Bezirksliga-Serie, Teil 5:Bauherr aus der Bayernliga

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"Das sind junge Burschen mit klarem Plan. Und für mich ist außerdem die räumliche Nähe perfekt": Heiko Baumgärtner, 35, stürzt sich mit Elan in seine neue Aufgabe in Ebersberg. (Foto: Claus Schunk)

Nachdem das Eigenheim steht, arbeitet Trainer Heiko Baumgärtner, einst beim SV Heimstetten erfolgreich, nun mit dem TSV Ebersberg am mittelfristigen Aufstieg. Künftig auch mit finanziellen Anreizen.

Von Stefan Galler, Ebersberg

Heiko Baumgärtner muss ein bisschen lachen, als er sein vergangenes halbes Jahr in einem Satz zusammenfasst: "Die eine Baustelle habe ich mittlerweile fast zu Ende gebracht, jetzt gehe ich die nächste Baustelle an." Und während also das Mehrfamilienhaus, das er für seine Freundin und sich, für die Mama und die Oma in Ebersberg errichtet hat, mittlerweile bezugsfertig ist, hat sich der 35 Jahre alte Fußballtrainer bereits auf seine neue Herausforderung gestürzt: Ein knappes Jahr, nachdem er beim Bayernligisten SV Heimstetten aufgehört hatte, um sich in seiner Freizeit vollkommen dem Hausbau zu widmen, ist Baumgärtner wieder Trainer - zwei Klassen tiefer, in der Bezirksliga Ost, beim TSV Ebersberg.

Dort hat man sich im Oktober von Trainer Manfred Steppan getrennt, nach acht sieglosen Spielen in Serie. Der TSV war tief in den Tabellenkeller gerutscht. Für das junge Trio an der Abteilungsspitze - Spartenleiter Dominic Mayer, Stellvertreter Florian Huber und Sportdirektor Zeljko Prelcec - Grund genug, Baumgärtner von einem Comeback zu überzeugen. "Es hatte sich in Ebersberg herumgesprochen, dass ich langsam wieder Zeit für eine neue Aufgabe hatte", sagt Baumgärtner. Dann hätten ihn die Fußball-Bosse des TSV kontaktiert und beim ersten gemeinsamen Treffen "beeindruckt", wie der Coach zu Protokoll gibt: "Das sind junge Burschen mit klarem Plan. Und für mich ist außerdem die räumliche Nähe perfekt, ich habe noch nie so nah an einem Verein gewohnt, für den ich gearbeitet habe."

Allerdings galt es erst noch ein intensives Einzelgespräch zu führen, schließlich ist ausgerechnet der Sohn des geschassten Baumgärtner-Vorgängers Manfred Steppan der Leitwolf im Ebersberger Team: "Ich kenne Michael Steppan schon aus meiner Zeit in Heimstetten, wo er aus der U 23 in die erste Mannschaft kam und Stammspieler wurde", sagt der Coach über seinen Kapitän. "Wir hatten immer ein gutes Verhältnis, deshalb habe ich vor meiner Zusage mit ihm geredet." Das Thema war rasch vom Tisch, Steppan versicherte Baumgärtner, dass er sich trotz der Enttäuschung über die Demission seines Vaters voll in den Dienst der Sache stellen würde. "Michael ist unser Leader, eine Bezugsperson für mich", so Baumgärtner.

Als Bayernligatrainer sei es anfangs schon eine "krasse Umstellung" für ihn gewesen, plötzlich in der Bezirksliga zu arbeiten. "Die Jungs sind weit weg vom Profitum, dessen muss man sich bewusst sein. Und ich wusste natürlich, worauf ich mich einlasse." Immerhin hatte der 35-Jährige seine Trainerkarriere einst in der Kreisklasse beim TSV Ottobrunn begonnen, den er in die Kreisliga führte. Später war er für den Kreisligisten TSV Grasbrunn-Neukeferloh verantwortlich, ehe er beim SV Heimstetten zunächst die Reserve in der Bezirksliga betreute, bevor er 2015 die erste Mannschaft übernahm.

Ein wenig von der Professionalität, die Heiko Baumgärtner in Heimstetten schätzen gelernt hat, möchte er gerne beim TSV Ebersberg implementieren. "Im ersten Schritt geht es darum, den Klassenerhalt zu schaffen, und zwar ohne Relegation", sagt er. Nach drei sieglosen Spielen unter seiner Regie hatte es im letzten Spiel vor Weihnachten dann doch noch einmal richtig gescheppert, beim SV Au setzten sich die Ebersberger mit 4:0 durch und kletterten dadurch auf Rang elf, ein Punkt vor dem ersten Relegationsrang.

In den nächsten Jahren soll es mit dem TSV Ebersberg dann nach oben gehen: "Hier schlummert etwas, das wachgeküsst werden will", sagt der Coach und meint die Chance, eine Identifikation der Bevölkerung mit dem Klub zu initiieren. Derzeit bestehe die erste Mannschaft zu mehr als 90 Prozent aus Eigengewächsen aus der Region, die zu einem Großteil noch nie anderswo gespielt haben. "Wir bezahlen nicht einmal eine Punktprämie", verrät Baumgärtner und findet genau diesen Umstand gar nicht so gut: "Wenn du etwas erreichen willst, brauchst du Anreize." Und deshalb hat er mit der Abteilungsleitung für die kommende Rückrunde zumindest eine Mannschaftsprämie für erfolgreiche Spiele ausgehandelt. "Dann kommt wenigstens etwas in die Teamkasse. Und in Zukunft gibt es dann ja vielleicht auch individuelle Prämien." Das sei derzeit auch deshalb schwierig, weil man wegen eines Wasserschadens im Jugendstadion finanziell etwas klamm ist. "Aber wir wollen Unterstützer aus der Region an Land ziehen, um Schritt für Schritt nach oben zu kommen."

Und dann wird man sich auch mit externen Zugängen verstärken. Immerhin einen Neuen konnte Baumgärtner während der Winterpause schon mal verpflichten: Stürmer Georg Münch, 27, zwischenzeitlich auch mal in Heimstetten, beim Kirchheimer SC und in Unterföhring, kehrt zu seinem Stammverein zurück, nachdem er zuletzt ein halbes Jahr in Namibia gelebt hatte. "Ein gewiefter Hund", sagt Baumgärtner über Münch. "Das kann einer sein, der auch mal ein paar Kisten macht." Und so einen haben sie in Ebersberg dringend vermisst, angesichts von nur 23 Toren aus den ersten 19 Spielen.

© SZ vom 07.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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