Dachauer Derby:13 Punkte Vorsprung

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"Die Nummer eins im Kreis sind wir": Der FC Pipinsried dominiert das Gastspiel bei 1865 Dachau.

Von Christoph Leischwitz, Dachau

An der Kasse gab es zwar viele rote Fanutensilien zu kaufen, aber rund ums Spielfeld waren dann doch mehr gelb-blaue Mützen und Schals zu sehen. Der FC Pipinsried hat eine kleine, aber stolze und auffällige Fangemeinde, die auch dann ziemlich präsent ist, wenn es auf weite Auswärtsfahrten geht. Und wenn ein Derby ansteht sowieso. Es waren 68 Minuten gespielt, als die Pudelmützen-Fans "Die Nummer eins im Kreis sind wir" anstimmten, auch wenn das angesichts des Tabellenstands schon klar war. Immerhin, im Hinspiel hatte der TSV 1865 Dachau ein Unentschieden geholt, das ist bislang nur drei Mannschaften gelungen gegen den einsamen Spitzenreiter. Auch im Rückspiel hätte es kurzzeitig noch einmal spannend werden können, doch letztlich gewann Pipinsried verdient 4:1 (1:0) und baute seine Tabellenführung sogar noch aus, weil der TSV Wasserburg in Pullach verlor.

13 Punkte Vorsprung in der Bayernliga - was macht man da eigentlich, um den Fokus zu behalten? "Auf die anderen haben wir sowieso nie geschaut", sagt Spielertrainer Fabian Hürzeler, der zurzeit eigentlich nur Trainer ist - auf dem Platz wird er momentan nicht gebraucht, trotz einiger Verletzter. "Wir haben intern eine Punktzahl genannt, die wir bis zum Winter erreichen wollen", sagt er. Und die Offensivkräfte hätten sich wohl auch noch das eine oder andere Ziel gesteckt, um die Spannung hochzuhalten. Mehr als 100 Tore schießen (aktuell sind es 66), komplett ungeschlagen bleiben, solche Dinge.

Dass sich Hürzeler während der Partie durchaus auch ärgerte, war hernach schon wieder vergessen. Denn die spielerische Überlegenheit gegen die Nummer zwei im Kreis mündete in relativ wenigen guten Torchancen. Zumindest bis der 65er-Kapitän Dominik Schäffer in der 29. Minute Gelb-Rot nach einem Foul an Dennis Hoffmann sah - danach dauerte es nicht mehr lange. Die Führung erzielte Paolo Cipolla mit einem Kullerball kurz vor der Pause, das 2:0 Amar Cekic kurz danach (40., 47.).

Vor dem 3:0 zeigte sich, wie fokussiert die Mannschaft spielt: Mit einem Pass aus der Pipinsrieder Hälfte war die Dachauer Abwehr ausgehebelt, vier Spieler liefen auf einen Gegenspieler zu - doch dann ertönte ein Abseitspfiff. Eine Fehlentscheidung, weil sich alle Pipinsrieder beim Pass in der eigenen Hälfte befanden. Doch anstatt sich lange darüber aufzuregen, eroberten die Pipinsrieder nach dem Freistoß gleich wieder den Ball und versenkten eben den nächsten Konter im Tor - Steffen Krautschneider traf (50.). "Danach dachten alle, es wäre gelaufen", sagte auch Hürzeler. Doch der Favorit zeigte sich in Überzahl konteranfälliger als die eigentlich so unterlegenen Gastgeber. "Das war ja auch noch unsere einzige Chance", sagte Dachaus Spielertrainer Fabian Lamotte: "Auf solche Umschaltsituationen zu warten."

Sie warteten, dann ging es oft blitzschnell. Robin Volland traf per Konter zum Anschlusstreffer (53.) - und hätte beinahe noch das 2:3 erzielt, doch Christoph Rech rettete für den schon geschlagenen Pipinsrieder Ersatzkeeper Roman Artes auf der Linie (72.). "Mit dem zweiten Tor wäre vielleicht noch einmal Euphorie aufgekommen", sagte Lamotte, aber er sagte es ohne jegliche Euphorie in der Stimme - ein Unentschieden wäre diesmal nicht verdient gewesen. Ausgerechnet nach der gelb-roten Karte für den Pipinsrieder Hoffmann fuhren die Gäste wieder die gefährlicheren Konter. Oliver Wargalla schoss kurz vor Schluss das letzte Tor des Tages (89.). Der eingewechselte Angreifer hatte bis 2016 für 1865 gespielt. Besonders sei sein Treffer aber nur gewesen, weil er zuletzt viele Hundertprozentige habe liegen lassen, "ansonsten ist es immer wieder schön, hier zu sein, ist immer noch eine tolle Truppe", sagte er über die Kreisstädter. Der frustriert wirkende Lamotte wollte das Kompliment nicht ganz zurückgeben. Auch wenn diesmal mehr los war als sonst im Stadion, er werde die Pipinsrieder nicht vermissen, wenn sie aufgestiegen sind. Das meinte er natürlich aus rein sportlicher Sicht.

Wargalla verriet dann noch ein Ziel, eines, mit dem der Trainer die Spieler locken will: Wenn sie von den letzten fünf Partien vor der Pause vier gewinnen, beginnt die Vorbereitung auf die Restrunde zwei Wochen später. Vergangene Woche haben sie remis gespielt. Und das ist eine schlechte Nachricht für die kommenden Gegner 1860 München II, Schwabmünchen und Ingolstadt II.

© SZ vom 11.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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