Darts:Kleine Spitzen

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Nach der 5:8-Niederlage gegen Seriensieger Michael van Gerwen beim Grand Prix in München flüchtet sich Peter Wright in Galgenhumor. Für die Zuschauer im Zenith ist der Schotte die Nummer eins.

Von Nico Horn, München

Peter Wright war sauer. Das merkte man dem sonst so fröhlichen Schotten an, auch wenn er versuchte, seine Wut zu verbergen. Natürlich beglückwünschte er nach dem verlorenen Finale beim German Darts Grand Prix artig seinen Dauerkonkurrenten Michael van Gerwen, die Nummer eins der Welt. Halb im Scherz, halb im Ernst zischte Wright dem Rivalen auf der Bühne im Münchner Zenith aber auch zu: "Ich hasse dich."

Ganz so schlimm ist es natürlich nicht. Wright ist ein überaus freundlicher Zeitgenosse, der Menschen grundsätzlich eher liebt als hasst. Seinem Frust über das am Sonntagabend nach drei Turniertagen mit 5:8 verlorene Finale musste der Weltranglistenzweite aber irgendwie Luft machen.

Aus der Sicht seiner Kontrahenten kann van Gerwen momentan wirklich nerven. Seit seiner knappen Halbfinal-Niederlage bei der Weltmeisterschaft Anfang des Jahres dominiert er die Tour: Der Erfolg in München war bereits sein achter Turniersieg in der noch jungen Saison. Umso dringender wollte Wright, 48, ein Zeichen setzen und seine schwache Bilanz gegen den Niederländer verbessern. Gerade, weil der 20 Jahre jüngere van Gerwen schon vor einigen Jahren zu ihm gesagt hatte: "Du wirst die Nummer zwei sein." Das war weniger Kompliment als Frechheit, denn Wright stellte auch in München unmissverständlich klar: "Ich will die Nummer eins sein." Momentan ist aber van Gerwen der unbestrittene Herrscher über die Darts-Welt; Wright bleibt nur die Verfolgerrolle. Das zeigte sich auch in München.

Popularität in Person: Wenn der Schotte Peter Wright ans Brett tritt, johlt die Menge. (Foto: Johannes Simon)

Wright gab auf dem Weg ins Finale gerade einmal sieben Legs (einzelne Durchgänge eines Spiels) ab. Van Gerwen hatte nur in seinem ersten Match Probleme, besiegte Steve Lennon dann aber doch 6:5. Anschließend spielte er groß auf. Bis zum Finale. Im letzten Match des Turniers zeigte "Mighty Mike" dann zwar nicht seine beste Leistung - aber auch eine gute reichte. Van Gerwen siegte recht souverän. "I was rubbish", sagte Wright nach dem Finale zu seiner Frau - einen sauberen Mist habe er zusammengespielt. Dass sich Wright - ja eigentlich ein lustiger Typ - dann noch in Galgenhumor flüchtete, passte ins Bild: "He was lucky that I didn't show up." Van Gerwen habe Glück gehabt, dass er im Finale nicht wirklich anwesend war, meinte der Schotte. Das war selbstverständlich übertrieben. Wrights Leistung bei diesem Turnier war sehr gut. Nur für den Titel war sie eben nicht gut genug. Sie war die zweitbeste. Den Triumph strich mal wieder van Gerwen ein, der beteuerte, nur von Turnier zu Turnier zu denken: "Wenn du Fehler machst, kann es schnell bergab gehen."

Trotz seiner vielen Erfolge war der zweimalige Weltmeister in München nicht der Publikumsliebling. Die Zuschauer im Zenith standen im Finale klar auf der Seite Wrights. Van Gerwen registrierte die Missgunst der Menge leicht genervt: "Die Zuschauer sollten mich unterstützen, dann spiele ich noch besser und sie sehen vielleicht einen Neun-Darter." Klar, so ein perfektes Leg hätten sie auch in München gefeiert. Noch lieber hätten sie aber mal wieder einen anderen Sieger gesehen.

Beim Spiel mit dem Publikum hat der zweimalige Weltmeister Michael van Gerwen noch Verbesserungspotenzial. In München wirkte der Niederländer leicht genervt. (Foto: Johannes Simon)

Zum Beispiel Max Hopp. Der Deutsche war 2015 Jugendweltmeister und der zweitjüngste Spieler, der jemals an einer Weltmeisterschaft der Professional Darts Corporation teilnahm - so wirklich den Durchbruch hat er bis jetzt trotzdem nicht geschafft. Im Zenith spielte er sich überraschend ins Viertelfinale des Grand Prix - dort hatte er allerdings keine Chance gegen den erfahrenen Engländer James Wade. Ob das erste Einzel-Viertelfinale nun eine Wende in seiner Karriere sei, wollte er nicht prophezeien: "Nächste Woche kann ich schon wieder in der ersten Runde rausfliegen." Wichtig sei aber, dass er konstant gespielt habe. So wie beim überzeugenden 6:2 im Achtelfinale gegen den Österreicher Mensur Suljovic, den einzigen deutschsprachigen Weltklassespieler.

Suljovic ist Hopps Vorbild. "Er hat es geschafft, Darts im deutschsprachigen Raum voranzubringen", sagte der 21-Jährige nach dem Sieg über sein Idol. Der Österreicher ist da, wo Hopp gerne hin möchte - unter den Top 10 der Welt. Suljovic hätte auf jeden Fall nichts dagegen, wenn Hopp ihm bald dauerhaft Konkurrenz machen würde: "Jedes Land braucht einen Star. Österreich hat mich, Deutschland Max Hopp." Man glaubte Suljovic, als er Hopp zum Sieg gratulierte - die beiden sind miteinander befreundet, das betonen sie ständig. Andererseits sind sie sich auch noch nicht so oft auf höchstem Niveau begegnet - im Gegensatz zu van Gerwen und Wright, die schon weit über 60 Mal gegeneinander gespielt haben. Und - auch das hat dieses Darts-Osterwochenende in München gezeigt - Freunde werden die Ranglistenführenden eher nicht mehr.

© SZ vom 04.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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