Der sechste Strafstoß entscheidet:Euphorie nach Elfmeterschießen

Lesezeit: 2 min

"Ich bin so selbstbewusst zu sagen, dass ich ein guter Trainer bin": Claus Schromm. (Foto: Claus Schunk/imago)

Nach dem Toto-Pokalsieg glaubt die SpVgg Unterhaching wieder an den Klassenerhalt - zumindest sportlich

Von Christoph Leischwitz, Weiden

Lucas Hufnagel, der sechste und letzte Elfmeterschütze, wurde von jubelnden Mitspielern über das Feld gejagt. Josef Welzmüller packte den Präsidenten Manfred Schwabl und trug ihn zu den Fans. Und beim obligatorischen Humba-Tätärää lief der Pokal Gefahr, erheblich beschädigt zu werden. Feiernde Unterhachinger - ein Anblick, den man im Mai 2015 nicht unbedingt erwarten durfte. Nicht einmal im Toto-Pokal-Wettbewerb, wo sie im Viertelfinale schon so gut wie ausgeschieden waren. Damals, beim Regionalligisten Illertissen, hatten sie bis kurz vor Schluss 0:2 zurückgelegen. Am Mittwochabend, im Stadion der SpVgg Weiden, gab es Parallelen: Wieder lag Haching scheinbar hoffnungslos zurück, diesmal bis zur 84. Minute, wieder erzielte Pascal Köpke kurz vor dem Schusspfiff den 2:2-Ausgleich (zum 1:2 hatte Alon Abelski getroffen), wieder behielten die Spieler im Elfmeterschießen die Nerven. "Nach dem 0:2, ganz ehrlich, habe ich fast nicht mehr geglaubt, dass wir es schaffen", sagte Hufnagel nach der Siegerehrung. Der Unterschied zu Illertissen war: Diesmal fiel der Erfolg nicht ganz so glücklich aus, Unterhaching hatte in der ersten Halbzeit gute Chancen ausgelassen.

Nach dem Sieg war zumindest für ein paar Stunden das Gefühl aufgekommen, dass diese Mannschaft nicht kleinzukriegen ist. Und das, obwohl sie fast nur noch aus taktischem Flickwerk besteht. So musste Andreas Volk nach einer halben Stunde verletzt vom Platz, ein 18-jähriger Innenverteidiger, der gerade sein zweites Pflichtspiel für die Profis bestritt. Oder Torwart Yannik Öttl, der den sechsten Weidener Elfmeter hielt und nachher, auf dem Zaun stehend, auch gleich die Humba anstimmen durfte. Stammkeeper Felix Ruml hatte am Samstag vor dem Heimspiel gegen Preußen Münster im Stau gestanden und die Team-Besprechung verpasst. Er ist zumindest vorübergehend nur Ersatz.

Auf jeden Fall tat der Jubel den Spielern sichtlich gut inmitten der Wochen voller Ungewissheit. Unter anderem ist der Verein weiterhin auf der dringenden Suche nach finanzieller Rettung, der wirtschaftliche Klassenerhalt ist genauso fraglich wie der sportliche. In der dritten Liga steht die Mannschaft auf einem Abstiegsplatz, am kommenden Samstag wird sie versuchen, noch Siebzehnter zu werden. Sollten sie es schaffen, will wiederum sechs Tage später Präsident Schwabl bekannt geben, ob die Auflagen des DFB erfüllt werden konnten. Sprich: Ob er bis dahin einen Etat für die kommende Saison nachweisen kann, der den DFB zufriedenstellt.

Der Einzug in die DFB-Pokal-Hauptrunde sei mit Blick auf die Finanzierung einer Regionalliga-Saison "fast noch wichtiger" als für die dritte Liga, sagt Präsident Schwabl, denn in der vierten Spielklasse entfallen die TV-Prämien von mehr als 700 000 Euro. Zwar bezeichnet Schromm den Pokaleinzug als "kleinen Stein" in Richtung Lizenzierung. Das heißt aber auch: Die großen Steine fehlen immer noch. Die Rettung wird indes mit jedem Tag ohne Vollzugsmeldung unwahrscheinlicher.

Die Sportliche Leitung hat schon einmal eine zweigleisige Planung begonnen. Am Donnerstag gab Schromm bekannt, dass er in der kommenden Saison Cheftrainer bleiben wird - egal in welcher Liga. Daniel Wimmer bleibt zudem Co-Trainer und wird Sportlicher Leiter des Nachwuchs-Leistungszentrums, Daniel Kaiser bleibt im Trainerteam der ersten Mannschaft. Das bedeutet aber auch, dass Heiko Herrlich nicht, wie zunächst von der Vereinsführung gedacht, neuer alter Trainer in Unterhaching wird.

Schromm konnte sich am Mittwoch vorstellen, dass "der Sieg für die mentale Regeneration extrem beschleunigend ist" - dass also die Chancen gestiegen sind, am Samstag in Erfurt zu gewinnen: "Ich gehe davon aus, dass wir drinbleiben." Erstens wird das aber schon deshalb schwer, weil sich im Pokalfinale auch noch Kapitän und Abwehrchef Mario Erb verletzt hat, zudem ist Jung-Nationalspieler Thomas Hagn erkrankt, Volks Einsatz fraglich. Zweitens dürfte Schromm diese Aussage rein sportlich gemeint haben. Nicht finanziell.

© SZ vom 22.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: