Crossminton:Urlaubsbekanntschaft

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Anna Hubert ist Leistungsträgerin und Aushängeschild des Crossminton-Erstligisten Poing Speed Fires. (Foto: privat)

Anna Hubert steht mit Poing vor dem zweiten süddeutschen Titel

Von Alexander Augustin, Poing

Als Anna Hubert vor drei Jahren ans andere Ende der Welt flog, hatte die Münchnerin von dem Sport, in dem sie heute Deutschlands Beste ist, noch nie gehört. Am Strand Australiens spielte sie erstmals Crossminton, eine Mischung aus Badminton, Tennis und Squash. Ihr Lehrer: Sönke Kaatz aus Buxtehude, eine Urlaubsbekanntschaft und zufällig Führender der Herren-Weltrangliste. "Mit Rückschlagsportarten hatte ich zuvor keinerlei Erfahrungen, war eher in der Leichtathletik zu Hause", erinnert sich Hubert. Inzwischen gehört die 22-jährige Medieninformatik-Studentin selbst zu den zehn besten Spielerinnen der Welt. Mit ihrer Vereinsmannschaft, den Poing Speed Fires, kann sie am Samstag zum zweiten Mal hintereinander den Meistertitel in der 1. Liga Süd holen.

Der Erfolg der Crossminton-Sparte des TSV Poing ist eng an Hubert geknüpft. "Hätten wir sie nicht, würden wir wohl gar nicht im Ligabetrieb antreten", sagt Spielertrainer Paul Holleis. Er hat die Abteilung 2013 gegründet, ohne zu ahnen, dass sie in derart kurzer Zeit so erfolgreich werden würde. Heute zählen die Speed Fires rund 50 Mitglieder. Gespielt wird ohne Netz, das Feld besteht aus zwei Quadraten, die 12,8 Meter voneinander entfernt sind. Hubert ist das Aushängeschild - und das nicht unbedingt nur, weil sie das größte Talent mitbringt, meint Holleis: "Es ist ungewöhnlich, dass sie ohne Erfahrung in Rückschlagsportarten in nur drei Jahren so gut geworden ist. Bei ihr zahlt sich die Leichtathletik-Vergangenheit aus." Sie bewege sich besser als die meisten Quereinsteiger aus dem Badminton oder Tennis.

Ihren schnellen Aufstieg hat Hubert im Mai mit dem deutschen Meistertitel gekrönt. In Oberhausen setzte sie sich gegen 23 Konkurrentinnen durch. "Ich konnte es gar nicht glauben, aber irgendwie habe ich es geschafft", sagte sie. Obwohl ihr Erfolg gar nicht so überraschend kam. Bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr wurde Hubert bereits Neunte. Die diesjährige Europameisterschaft verpasste sie wegen Prüfungen an der Uni. Ihr Studium ist ansonsten aber eher ein Vorteil. "Momentan habe ich noch relativ viel Zeit, um Crossminton zu spielen", sagt sie, "das will ich ausnutzen, solange ich kann." Auch internationale Erfolge sollen folgen.

Den nächsten Titel will sie aber zusammen mit den Poing Speed Fires holen. Der Gewinn der süddeutschen Meisterschaft ist nur noch Formsache, am Samstag reicht ein Unentschieden zu Hause gegen Nürnberg. Der Fokus liegt daher bereits auf der deutschen Meisterschaft, die im November in Hamburg stattfindet. Daran nehmen die jeweils besten zwei Teams der vier Bundesliga-Staffeln teil. Obwohl die Speed Fires mit Hubert die beste weibliche Starterin in ihren Reihen haben, zählen sie dort nicht zu den Favoriten. Im vergangenen Jahr erreichte das Team, das wie alle anderen auch aus drei Männern und einer Frau besteht, Platz sechs. "Die norddeutschen Vertreter sind deutlich stärker als wir", weiß Trainer Holleis. Der Hauptgrund sei, dass Crossminton vor rund zehn Jahren in Berlin erfunden wurde und sich daher erst im Norden verbreitet habe.

Mittlerweile ist der Trendsport nicht nur nach Bayern vorgedrungen, sondern in die ganze Welt. "In Japan und Südkorea gibt es einen regelrechten Crossminton-Boom", erzählt Holleis. Auch eine deutsche Nationalmannschaft hat sich formiert. Anna Hubert durfte ihr Land bisher zwar nicht vertreten, doch das soll sich im kommenden Jahr ändern: "Ich habe schon gehört, dass ich dann wohl im Kader bin." Zuvor wird nicht nur die deutsche Vereinsmeisterschaft entschieden, sondern auch die nationale Doppel-Meisterschaft, die am 22. Oktober ausgerechnet in Poing stattfindet. Selbstredend geht Hubert dort an den Start, im gemischten Doppel. Ihr Partner wird ein gewisser Sönke Kaatz aus Buxtehude sein.

© SZ vom 07.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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