Bezirksliga-Serie, Teil 3:Warten auf Diego

Lesezeit: 3 min

Das Ziel ist die Landesliga: „Dafür hat man mich geholt“, sagt Trainer Thomas Seethaler. (Foto: Claus Schunk)

Keine Angst vor Prominenz: Der FC Aschheim ist im vergangenem Sommer erst aufgestiegen, hat aber schon wieder große Pläne.

Von Stefan Galler, Aschheim

Im Laufe der letzten Saison war er sogar zweimal da. Diego Armando Valentin Contento, wie der frühere Linksverteidiger des FC Bayern mit vollem Namen heißt, besuchte den FC Aschheim und damit auch seine sämtlichen Geschwister. Denn alle drei Brüder des 29 Jahre alten Profis spielen bei dem Verein aus dem östlichen Landkreis München. Diego, der von seinen aus Neapel stammenden Eltern tatsächlich nach dem großen Maradona, der SSC-Napoli-Ikone, benannt wurde, ist mittlerweile aus Bordeaux zurückgekehrt in die Bundesliga, fehlt seinem Klub Fortuna Düsseldorf jedoch wegen eines Kreuzbandrisses noch - und hat deshalb Zeit, dann und wann nach Aschheim zu kommen. "Es ist natürlich für uns auch toll, wenn ein Profi vorbeikommt. Gerade die Jugendspieler haben das sehr genossen", sagt Steffen Tripke, der Sportdirektor des Klubs.

Contentos Besuche waren nicht die einzigen Highlights in den vergangenen zwölf Monaten: Noch eine Idee wichtiger war die Rückkehr des Klubs in die Bezirksliga und damit "auf die Landkarte des Fußballs", wie es Tripke ausdrückt. Mit 77 von 84 möglichen Punkten haben die Aschheimer die vergangene Spielzeit in der Kreisliga abgeschlossen. Für Trainer Thomas Seethaler Grund genug, gleich mal das Internet zu durchforsten: "Ich habe in ganz Bayern keine Kreisligamannschaft gefunden, die einen besseren Punkteschnitt gehabt hätte als wir", erzählt der 49-Jährige, für den das Engagement beim FCA wie eine Heimkehr ist: Schon zwischen 1997 und 2008 war er für den Klub tätig, zuerst als Spieler und später in verschiedenen Funktionen, streckenweise sogar gleichzeitig als Trainer der ersten und zweiten Mannschaft und Technischer Leiter.

Anschließend war er einige Jahre beim SV Nord Lerchenau, dann zunächst Assistenz- und später Chefcoach beim FC Unterföhring, wo er das zweifelhafte Vergnügen hatte, eine überforderte Mannschaft in der Regionalliga zu trainieren. Nach einem kurzen weiteren Intermezzo bei Nord Lerchenau nun also wieder Aschheim. Dort war im Dezember 2017 Siegfried Weiß im 42. Jahr seiner Präsidentschaft überraschend gestorben. Dessen Nachfolger Herbert Lämmer nahm sogleich Kontakt zu Seethaler auf und beendete im Sommer 2018 die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Trainer Zeljko Budisa. "Das Ziel ist die Landesliga, dafür hat man mich geholt", sagt Seethaler selbstbewusst.

Nachdem die Kreisliga nur Durchgangsstation war, starteten die Aschheimer im vergangenen Sommer also in ihre erste Bezirksligasaison seit dem Abstieg 2013. Zu Saisonbeginn trumpfte die Elf auf, als wäre sie nie weg gewesen, feierte in den ersten vier Spielen drei Siege. Im Herbst aber folgte eine Schwächephase mit fünf sieglosen Partien in Serie. Der Neuling überwintert auf dem elften Tabellenplatz, punktgleich mit dem ersten Relegationsrang, allerdings haben die Aschheimer noch zwei Nachholpartien in der Hinterhand, die erste noch vor dem Start der regulären Runde am 14. März beim Tabellenschlusslicht Waldkraiburg. "Es hätte besser laufen können", sagt Seethaler über die ersten 17 Spiele. "Wir hatten eine sehr kurze Sommerpause, da sind uns dann im Oktober die Körner ausgegangen." Sportdirektor Tripke ergänzt: "Es war klar, dass wir nicht gleich wieder ganz vorne sein würden. Wir hatten aber auch Verletzungspech."

Für die Rückrunde hat der FCA nun den langfristigen Ausfall eines echten Leistungsträgers wegzustecken: Stürmer Stefan Huber (acht Saisontore) erlitt im November einen Kreuzbandriss und fehlt bis Saisonende. Das bedeutet, dass Routinier Robert Söltl, 33, der Coach Seethaler auch als Assistent zur Seite steht, vorne zum Alleinunterhalter avanciert. Der andere Co-Trainer ist im Mittelfeld aktiv: David Müller, 29, spielte einst sechs Jahre lang in der Jugend von Schalke 04. Söltl und Müller zählen laut Sportdirektor Tripke ebenso zu den Stützen im Team wie die Contento-Brüder Domenico, 34, und Vincenzo, 37, Torwart Pascal Jakob, 28, Kapitän Falk Schubert, 34, und der aus Dornach geholte Alexander Mrowczynski, 28.

Und dann gibt es auch noch ein paar Talente wie den jüngsten der Contentos, den 19 Jahre alten Alessandro. Der war von der U19 des FC Deisenhofen zum FCA gewechselt, hatte in der Hinrunde jedoch mit Knieproblemen zu kämpfen. Dass auch Vater Pasquale mittlerweile als Jugendtrainer in Aschheim tätig ist, wertet Thomas Seethaler als Erfolg für den Verein, der über eine perfekte Anlage verfügt, auf der bis zur Fertigstellung des Campus auch regelmäßig die Frauen- und Jugendmannschaften des FC Bayern ihre Heimspiele austrugen: "Es spricht für uns, dass sich die ganze Familie Contento hier wohl fühlt", sagt Seethaler. Und fügt lachend hinzu: "Jetzt fehlt nur noch Diego."

© SZ vom 06.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: