Derby FC Ismaning gegen TSV Dachau:Reinhören und rausfinden

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Ratlosigkeit in Rot: Die Dachauer Spieler sind selbst fassungslos über ihre Leistung beim 1:4 in Ismaning. Nach der schonungslosen Kritik durch die Verantwortlichen dürften Konsequenzen nicht auszuschließen sein. Die Mannschaft liegt nach dem sechsten sieglosen Spiel in Serie nun nur noch einen Punkt vor den Relegationsplätzen (Foto: Johannes Simon)

1865 verliert das Derby beim FC Ismaning mit 1:4. Trainer Fabian Lamotte und Sportchef Marcel Richter werfen einigen Spielern vor, dass es an der Einstellung fehlt. Der Klub steckt im Abstiegskampf.

Von Christian Bernhard, Ismaning/Dachau

Niederlagen tun in den seltensten Fällen gut. Niederlagen sind aber auch nicht immer gleich. Es gibt knappe, verrückte, unglückliche - und solche, die verdeutlichen, dass mehr im Argen liegt, als nur drei verlorene Punkte. So eine hat der TSV 1865 Dachau am Samstagnachmittag kassiert. 1:4 (0:1) verlor die Mannschaft von Spielertrainer Fabian Lamotte am 14. Bayernliga-Spieltag das Derby beim FC Ismaning, damit ist sie nun seit sechs Spielen sieglos. Die Art und Weise, wie das Ergebnis zustande kam, erzählte mehr als die nackten Zahlen.

Er sei von einzelnen Spielern enttäuscht, sagte Lamotte, als er nach einer schnellen Dusche im Biergarten des Ismaninger Stadions Platz genommen hatte. Noch mehr trifft ihn, dass er ein grundsätzliches Problem ausgemacht hat. "Ich habe das Gefühl, dass es manchen von uns nicht so wichtig ist", sagte er mit ruhiger Stimme. "Und das ist schade für die, denen es wichtig ist." Es ist nichts Neues, dass die Einstellung bei einer auf dem Papier gut aufgestellten Mannschaft, wie Dachau sie hat, der zentrale Punkt sein kann. Beim TSV jedenfalls ist die Mentalität immer wieder ein Thema. Wie tief dieses Problem aber sitzt, gibt den Verantwortlichen zu denken. "Wir investieren zu wenig, wir beschäftigen uns zu wenig mit der Sache, wir sind zu wenig konzentriert", zählte Lamotte auf. "Teilweise im Training, teilweise im Spiel. Das ist einfach sehr enttäuschend."

Dachaus Sportlicher Leiter Marcel Richter hatte das Spiel zusammen mit dem zweiten Abteilungsleiter Konrad Kirschberger direkt neben der Auswechselbank verfolgt und dabei kaum eine Miene verzogen. Auch nach dem 0:4 blieb der sonst auch am Spielfeldrand oft emotionale Ex-Spieler demonstrativ ruhig und kaute etwas an seinen Fingernägeln. Seine Analyse nach Spielschluss aber war so wie jene von Lamotte: deutlich. Die Begriffe "Offenbarungseid" und "Auflösungserscheinungen" waren Teil seines Vortrags, er will jetzt erst einmal "in die Mannschaft reinhören" und dabei rausfinden, wie diese die Situation und sich selbst betrachte. Seine Beschreibung, wonach die Einstellung bei manchem Spieler "vielleicht nicht so hundertprozentig passt", war für einige Spieler noch sehr schmeichelhaft.

Dachau ist zwar noch Tabellen-Elfter, hat bei 15 Punkten aber nur noch einen Zähler Vorsprung auf die Relegationsplätze und drei auf einen direkten Abstiegsplatz. Er hoffe, dass jetzt alle begreifen, worum es für den TSV in den nächsten Wochen gehe, sagte Lamotte: "Da heißt es nach unten zu schauen." Er brauche nun jene Spieler, die sich mit der Situation beschäftigen und sich konzentrieren. Zusammengefasst: "Die, die wollen." Auf die Frage, welche Konsequenzen er aus der unbefriedigenden Situation ziehe, sagte der frühere Profi: "Gute Frage, eine Antwort darauf kann ich jetzt aber noch nicht geben."

"Ich wusste, dass wir Räume kriegen würden", sagte Ismanings Trainer Rainer Elfinger, dessen Mannschaft dank des ersten Sieges nach zuvor vier sieglosen Spielen auf Rang neun kletterte (17 Punkte). Dass diese sich bereits in den ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit, als Dachau nur 0:1 zurücklag, auftaten und Ismaning mehrere klare Torchancen ermöglichten, konnte Richter überhaupt nicht verstehen. "Das kann nicht sein", sagte er, "da muss ich an Spieler und Trainer appellieren, den Kopf ein bisschen einzuschalten." Es lag einzig und allein an Maximilian Mayer, dass der TSV diese Situationen schadlos überstand, denn der Gästetorwart hielt mehrfach ganz stark. "Ruhig bleiben, es ist nix passiert", rief Mayer seinen Mitspielern da noch zu, doch kurze Zeit später hatte sich einiges zugetragen: Bastian Fischer (75.) und Nazif Hajdarovic (77.), der vor der Pause bereits das 1:0 erzielt hatte (41.), erhöhten für Ismaning auf 3:0, Fischer legte in Minute 84 noch das 4:0 nach. Dann verloren die siegessicheren Ismaninger die Ordnung, mehr als der Ehrentreffer durch Christian Doll (85.) gelang den Dachauern trotz weiterer guter Chancen aber nicht mehr. "Die Niederlage in dieser Höhe ist absolut verdient", konstatierte Richter.

Es gelte nun intern und intensiv "ein paar Sachen" zu hinterfragen, befand er noch, dann müsse man schauen, "wie es am Dienstag läuft". Da treten die Dachauer beim Tabellennachbarn Hankofen an, und dort braucht es traditionell das, was der Mannschaft derzeit fehlt: Willen und Leidenschaft. "Zumindest vom Einsatz her" alles im Spiel zu geben, sei das "A und O", betonte Richter und gab seinen Spielern noch einen Ratschlag mit: "Wenn ich keinen Bock habe, am Wochenende zu spielen, muss ich halt was anderes machen."

© SZ vom 02.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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