Dachaus U-18-Volleyballer:Große Generalprobe

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Pokal vom Profi: Nationalspieler Patrick Steuerwald überreicht den Junioren des ASV Dachau die Meister-Trophäe. (Foto: Niels P. Joergensen)

Dachaus U18-Volleyballer gewinnen überraschend die Heim-DM - obwohl das Turnier nur zur Vorbereitung dienen sollte

Von Carolin Ranz, Dachau

Josef Wolf wirkte ein wenig entkräftet, er wollte sich erst einmal setzen. Die nervenaufreibende Arbeit des Wochenendes war ihm anzusehen. Das breite Grinsen auf seinem Gesicht verriet allerdings, dass sich diese Arbeit gelohnt hat. "Das fühlt sich sehr, sehr gut an", beschrieb der Volleyball-Trainer des ASV Dachau erleichtert. Gerade hatte er mit seinem Team die deutsche U18-Meisterschaft gewonnen - vor heimischer Kulisse und als Außenseiter. Zwar hatte Wolf erwähnt, dass es "sehr schwer wird, uns zu schlagen", dieses frech und risikobereit spielende Team, aber an den Titel hatte auch er nicht recht geglaubt. Zu groß schien die körperliche Unterlegenheit des ASV-Teams, das in wesentlichen Teilen aus einer U16 besteht. "Athleten gegen Milchgesichter", hatte Wolf plakativ gesagt.

Das Halbfinale gegen den VC Dresden versinnbildlichte diese Aussage. Dort gelang dem ASV die eigentliche Überraschung. Nachdem sich Dachau souverän durch die Vorrunde gespielt und das Viertelfinale gegen den TV Baden erst im Tiebreak mit 15:13 für sich entschieden hatte, war sich Wolf sicher: "Jetzt wird der Gegner übermächtig." Mit einer Bronzemedaille wäre er wohl zufrieden gewesen. Dresdens junge Männer waren ja deutlich athletischer, manche einen Kopf größer als die Dachauer. Mittelblocker Lukas Maase misst beispielsweise 2,08 Meter - beim ASV ist kein Spieler größer als 1,90. "Da hatten wir schon Respekt", erzählte Dachaus Außenangreifer Jonas Sagstetter nach dem Turnier. Und diese Überlegenheit demonstrierten die Dresdner im ersten Satz, als sie den ASV-Junioren die Bälle nur so um die Ohren schlugen und den Satz mit 25:12 gewannen. "Wir wollten uns nicht mit so einem schlechten Spiel verabschieden", erklärte Sagstetter, der als Ausnahmetalent in der ersten Herrenmannschaft des ASV schon Zweitliga-Luft schnuppern durfte - im vergangenen Oktober war der damals 15-Jährige der jüngste Spieler überhaupt in der zweithöchsten Klasse.

Es brauchte wohl einfach Zeit, bis sich Dachau an das hohe Niveau gewöhnt hatte. Den zweiten Satz jedenfalls gewannen die Dachauer letztlich mit 29:27 und feierten diesen schon wie einen Finaleinzug. "Das Publikum hat uns total geholfen", erklärte Sagstetter die Steigerung im Halbfinale, in dem die Stimmung in der voll besetzten Halle an alte Dachauer Erstligazeiten erinnerte. So kämpfte sich der ASV in den dritten Satz und am Ende (15:12) zum Sieg über Dresden. "Ich hab' doch gesagt, die Jungs sind gut", sagte Wolf nach dem Halbfinale grinsend und sichtlich stolz auf sein Team, das "extrem nervenstark und geduldig geblieben" sei und seinen Vorteil aus fünf Jahren gemeinsamem Training genutzt hatte.

Die Spieler haben im Endspiel dann auch noch Revanche genommen für das Vorjahresfinale der U16-DM. Dort unterlag Dachau der nahezu gleichen Mannschaft, die jetzt im Finale der Gegner war. Das Duell gegen den VC Gotha gewann Dachau dann in zwei umkämpften Sätzen (25:21; 25:23) - samt obligatorischer Jubeltraube nach dem Schlusspfiff. "Wir haben einen starken Gegner schlecht aussehen lassen. Wir hatten einfach die beste Mannschaft im Turnier", urteilte Wolf später noch völlig euphorisiert. Jonas Sagstetter stach aus diesem Team dennoch heraus, er sei der "mental Stärkste", fand Wolf. Sagstetter wurde von den Trainern zum besten Spieler des Turniers gekürt. "Das ist echt krass. Aber die Meisterschaft ist viel mehr wert. Nachdem wir letztes Jahr relativ klar verloren haben, wollten wir das Finale unbedingt gewinnen. Das ist ein unglaubliches Gefühl", schwärmte Sagstetter mit dem Pokal in der Hand, den Nationalspieler Patrick Steuerwald überreicht hatte.

Eigentlich sollte das Turnier die ASV-Junioren für die U16-DM stählen. "Diese zu gewinnen war schon seit dem Saisonbeginn unser Ziel", sagte Wolf. Nach der Meisterschaft muss sich das Team jetzt aber erst einmal sammeln - und neu formieren. Denn Jonas Sagstetter ist mittlerweile zu alt für die U16, sein jüngerer Bruder Benedikt aber wird am kommenden Wochenende in Magdeburg antreten. "Wir haben jetzt zwar Druck, aber wir sind spielerisch so stark, dass wir das eigentlich gewinnen müssten", sagte der 14-Jährige. Dafür will Wolf in dieser Woche noch "viel Taktiktraining" machen, denn dort ist der ASV in der Favoritenrolle.

© SZ vom 19.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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