Bezirksliga-Serie:Eintracht erwacht

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Der TSV Karlsfeld hat vor der Winterpause 46 von 51 möglichen Punkten geholt und steht nach dem Abstieg vor zwei Jahren vor der Rückkehr in die Landesliga. Aber bei der Eintracht denkt man bereits weiter. Zum Beispiel an die Bayernliga.

Von Stefan Galler, Karlsfeld

Noch ist Winterpause in den oberbayerischen Fußball-Bezirksligen. Aber auch in der siebten Liga laufen die Vorbereitungen auf die entscheidenden Wochen der Saison. Die SZ stellt bis zum Punktspielauftakt am 16. März einige ambitionierte Klubs vor - und solche, die es mal waren.

Das Unternehmen Wiederaufstieg läuft auf vollen Touren: Von 51 möglichen Punkten hat der TSV Eintracht Karlsfeld vor der Winterpause 46 geholt - und thront damit relativ einsam an der Spitze der Fußball-Bezirksliga Nord. Mit einem zusätzlichen Nachholspiel in der Hinterhand hat der TSV vier Punkte Vorsprung auf den FC Moosinning mit Trainer Xhevat Muriqi, das einzige Team, das es im Herbst schaffte, die Eintracht zu besiegen. Der Dritte Eching liegt schon 15 Punkte hinter der Eintracht. "Zumindest die Relegation kann man schon buchen", sagt Trainer Jochen Jaschke. "Aber das Ziel bleibt natürlich der direkte Aufstieg." Gerhard Stangl, der Fußball-Abteilungsleiter der Karlsfelder, pflichtet ihm bei: "Es sollte eigentlich nichts mehr anbrennen, einen der ersten beiden Plätze werden wir belegen." Und eines habe er von Anfang an klargemacht: "Wiederaufstieg heißt die Order."

Stangl war erst wenige Wochen im Amt, als der Klub aus dem Landkreis Dachau im Sommer 2016 erstmals in der Vereinsgeschichte den Sprung in die sechsthöchste Spielklasse schaffte. Doch dort lief es nicht wie erhofft, von den ersten acht Partien verloren die Karlsfelder sechs, später leistete sich die Eintracht eine Serie von zehn sieglosen Spielen. Letztlich musste der TSV in die Relegation, weil Konkurrent Freilassing am letzten Spieltag in der Nachspielzeit den Ausgleich gegen den Karlsfelder Lokalrivalen ASV Dachau erzielte. Karlsfeld selbst kam gegen Kastl nicht über ein 1:1 hinaus. In der Abstiegsrunde scheiterte man am TSV Neuried (0:0/1:2) - und fand sich in der Bezirksliga wieder.

Der Verein trennte sich in aller Freundschaft von Coach Luigi Marseglia, das neue Trainerduo Jaschke und Sebastian Stangl, das zuvor mit Günding aus der Bezirksliga abgestiegen war, ist den Verantwortlichen dann ausgerechnet von Marseglia empfohlen worden. Spartenleiter Stangl ist mit dem Co-Trainer übrigens weder verwandt noch verschwägert: "Wir haben jetzt mal Ahnenforscher beauftragt, der Sache nachzugehen", sagt der Funktionär und feixt.

Abgesehen vom Trainerwechsel hielt sich der personelle Umbruch in Grenzen. Der Stamm blieb beisammen, einige Unzufriedene verließen den Verein: "Letzte Saison war noch ein bisschen Unruhe drin, doch jetzt herrscht viel Spaß, man merkt es auf dem Platz. Die Harmonie ist manchmal beängstigend", sagt Stangl.

Von den Zugängen entpuppten sich einige als echte Verstärkungen, etwa Verteidiger Robin Kömmling, 25, und Mittelfeldspieler Marko Juric, 26, die beide früher schon einmal für die Eintracht gespielt hatten. Oder Kubilay Celik, 19, der aus der Bezirksoberliga-U-19 des TSV Milbertshofen kam. Der habe laut Abteilungsleiter Stangl "brutal" eingeschlagen (14 Einsätze, fünf Tore), man müsse sehen, wie man den Mittelfeldspieler überhaupt halten könne.

Die Rückholaktionen bei Kömmling und Juric passen in die strategische Ausrichtung des Vereins, die auf Eigengewächse setzt. Nachwuchs, Zusammenhalt und Infrastruktur des Vereins sollen gestärkt werden. Aktuell werden ein zweiter Kunstrasenplatz und ein Trainingsplatz gebaut - beide mit Flutlicht. Es wurde ein Fördertraining für Talente eingeführt, die Spieler der ersten Mannschaft haben Patenschaften für die einzelnen Nachwuchsteams übernommen und unterstützen die Jugendtrainer bei deren Übungseinheiten. "Es geht ein Ruck durch den Verein", sagt Stangl, der Abstieg habe eine heilende Wirkung gehabt. "Wir sind aufgewacht."

Trainer Jaschke, 35, fühlt sich bei seinem neuen Verein pudelwohl. Der langjährige Spieler des ASV Dachau, der als Aktiver Erfahrung in Landesliga und Bezirksoberliga sammelte, preist die hervorragenden Arbeitsbedingungen, das Nachwuchskonzept und die Zusammenarbeit mit dem Sportlichen Leiter Jugend und A-Jugendtrainer Florian Beutlhauser. Und so eilt der Klub von Erfolg zu Erfolg. Die Mannschaft pflegt einen attraktiven Stil, im 4-4-2-System lässt Jaschke aggressives Pressing spielen. "In der Landesliga hat das Team sehr defensiv gespielt, oft mit einer Fünferkette hinten. Da hing dann Mittelstürmer Michael Dietl auch oft in der Luft", sagt der Coach. In der aktuellen Saison hat Dietl in 16 Einsätzen 16 Mal getroffen und führt die Torschützenliste der Bezirksliga Nord an.

Es läuft also bei der Eintracht, da überrascht es nicht, dass man über den Tellerrand hinausblickt, zumindest mit einem halben Auge: "Die Bayernliga ist bei uns schon mal im Raum gestanden", sagt Abteilungsleiter Stangl. Eines ist Trainer Jaschke jedenfalls klar: Auch wenn sein Team Potenzial hat, es muss erst einmal im Kampf um den Aufstieg die Nerven bewahren und im Erfolgsfall kommende Saison beweisen, dass es das Zeug zu einem soliden Landesligisten hat.

© SZ vom 09.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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