DAV Freising:Straffes Programm

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Die Talentiade-Preisträgerin Frederike Fell startet im August auch bei der Jugend-WM. (Foto: privat)

Die 16-jährige Kletterin Frederike Fell trainiert mindestens viermal wöchentlich.

Von Alexander Kappen, München

Frederike Fell ist für ihren Sport viel unterwegs. Die 16-jährige Kletterin des DAV Freising absolviert viele Wettkämpfe und Lehrgänge im In- und Ausland und muss sich dafür hin und wieder auch vom Unterricht befreien lassen. Diesmal war es allerdings umgekehrt. Weil die 16-jährige Gymnasiastin aus Marzling derzeit auf Klassenfahrt in Berlin ist, musste sie wegen der Schule einen sportlichen Termin schwänzen: Sie konnte am Mittwochabend nicht am großen Fest im SZ-Hochhaus teilnehmen, bei dem sie mit einem Talentiade-Preis ausgezeichnet werden sollte. Vertreten wurde sie durch ihre Mutter und Schwester, ihren Trainer Christoph Gabrysch und den Freisinger DAV-Chef Christian Rester, der die Auszeichnung entgegennahm.

Sie finde es sehr schade, dass sie bei der Preisverleihung nicht persönlich dabei sein könne, ließ Frederike Fell ausrichten. Das schmälert aber nicht ihre Freude über die Auszeichnung. Das Klettern sei ein unglaublich wichtiger Teil ihres Lebens, deshalb sei es für sie sehr schön, dafür eine solche Anerkennung zu erfahren.

"Frederike wäre heute wahnsinnig gerne selber gekommen", sagte auch Christian Rester, der darauf verwies, dass für den Erfolg "die Sportler selber verantwortlich sind, wir als Funktionäre können nur eine kleine Basis dafür bieten". Diese Basis scheint in seiner Alpenvereinssektion allerdings auch sehr gut zu sein. Immerhin gewann Frederike Fell unter anderem den deutschen Meistertitel 2015 sowie die bayerische Meisterschaft 2016 und belegte in der Disziplin Bouldern - Klettern in bis zu vier Metern Höhe ohne Seilsicherung - bei der Jugend-WM in China Platz sechs. Und nicht zuletzt konnte sie an Pfingsten ihrer Sammlung eine weitere Trophäe hinzufügen, als sie Silber bei der deutschen Meisterschaft gewann - bei den Frauen, wohl gemerkt.

Beim DAV Freising sind derart erfolgreiche Nachwuchs-Athletinnen kein Einzelfall. Nach Lisa Knoche im Jahr 2005 und Mona Kellner 2013 ist Frederike Fell bereits die dritte Nachwuchsathletin des Vereins, die mit dem SZ-Talentiade-Preis ausgezeichnet wird. "Dass ein Verein hier bereits zum dritten Mal einen Preis abgesahnt hat, ist ziemlich einmalig", stellte auch SZ-Sportredakteur und Moderator Andreas Liebmann beeindruckt fest.

Nicht nur für den DAV Freising an sich, auch für Christian Rester war es bereits die dritte Preisverleihung, die er als Vorsitzender miterlebte. Er ist also schon eine Art Talentiade-Veteran, der in seiner langjährigen Laufbahn als DAV-Funktionär natürlich auch schon vielen Leuten begegnet ist. Und da kann man dann schon mal kurzzeitig etwas durcheinander bringen. Am Getränkestand, so berichtete er am Rande der Preisverleihung, habe er neben einem Mann gestanden, der ihm sehr bekannt vorgekommen sei. "Ich habe mir gedacht, vielleicht kenne ich den vom Alpenverein - aber dann ist mir eingefallen: Das ist ja der Matthias Sammer."

Der Fußball-Europameister von 1996 fungierte bei der Veranstaltung als Pate. Die Auszeichnung an den DAV Freising überreichte allerdings Monika Retschy - und die kennt Rester tatsächlich vom Alpenverein. Die 25-jährige gebürtige Münchnerin, die als größten internationalen Erfolg einen zweiten Platz beim Weltcup in Mumbai zu Buche stehen hat, ist zudem mehrfache deutsche Boulder-Meisterin. Zuletzt sicherte sie sich den Titel vor: Frederike Fell.

Am Zenit seiner Leistungsstärke sei man beim Klettern etwa mit 19 oder 20 Jahren, sagte Retschy, "aber das Alter geht immer weiter nach unten, die Sportler fangen immer früher an". Und mischen daher auch früher ganz oben mit, wie nicht zuletzt die Silbermedaille von Frederike Fell bei der DM gezeigt hat.

Dafür muss man als aufstrebende Athletin schon in jungen Jahren eine Menge Aufwand betreiben. Frederike Fell trainiert mindestens viermal wöchentlich drei Stunden oder mehr. Und auch das Wettkampfprogramm ist straff getaktet. Kommenden Montag reist die 16-Jährige zum European Youth Cup im Bouldern nach Frankreich, ehe Anfang August, ebenfalls im European Youth Cup, der Wettbewerb im bulgarischen Sofia ansteht. Mitte August startet sie beim Erwachsenen-Weltcup in München. Ende August geht es nach Innsbruck, wo als absoluter Höhepunkt die Jugend- WM auf sie wartet. Dort tritt Frederike Fell nun in der nächst höheren Altersklasse, der Jugend A, an und muss sehen, wie sie sich zurechtfindet.

Zuvor geht es aber noch ins Freie. Zwei Wochen lang einfach mal draußen am Felsen klettern - quasi zur Erholung.

© SZ vom 14.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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