Bezirksliga-Serie:Überraschung durch die "Upfer Buam"

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Arbeitet sieben Tage die Woche für die Spieler: Victor Medeleanu. (Foto: Günther Reger)

Liganeuling SC Unterpfaffenhofen-Germering hat Chancen auf den nächsten Aufstieg.

Von Christoph Leischwitz, Germering

Sie hatten keine Ahnung, wen sie sich da in den Verein geholt hatten. Beim SC Unterpfaffenhofen-Germering geben sie ganz offen zu, dass der Trainer Victor Medeleanu zu Beginn nichts anderes als eine Notlösung war. Die Zeit drängte im Sommer 2017: Die Wahlen zur Abteilungsleitung hatten sich so lange hingezogen, dass die Saisonplanung quasi ausfiel. Dann sagte noch ein Trainerkandidat ab. Dieser empfahl zumindest noch den Rumänen, der in Maisach wohnt und beim TSV Moorenweis zuletzt die erste Mannschaft und die A-Jugend gleichzeitig trainierte. "Der einzige, der an einen Erfolg geglaubt hat, war der Trainer", erzählt SC-Abteilungsleiter Sebastian Kotyk. Und was für ein Erfolg: Die beiden einzigen Niederlagen der vergangenen Saison musste der SC erst hinnehmen, als die Meisterschaft schon feststand. Am Ende stieg die Mannschaft mit 22 Punkten Vorsprung auf. Und so ging es weiter, nach neun Spieltagen in der Bezirksliga Süd waren sie ungeschlagen Tabellenführer. Mit dem aktuellen vierten Platz ist Medeleanu immer noch "sehr zufrieden", wie er sagt, für die Schwächephase im Oktober hat er eine gute Erklärung: "Wir hatten kaum eine Pause", sagt der 43-Jährige, die Sommerpause war sehr kurz gewesen.

Die Mannschaft steht nur einen Punkt hinter dem SV Nord, der auf dem Aufstiegs-Relegationsplatz überwintert. Der direkte Durchmarsch der "Upfer Buam" ist durchaus noch realistisch. Das Überraschendste daran ist, dass sich der Kader des Klubs so zu gut wie gar nicht verändert hat: Medeleanu trainiert dieselben Spieler, die bei seiner Ankunft noch "verunsichert" gewesen seien. Erst zur neuen Saison kamen in Torwart Marius Angelache und dem jungen Angreifer Franz Rathmann von der SpVgg Unterhaching zwei Leistungsträger hinzu, Abwehrspieler Valentin Batzer, 20, entwickelt sich gerade erst zum Stammspieler. Darf man also sagen, dass Medeleanu jeden einzelnen Spieler besser macht, so, wie man es sich von jedem Trainer wünscht? "Auf jeden Fall", sagt Kotyk.

Zum ersten Mal nach Deutschland kam Victor Medeleanu im Frühjahr 1999, der Mittelfeldspieler mit rumänischer Erst- und Zweitliga-Erfahrung hatte die Chance bekommen, sich über das Training bei Fortuna Düsseldorf zu empfehlen. Beim damaligen Trainer Peter Neururer misslang dann aber der Durchbruch in Mitteleuropa. Sein Sportstudium schloss er mit einem Trainerschein auf Uefa-Lizenzniveau ab, zuletzt absolvierte er unter anderem eine Hospitanz bei Ajax Amsterdam. Er ging nach Deutschland, brauchte nun eine Arbeit, sprich: eine Mannschaft - und landete in Moorenweis. Abgesehen davon, dass Medeleanu taktisch gebildet ist, hat er auch überdurchschnittlich viel Zeit: "Wir gehen sehr professionell an die Sache heran", sagt er über sich und seinen Co-Trainer Bernd Schrock, er arbeite sieben Tage die Woche an der Entwicklung der Mannschaft. Der Kader der ersten wie auch der zweiten Mannschaft ist sehr groß, weil die dritte Mannschaft kurzfristig nicht melden konnte. Doch alle zögen mit, sagt Medeleanu stolz. "Er holt die Spieler dadurch ab, dass er mit jedem einzelnen sehr viel spricht", erzählt Kotyk. Das eigentliche Training sei sehr balllastig, aber zusätzlich gebe es eben auch Taktik- und Videoanalysen der eigenen Spiele. Medeleanu traut seiner Mannschaft die Landesliga durchaus zu, "so groß sind die Unterschiede nicht", findet er. Ein oder zwei "Spieler, die den Unterschied machen", müsse man dann aber wohl zum Verein holen, sagt er. Und da wird es kompliziert.

Um die Landesliga finanziell zu stemmen, müsse man noch einige Klinken erfolgreich putzen gehen

Denn Unterpfaffenhofen-Germering zahlt seinen Spielern angeblich kein Geld. Spartenchef Kotyk sieht die Abteilung zwar finanziell schon besser aufgestellt als noch vor anderthalb Jahren. Um die Landesliga finanziell zu stemmen, müsste man aber noch einige Klinken erfolgreich putzen gehen. Gleichzeitig ist ihm auch völlig klar: Sollte sich die Perspektive mittelfristig nicht verbessern, wird ein Coach wie Medeleanu kaum zu halten sein. "Und wieso sollten wir ihm auch den Weg in die Bayern- oder Regionalliga verbauen?"

Im Moment, sagt Medeleanu, stecke seine Mannschaft noch in "einem Prozess", es ist ihm anzuhören, dass ihm die Arbeit in Unterpfaffenhofen Spaß macht und dass er das Potenzial des Kaders noch nicht für ausgereizt hält. Sollte Medeleanu noch eine Weile bleiben - es wäre möglich, dass sich im Landkreis Fürstenfeldbruck auch mal wieder ein höherklassiger Amateurklub etabliert.

Bisher erschienen: SV Dornach (7.2.)

© SZ vom 14.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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