Bezirksliga-Serie:Aggressive Schönspieler

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Trainer Gzim Shala plant mit dem Tabellenführer der Bezirksliga Ost, Baldham-Vaterstetten, den Aufstieg. Seine offene und direkte Art hilft dem 54-Jährigen bei diesem Unterfangen.

Von Stefan Galler, Vaterstetten

Die Tabellensituation mag nicht komfortabel sein angesichts von zwei Punkten Vorsprung. Dennoch ist man beim Tabellenführer der Fußball-Bezirksliga Ost, dem SC Baldham-Vaterstetten, völlig tiefenentspannt. "Es läuft alles nach Plan", sagt Abteilungsleiter Helmut Lämmermeier. "Wir sind voll zufrieden, auch wenn natürlich ein Zwei-Punkte-Polster keine Garantie bedeutet, dass man es am Ende tatsächlich schafft."

Ein derart unaufgeregter Spartenchef ist sozusagen die personifizierte Jobgarantie für den Coach der Mannschaft: Gzim Shala, 54, hatte im Sommer beim SC das Ruder übernommen und seinen Spielern direkt klar gemacht, was er von ihnen erwartet: "Von Anfang an habe ich immer gesagt, dass ich aufsteigen will", sagt Shala. "Aber ich hätte nicht gedacht, dass die Jungs gleich derart explodieren."

Immer näher hatte sich der SC Baldham in den vergangenen Jahren an die Landesliga herangerobbt: Von Rang zehn über sechs und vier kletterte der Sportclub im Frühsommer 2018 sogar auf Platz drei. Am Saisonende fehlten zwei mickrige Punkte zur Aufstiegsrelegation. Dabei war die Spielzeit alles andere als optimal gelaufen, man hatte sich im Winter von Trainer Mike Probst getrennt, dessen Nachfolger Thomas Nock machte von Anfang an deutlich, dass er lediglich als Interimslösung zur Verfügung stehen würde. Heftiges Verletzungspech konnte der dünne Kader nicht immer kompensieren, so reichte es am Ende eben knapp nicht zum großen Wurf.

Dass es die Mannschaft in dieser Saison im Kreuz haben könnte, den letzten Schritt zu machen, zeigte sich in den ersten 20 Partien: Baldham gewann 15 Mal, verlor vier Spiele und schaffte es weitaus besser, Ausfälle wegzustecken. "Wir haben gar nicht so viele von außen geholt, eher aus der eigenen Reserve. Aber dennoch konnten wir an Qualität in der Breite absolut zulegen", sagt Abteilungsleiter Lämmermeier. Das sei wichtig gewesen, schließlich blieb das Verletzungspech Baldham auch im vergangenen Herbst treu. "Im Oktober sind mir zeitweise gleichzeitig zwölf Spieler ausgefallen", sagt Trainer Shala. "Da hat sich gezeigt, wie groß bei uns Teamgeist und Motivation sind. Wir haben sogar in dieser Zeit alle Spiele bis auf eines gewonnen. Das spricht absolut für die Mannschaft."

Shala spielt auf die 0:1-Niederlage gegen Aufsteiger SV Waldperlach an, für Lämmermeier ein "äußerst unglückliches Spiel mit katastrophalen Schiedsrichterentscheidungen". Die übrigen Pleiten kassierte der Spitzenreiter gegen die drei direkten Verfolger Ampfing, Freilassing und Forstinning. "Insbesondere das 0:1 gegen Ampfing war bitter, weil wir 90 Minuten auf ein Tor gespielt und nichts reinbekommen haben. Und dann kassierst du in letzter Sekunde das entscheidende Tor", so Lämmermeier. Gzim Shala ergänzt: "Ampfing hat von den Einzelspielern her das beste Team der Liga, die stehen mit Recht da oben und sind ein sehr starker Konkurrent." Er muss es wissen, schließlich trainierte er selbst zwei Jahre den TSV, ehe er über die Sportfreunde Aying zum SC Baldham kam. "Ich habe mir als Baldhamer immer gewünscht, diese Mannschaft zu coachen", sagt er. Seit fünf Jahren wohnt Shala in der Gemeinde, nachdem er der Liebe wegen aus Berlin in den Süden gezogen war. Sein Sohn Orest, 27, trainiert in der Hauptstadt übrigens die U 17 des Zweitligisten 1. FC Union, wie Shala senior stolzerfüllt erzählt. "Er ist ein echtes Trainertalent. Nur der Fußballlehrer fehlt ihm noch, aber den macht er bald."

In Baldham sind sie mit den Fähigkeiten des Vaters sehr zufrieden, auch wenn Shala keiner sei, "der um den heißen Brei herumredet", wie es Lämmermeier ausdrückt. "Er trägt sein Herz auf der Zunge, polarisiert auch mal, was natürlich auch nicht bei jedem gut ankommt." Aber es sei Shalas Verdienst, die Mannschaft zusammengeschweißt zu haben: "Weil er sich unheimlich stark einbringt und auch außerhalb des Platzes am Teambuilding arbeitet."

Und so gibt es im Kader auch niemanden, der unzufrieden ist, weil durch die zahlreichen Verletzten immer wieder kräftig durchrotiert wurde. Kapitän Fabian Kreißl, 24, und Abwehrchef Mario Sieger, 29, seien seine wichtigsten Eckpfeiler, das betont der Trainer immer wieder. Und dazu kommt eine schlagkräftige Offensive mit Simon Lämmermeier (neun Saisontore), dem Sohn des Abteilungsleiters, sowie den beiden Angreifern Roman Krumpholz (14 Tore) und Stefan Lechner (zwölf Tore), der vor der Saison aus Holzkirchen gekommen war. Im Tor hat der Coach die Qual der Wahl zwischen Maximilian Salamon, 25, und Michael Pohn, 22; beide konnten sich im bisherigen Saisonverlauf bereits mehrfach auszeichnen.

Insgesamt stehen die Zeichen jedenfalls ganz klar auf Aufstieg, was laut Shala auch daran liegt, dass er der Mannschaft ein Sieger-Gen vermitteln konnte: "Früher wollten die Jungs nur schön spielen. Ich habe ihnen jetzt beigebracht, aggressiv zu sein und den Gegner zu jagen." Das Fazit des Coaches: "Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das durchziehen."

Bisher erschienen: SV Dornach (7.2.), SC Unterpfaffenhofen-Germering (14.2.), SV Waldperlach (21.2.)

© SZ vom 28.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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