Bezirksliga-Serie:"Manchmal ist es einfach komisch"

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FC Alte Haide-DSC München Torwart Marius Kuisle und die Mannschaft FC Alte Haide-DSC München Torwart Marius Kuisle und die Mannschaft (Foto: privat)

Alte Haide entlässt den alten Erfolgstrainer - und gewinnt Spiele in Serie.

Von Nico Horn, München

Anfang Oktober gehen die Verantwortlichen des FC Alte Haide-DSC München volles Risiko. Sie entlassen Andreas von Pechmann, den Trainer, der sie erst in die Bezirksliga gebracht und dann souverän den Klassenerhalt geschafft hat. Mit Andreas von Pechmann hatte die Alte Haide immer Erfolg. Stephan Schober, der Sportliche Leiter des FC, sagt: "Er hat hier eine Wahnsinnsarbeit geleistet." Aber jetzt, nach zwölf Spieltagen mit nur drei Siegen, muss von Pechmann gehen.

So ein Trainerwechsel kann ein Team aus der Krise holen - aber er kann auch einen ganzen Bezirksligisten ins Chaos stürzen. Das ist die Gefahr, wenn der Trainer der zweiten Mannschaft den der ersten ersetzt. "Es hätte für den kompletten Verein schiefgehen können", sagt Schober.

Robert Kaunzinger trainierte eineinhalb Jahre die zweite Mannschaft, er war erfolgreich, wurde Zweiter in der Kreisklasse. Die Befürchtung war, dass am Ende die Reserve unter dem Trainerwechsel leidet. Und dass Kaunzinger die Erste wieder hinkriegt, war längst nicht sicher. "Wir wären mit einem Chaos dagestanden", sagt Schober. Hinterher hätte man behaupten können, es sei selbst verschuldet, denn von Pechmann ist ein guter Trainer, das wissen auch heute noch alle im Verein. Nur: "Manchmal ist es im Fußball einfach komisch", sagt Max Rabe, der Stürmer und Co-Trainer des FC. "Es gibt nicht den einen Grund, aber man hat gemerkt, dass irgendetwas nicht mehr passt."

Sie haben sich die Entscheidung damals nicht leicht gemacht, das merkt man, wenn Schober und Rabe über von Pechmann reden. Es ist ihnen auch klar, dass "der Trainerwechsel dem einen oder anderen hart vorgekommen sein mag", wie es Schober ausdrückt. Aber sie spürten, dass sie etwas ändern müssen. Und taten es. Rabe sagt: "Wenn man die Ergebnisse sieht, war der Trainerwechsel schon notwendig."

Das erste Spiel mit Kaunzinger verlor Alte Haide gegen Moosinning, immerhin Tabellenzweiter. Dann das Derby gegen Schwabing. Der FC führte, lag hinten, machte in der fünften Minute der Nachspielzeit den Ausgleich. 2:2 in letzter Minute. "Das hat einen Schub gegeben", sagt Schober. Es folgt noch ein Unentschieden gegen Schwaig, den Dritten. Ende Oktober gewann Alte Haide bei Feldmoching. Seitdem haben sie in der Liga nicht mehr verloren. Auch die Zweite kommt gut zurecht. Heute sagt Schober: "Es ist so geworden, wie wir es uns gewünscht haben, nicht, wie wir es befürchtet haben."

Erreicht ist trotzdem noch nichts. Als Elfter steht Alte Haide direkt über dem Relegationsplatz. Rabe sagt: "Es wird brutal schwer." Was der Stürmer und Co-Trainer meint: Alte Haide hat 20 Spiele, andere dahinter haben erst 17 oder 18. Wenn die ihre Nachholspiele gewinnen, fällt der Klub zurück auf einen Abstiegsplatz. Gerade deshalb sind die Spiele direkt nach der Winterpause so wichtig. Zuerst geht es gegen Palzing, dann gegen Eichstätt II, danach nach Ingolstadt. Spiele gegen den 14., 13. und 16.

Wenn Alte Haide diese Spiele gewinnt, oder zumindest zwei der drei, könnte es mit dem Klassenerhalt klappen. Selbstvertrauen sei zumindest wieder da, glauben Schober und Rabe. Es sei gekommen, nachdem die Siege kamen. Kaunzinger habe die Defensive gestärkt und die Fitness verbessert, vor allem letzteres war in der Vorbereitung noch mal Thema. "Die Jungs haben gut mitgezogen", sagt Schober. Vom Ergebnis her liefen auch die Testspiele gut, nur gegen Oberweikertshofen aus der Bezirksliga Süd gab es eine Niederlage. Trotzdem sagt Rabe: "Spielerisch war das nicht so berauschend." Was er sich vorstellt, ist eine Mischung aus offensivem Pressing und stabiler Defensive. Dafür muss viel stimmen, die Kommunikation, das gegenseitige Vertrauen, aber vor allem braucht es eine gute Kondition. Also liefen Rabe und die anderen im Winter mal durch den Olympiapark, mal um den Lerchenauer See.

Sie haben eine Menge getan, nachdem sie im Herbst ihren alten Erfolgstrainer entlassen haben. Und wenn es dann doch nicht reicht, "dann wäre das auch kein Beinbruch", sagt Max Rabe. Alte Haide würde einfach in der Kreisliga weitermachen. Die Bezirksliga ist ein Bonus, den sie aber gerne noch ein bisschen länger genießen würden.

© SZ vom 13.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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