Darts in Unterschleißheim:Die fantastischen Vier

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Zwischen Hulk und Homer Simpson: Der Schotte Peter Wright alias Snakebite, Weltranglisten-Fünfter, schürt gern die Emotionen des Publikums. (Foto: Imago)

"The Power", "Mighty Mike", "Snakebite", "The Wizard": Die Welt-Elite des Dartsports macht an Ostern Station in Unterschleißheim. Die Zuschauer erwartet ein mit 150 000 Euro dotiertes Spektakel voller Paradiesvögel.

Von Johannes Holbein, Unterschleißheim

Unterschleißheim - Wenn sich an diesem Oster-Wochenende "The Power", "Mighty Mike", "Snakebite" und "The Wizard" im Unterschleißheimer Ballhausforum treffen, dann nicht, um München vor den Bösewichten dieser Welt zu retten. Auch wenn die Spitznamen der vier Herren so klingen: Es sind keine Superhelden aus irgendwelchen Marvel-Comics. Und sie kommen auch nicht nach München, um die Welt zu retten. Sie spielen einfach nur Darts.

"The Power" heißt mit bürgerlichem Namen Phil Taylor, hinter "Mighty Mike" steckt Michael van Gerwen, "Snakebite" wird der Schotte Peter Wright von seinen Fans gerufen und im Ausweis von "The Wizard" steht der Name Simon Whitlock. Bis auf den 25-jährigen Holländer van Gerwen sind sie alle über 40, ausgestattet mit Oberkörpern, die mehr an Homer Simpson als an Hulk erinnern. Weltretter sind sie freilich nicht, Superhelden-Status haben sie in der Dartszene dennoch.

Die vier sind professionelle Dartspieler, zählen zu den Besten der Welt - und werfen über Ostern ihre Pfeile in Unterschleißheim. Dort finden die German Masters statt, ein Stopp der European Darts Tour. Beim Darts gibt es sogenannte Major-Turniere, die vergleichbar mit den Grand Slams im Tennis sind. Die European Tour ist eine Kategorie darunter einzuordnen. "Von der Stimmung und den Teilnehmern her ist sie aber wie Major-Turniere", sagt Werner von Moltke. Er ist der Gründer und Geschäftsführer der Professional Darts Corporation Europe mit Sitz in München. Sie ist ein Ableger der PDC, einem der beiden Weltverbände neben der World Darts Federation (WDF).

Im Winter 2005 entwickelte sich von Moltkes Begeisterung für diesen Sport. Im Skiurlaub schaute er die Darts-WM, war von Phil Taylor fasziniert und der Show, die in Purfleet am Rande Londons geboten wurde. "Ich hatte den Traum, auch in München ein Turnier zu organisieren", sagt von Moltke. Er nahm Kontakt zu Taylor auf und traf ihn in Köln. Da Taylor an Ostern 2006 noch bei keinem anderen Turnier zugesagt hatte, organisierte von Moltke eines in München. Acht Wochen hatte er dafür Zeit. "Ich hatte von Darts keine Ahnung. Ein Turnier in dieser kurzen Zeit auf die Beine zu stellen, war eine große Herausforderung", sagt von Moltke. In Dartkneipen habe er Werbung gemacht, um diesen Sport, der in England sehr populär ist, auch in München bekannter zu machen. 1200 Zuschauer waren da, um Phil Taylor zu sehen, es war die Geburtsstunde der German Darts Corporation, aus der 2009 die PDC Europe hervorging.

Nun findet zum zweiten Mal ein Turnier dieser Güte im Münchner Raum statt. "Wir wollten hier nach 2006 noch einmal ein richtig großes Turnier organisieren", sagt von Moltke. Finanziell habe es bislang nie geklappt. Die Hallen in München seien teuer und meistens belegt. "In Unterschleißheim hat jetzt alles gepasst." Mehrere Hunderttausend Euro gibt die PDC Europe für diese Veranstaltung aus. Der größte Teil davon ist das Preisgeld. 150 000 Euro werden ausgeschüttet, allein der Sieger bekommt 32 000 Euro. "Das ist auch der Grund, warum die Topspieler kommen", sagt von Moltke. Nicht weil sie auf das Geld angewiesen sind: Die Profis verdienen durch Preisgelder und Werbeeinnahmen jährlich im sechsstelligen Bereich, einige sogar Millionen. Sondern weil die PDC-Weltrangliste nach den gewonnenen Preisgeldern der jüngsten zwei Jahre geordnet wird. Und wer zu den besten 16 der Liste gehört, der ist für offizielle Turniere gesetzt. In München sind neun der zehn besten Spieler der Welt dabei. Nur Gary Anderson, der im Januar noch Weltmeister wurde, nimmt nicht teil. Außerdem haben sich noch 32 weitere Spieler qualifiziert.

Als von Moltke 2008 die Darts-EM in Frankfurt organisierte, waren 20 zahlende Zuschauer in der Halle. "Wir haben mit Freibier dann noch 20 angelockt, damit es im Fernsehen nicht so leer aussieht." Das wird in München nicht passieren. 12 000 Zuschauer erwartet von Moltke über die drei Tage verteilt. Die Karten sind nahezu ausverkauft.

© SZ vom 04.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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