Bezirksliga-Serie:Innerstädtisches Phänomen

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Der FC Schwabing kann öfter trainieren als die Konkurrenz - das lohnt sich

Von Christoph Leischwitz, München

Der Erfolg des FC Schwabing ist eigentlich gar nicht so überraschend, zumindest kommt er nicht von ungefähr: Die Mannschaft trainiert eben drei Mal in der Woche. Es gibt sogar Bayernligisten, die weniger Übungseinheiten haben. Das Ergebnis ist beachtlich. Fünf Aufsteiger spielen in der Fußball-Bezirksliga Nord. Vier davon stehen auf den letzten vier Tabellenplätzen, die Schwabinger jedoch auf Platz drei, sie spielen um den Aufstieg. Die Frage ist: Wie schafft es der FC Schwabing eigentlich, drei Mal in der Woche zu trainieren?

Die meisten Vereine im Zentrum Münchens haben gegenüber den Klubs im Umland mehrere Standortnachteile. "Es gibt wenige Sponsoren mit Zugehörigkeitsgefühl", sagt Trainer Steven Zepeda. "Und die draußen werden oft von ihren Gemeinden unterstützt", ergänzt Abteilungsleiter Martin Alberer. Sein Verein hatte in den 1960er Jahren schon einmal einen Sportplatz verloren, wegen der Olympischen Spiele: Die ursprüngliche Heimat lag auf dem heutigen Olympiapark-Gelände.

Doch inzwischen haben es die Rot-Weißen geschafft, ihre Lage als Standortvorteil zu nutzen. Weil ihr Platz an der Guerickestraße direkt an der U6 liegt, hätten sie viele Studenten für sich gewinnen können, erzählt Alberer. Die Anlage besteht aus zwei Rasen- und einem Kunstrasenplatz, den sich der FC nur mit dem Kreisligisten FC Alte Haide-DSC München teilen muss. Das eigentlich Besondere für einen Stadtklub ist die Freiheit, sich die Trainingszeiten selbst einteilen zu können.

Die beiden Vereine hatten 2008 einen Trägerverein gegründet, der die Anlage von der Stadt München gemietet hat. Diese Unabhängigkeit zahlt sich nun aus, denn sie lockt Spieler an. Mit einem Aufstieg in die Landesliga wäre der FC Schwabing zusammen mit Türkgücü-Ataspor plötzlich der höchstklassige Verein im Stadtgebiet.

Es gibt freilich weitere Gründe für den Höhenflug, der nun möglichst lange anhalten soll. Nicht ganz unwichtig war etwa die Verpflichtung des Angreifers Khareem Zelmat vom TSV Großhadern. Der Nigerianer hat in 14 Spielen 13 Tore erzielt. Er sei beim TSV unzufrieden gewesen, weiß Alberer. Ähnlich wie andere Zugänge habe er sich für Schwabing entschieden, "weil wir hier im Winter eben auf Kunstrasen trainieren können, so etwas ist den Spielern schon wichtig". Der zweite wichtige Erfolgsfaktor sei der Trainer. Steven Zepeda ist mit 28 Jahren ein erstaunlich junger Coach, der auf dem Feld nur noch aushilft, wenn es absolut nötig ist - mehrere Verletzungen hatten den ehemaligen Leichtathleten und Fußballer dazu gezwungen, sportlich kürzer zu treten. Als Spielertrainer beim einstigen Ligakonkurrenten SpVgg Erdweg war Zepeda schon 2012 dem Schwabinger Abteilungsleiter aufgefallen. Er hatte sich dort bei den Spielern erkundigt, was dieser Coach für ein Typ sei. 2013 kam Zepeda dann nach Schwabing. "Er ist einer, der im Training sehr viel korrigiert. Die Spieler können von ihm sehr viel lernen", schwärmt Alberer. Zumal Zepeda als Heilpraktiker im Training viele innovative Übungen anbiete. Das Team ist so professionell geführt, wie es nur geht.

Die Schwabinger sind die Überraschungsmannschaft der Liga. Die Frage ist nun, ob sie sich im engen Spitzenfeld langfristig durchsetzen können. Wenn die Mannschaft durchmarschiere in die Landesliga, dann würde man sich nicht dagegen wehren, sagt Alberer. Doch die Sponsorenfrage macht die Zukunft ungewiss. Wenn es auch in der Landesliga so sei, dass man keine neue Unterstützung finde, "dann ist es schön, dass wir das mit der Landesliga mal gehabt haben". Zumal Schlüsselspieler wie aktuell der Stürmer Zelmat dann schwer zu halten wären. Einen Schritt nach oben kann der FC Schwabing also noch selbst tun. Danach wäre es an der Zeit, im Viertel mehr Zugehörigkeitsgefühl einzufordern.

© SZ vom 22.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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