Dachau - Pullach:Kurz eingenickt

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Schlammschlacht: Bei widrigen Platzverhältnissen besiegen Alexander Jobst (li.) und der SV Pullach Sebastian Brey und den TSV Dachau mit 4:2. (Foto: Niels P. Joergensen)

Die Isartaler setzen sich dank zweier schneller Treffer von Daniel Leugner nach der Pause beim TSV 1865 mit 4:2 durch. Damit schließt der SVP in der Tabelle nach Punkte zum Spitzenreiter aus Heimstetten auf.

Von Matthias Schmid, Dachau/Pullach

Frank Schmöller ist durchaus bekannt für hintersinnigen Humor. Als Daniel Leugner nach seiner Auswechslung in der 78. Minute Richtung Bank schlurfte und nach zwei Toren die Ovationen einiger Pullacher Fans entgegennahm, rief der Cheftrainer auf die Tribüne: "So gut war er nun auch wieder nicht." Schmöller lächelte, Leugner auch. Nach der Begegnung lächelten alle Pullacher. Mit 4:2 (0:0) siegte der Tabellenzweite am Sonntagnachmittag beim TSV 1865 Dachau und schloss punktemäßig zum Tabellenführer SV Heimstetten auf (je 43). "Wenn man die Platzverhältnisse bedenkt, haben wir ein sehr gutes Spiel gemacht", lobte Schmöller danach seine Spieler.

In der Tat hatte der intensive Regen den Rasen aufgeweicht, tiefe Furchen entstanden, in denen die Spieler immer wieder ausrutschten. Pullachs Martin Bauer schaffte es sogar, dass sein gelbes Trikot schon nach fünf Minuten nicht mehr gelb, sondern von hässlichen Flecken übersät mehr braun war. Ganz passabel Fußball wurde trotzdem gespielt. Und die erste Chance hatte der Tabellenachte aus Dachau: Christian Doll war mit Geschwindigkeit in den Strafraum geeilt, doch statt aus halblinker Position selbst abzuschließen, legte der Stürmer den Ball quer, wo ihn noch ein Pullacher herausschlagen konnte. "Wir haben in der ersten Hälfte ganz gut mitgehalten und hatten auch die eine oder andere Chance", fasste Dachaus Spielertrainer Fabian Lamotte hinterher zusammen. Die aktivere Mannschaft war aber Pullach. Christoph Dinkelbach schoss aus der Distanz (8.) und auch Leugner hatte aus der Ferne zwei gute Möglichkeiten kurz nacheinander (26.), Dachaus Torhüter Maximilian Mayer konnte allerdings jeweils abwehren.

Als dann ein paar Bälle irgendwo landeten, nur nicht beim Mitspieler, erhob sich Schmöller von seiner Bank und schrie gleich zweimal aufs Spielfeld: "Ist das schräg!" Ihm gefiel nicht, was er da von seinen Spielern sah. Dem früheren Erstligaprofi fehlten Tempo und Ideen im Spiel, vor allem nach Balleroberung forderte er immer wieder, auch mal in die Tiefe auf die Außenpositionen zu spielen, damit Andreas Roth und Martin Bauer so ihre Schnelligkeit ausspielen könnten. Schmöller sah nur, wie Lukas Dotzler aus dem Gewühl heraus TSV-Keeper Mayer aus kurzer Distanz an den linken Oberarm schoss (37.). Die schönste Kombination führte dann fast zum Pullacher Führungstreffer. Nach einem öffnenden Pass von Michael Hutterer auf die linke Seite flankte Leugner schnell nach innen, wo Dotzler aber an Mayer scheiterte. Der war der beste Dachauer Spieler in der ersten Hälfte. Das ist natürlich nie ein gutes Zeichen, wenn der Torhüter einer Mannschaft aus dem Kollektiv herausragt. Aber von 1865 war im Spiel nach vorne nichts zu sehen, es sah fast so aus, als würden sie imaginäre Stoppschilder vom Eintritt in den Strafraum abhalten. Doll schoss kurz vor der Pause noch über das Tor. Mehr war da nicht.

"Wir müssen das souveräner herunterspielen", grantelt Pullachs Trainer Schmöller

Nach dem Seitenwechsel agierten die Gäste dann "kurz schläfrig", wie Lamotte es ausdrückte. Das war eine nette Umschreibung für eine erstaunliche Orientierungslosigkeit, die von Pullach mit zwei Toren bestraft wurde. Leugner drückte zunächst ein Zuspiel von Bauer, der von der rechten auf die linke Außenbahn gewechselt war, über die Linie (47.), um nicht einmal eine Minute später mit dem Außenrist auf 2:0 zu erhöhen. "Die beiden Tore sind natürlich zu einem für uns äußerst günstigen Zeitpunkt gefallen", gab Schmöller zu.

Entspannt war sein Nachmittag trotzdem nicht. Denn nur eine weitere Minute verging, bis die Dachauer zum Anschlusstreffer durch Doll kamen. "Wenn wir mit 2:0 führen, müssen wir das souveräner herunterspielen", fand Schmöller. Seine Mannschaft konnte aber nicht verhindern, dass die 65er nun mutiger spielten, mit mehr Drang nach vorne. "Wir haben das Spiel wieder etwas spannender gemacht", sagte Lamotte. Bis zur 72. Minute: Dann köpfelte Pullachs Außenverteidiger Alexander Jobst das 3:1. Nur vier Minuten später war die Partie entschieden. Einen Freistoß von Dinkelbach aus 35 Metern ließ Torhüter Mayer nach vorne abprallen, Roth staubte zum 4:1 ab. Vier Minuten vor dem Ende verkürzte dann noch Quendrim Beqiri per Elfmeter zum 2:4, nachdem Jan Penic im eigenen Strafraum per Fallrückzieher geklärt, aber dabei nicht nur den Ball, sondern auch Nyabally Fally mit dem Schuh im Gesicht getroffen hatte.

Dass auch zwei Tore einen nicht von Frondiensten befreien, musste Leugner nach dem Spiel erfahren. Er war es, der das Netz mit den Ersatzbällen in die Kabine schleppte. Auf dem Weg begegnete er Maximilan Mayer am Putzbecken, der nur den Kopf schüttelte und seufzte: "Zwei Tore von dir zu bekommen, ist wirklich hart." Leugner nickte, bevor beide zu lachen begannen.

© SZ vom 13.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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