloser Anerkennung. Er selbst hat auch kein schlechtes Team - zumal für einen Aufsteiger. Nur fehlen ihm in Ann-Christin Steinhart und Ex-Profi Belma Beba seit einer Weile zwei wichtige Akteurinnen. Ohne die beiden fehlte es bald an Durchsetzungskraft gegen die zweikampfstarken Gröbenzellerinnen. Bereits zur Pause führte der HCD in fremder Halle mit fünf Toren (12:17).

Zu Beginn des zweiten Durchgangs verlor Würm-Mitte endgültig den Anschluss. Innerhalb weniger Minuten erspielten sich die Gäste einen komfortablen Vorsprung. "Es war zu erwarten, dass es sehr schnell geht, wenn wir eine Schwächephase haben", sagte Lohmann, der mit zwei schnellen Auszeiten vergeblich versuchte, sein Team zurück ins Spiel zu bringen. Als die überragende Beatrice Mazzucco den Ball fünfmal in Folge im HSG-Tor versenkte, war selbiges vorentschieden (14:28). Mit zehn Treffern war Mazzucco auch beste Schützin der Begegnung. Aus HCD-Sicht sorgten zudem Vera Bassel und Amelie Bayerl (je 5 Tore) für ständige Gefahr aus dem Rückraum. Beste HSG-Werferinnen waren Isabell Toth (7) und Vera Laipple (6).

Bis auf eine kurze Spanne ab der 40. Minute zeigte der HCD, warum ihm nicht wenige den direkten Wiederaufstieg zutrauen. Pleines freut vor allem die Entwicklung seiner Mannschaft. Sie habe mittlerweile nur ganz wenige Phasen, in denen sie "Bullshit" spiele - also vom Plan abweiche. Aus diesem Grund hatte der HCD-Trainer selbst in dem kurzen Moment der Schwäche keine Angst, dass nun Gröbenzell etwas widerfahren könnte, wovon man letzte Woche noch profitiert hatte. Da hatte Gegner Haunstetten ein schon gewonnen geglaubtes Spiel noch aus der Hand gegeben. "Ich hatte keine Panik", versicherte Pleines, "weil ich wusste, dass wir besser sind".

Angesichts des offensichtlichen Leistungsunterschieds hatte Lohmann die Niederlage schnell abgehakt - eine Methode, die er auch seiner Mannschaft empfahl. Nächsten Samstag müsse man wieder liefern. Die Reserve der TuS Metzingen gehört zu der Sorte Gegner, welche die Wildkatzen im Kampf um den Klassenerhalt schlagen sollte. Lohmann hofft, dass bis zum kommenden Wochenende auch Belma Beba wieder einsatzbereit ist.

Derweil ist der HCD mit 10:2 Punkten nun Tabellenführer. Zuvor war er bereits nach Minuspunkten das beste Team der dritten Liga, hatte aber noch ein Spiel weniger als Allensbach und Freiburg (beide 9:3). Nach Freiburg reist Gröbenzell am kommenden Wochenende: "Wenn wir da gewinnen, sind wir auch zu Weihnachten oben dabei", prognostiziert Pleines. Nach drei bayerischen Derbys in Serie freut sich der HCD-Trainer auf ein normales Spiel - trotz ordentlicher "fünf Stunden Busfahrt".

© SZ vom 05.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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