BMX Park:Sechs Meter über Seehöhe

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Der Russe Irek Rizaev siegt im BMX-Contest vor dem Venezolaner Daniel Dhers, der als ältester Teilnehmer die spektakulärsten Sprünge zeigt.

Von Tobias Wirth, München

Paul Thölen rollte mit seinem BMX-Rad langsam Richtung Rampe, eine Dose Energydrink in seiner Hosentasche. Die benötigte er auch, denn ihm und den elf Kollegen stand ein fordernder Wettkampf bevor. Am BMX-Contest nahm Thölen zum zweiten Mal teil - und feierte doch eine Premiere: Im vergangenen Jahr nahm der frisch gebackene Abiturient lediglich am Best-Trick-Contest teil, bei den Finals stand die Abiturfeier an. "Abiball hat man halt nur einmal", stellte Thölen klar. Nun war er zurück in München. Als Profi. Während er BMX bislang der Schule unterordnete, reist der 19-Jährige aus Viersen in Nordrhein-Westfalen mit der Elite um die Welt, um zur Weltspitze aufzuschließen.

München lag dabei quasi vor der Haustür beim Treffen der besten Freestyler. In drei Vierergruppen fuhren und flogen die Topathleten in den Vorläufen um die Wette, in drei Runs von je 50 Sekunden galt es möglichst viele Punkte, die sich aus der Schwierigkeit der Tricks, der Variabilität des Laufs und der Kreativität der Linienwahl zusammensetzen, zu sammeln.

Vorjahressieger Kostya Andreev knallt auf den Bretterboden, ins Finale kommt er trotzdem

Der schlechteste Lauf durfte gestrichen werden, die vier Punktbesten fuhren anschließend im Superfinale den Sieg aus. Thölen, der sich eine Top-Ten-Platzierung erhofft hatte, startete in der dritten Gruppe. Den Anfang machte der zweite deutsche Fahrer: Tobias Freigang, 22, vom Niederrhein sprang von einer Halfpipe in den Parcours und eröffnete den Wettkampf mit einem Threesixty, also einer Drehung samt Fahrrad um 360 Grad hoch in der Luft, ihm gelang ein solider Lauf. Der folgende Niederländer Tom van den Bogaard hatte weniger Glück. Er brachte einen Vorwärtssalto nicht ganz zu Ende und landete unsanft auf dem Boden. Auch der Brite James Jones und der Russe Kostya Andreev wählten das Höchstrisiko und bezahlten mit Stürzen, immerhin blieben alle Fahrer unverletzt und dank eines Streichergebnisses aussichtsreich im Wettbewerb.

In der Vorrunde beeindruckte vor allem der Venezolaner Daniel Dhers. Der fünfmalige X-Games-Gewinner und mit 33 Jahren älteste Teilnehmer spielte seine ganze Erfahrung aus - Dhers zeigte in allen drei Läufen eine Weltklasseleistung. Mit Dreifachdrehungen und Salti in bis zu sechs Metern Höhe wusste er die elf Schanzen optimal zu nutzen und sicherte sich letztendlich den zweiten Platz. Neben Dhers waren der Brite Jack Clark und die Russen Irek Rizaev und Kostya Andreev ins Finale eingezogen. Vor allem Vorjahressieger Andreev, der nach seinem Sturz humpelte, begeisterte die 10 000 Zuschauer mit Nehmerqualitäten und kämpfte sich mit zwei starken Läufen in die Endausscheidung. Wo ihn dieses Handicap doch spürbar bremste, er wurde letztlich abgeschlagen Vierter. Strahlender Sieger in diesem so hochklassigen wie spannenden Finale wurde der 20-jährige Rizaev, der sich knapp vor Altmeister Dhers und Clark behauptete.

Thölen verpasste als Elfter die Top Ten knapp, auch im Best-Trick-Contest am Sonntag flog er an einer Medaille knapp vorbei, der Sieg ging an Marin Rantes aus Kroatien. "So ganz passt es bei mir momentan nicht. Ich hoffe, ich kann bis zum nächsten Event in Kalifornien wieder besser in die Spur finden", blickte Thölen nach vorne. In den kommenden drei Wochen steht zudem ein Wettkampf in Kanada für Thölen an: "Mit ein paar Energydrinks kein Problem."

© SZ vom 25.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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