Beachtennis:Der etwas andere Sandplatz

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Würde gern mal gegen Kohlschreiber antreten: Benjamin Ringlstetter aus Karlsfeld, Deutschlands bester Beachtennis-Spieler. (Foto: hab)

Benjamin Ringlstetter will mit dem Dachauer Weltranglisten-Turnier seine Sportart in Deutschland fördern

Von Matthias Schmid, München

Das Netz liegt nun bei Benjamin Ringlstetter daheim, irgendwo im Keller. Er wusste sich nicht anders zu helfen, als es zu sich nach Hause zu nehmen, es gehört ihm ja. Aber ein Dauerzustand soll das nicht werden. Am liebsten würde er es beim ASV Dachau neben den Beachvolleyballfeldern deponieren, damit er es immer dann aufbauen kann, wenn er will. "Ich werde dort mal nachfragen, ob das geht", sagt Ringlstetter.

Der 30-Jährige aus Karlsfeld ist der beste deutsche Beachtennisspieler. Doch seine Sportart ist wenig bekannt hierzulande, so dass es kaum geeignete Plätze gibt, wo er spielen könnte. Er hat sich das im Vergleich zum Beachvolleyball engmaschigere Netz deshalb als Mitinitiator selber gekauft für die ersten Beachtennis Open, die am vergangenen Wochenende in Dachau auf der Beachvolleyballanlage des ASV ausgespielt worden sind - als Beachtennisspieler ist man Pionier in Deutschland. Ringlstetter hofft, dass das Turnier dazu beitragen kann, seine Sportart hierzulande etwas populärer zu machen.

Sie entwickelt sich bundesweit langsam aber stetig, erstmals fanden mit dem Turnier in Dachau an einem Wochenende zwei Weltranglistenturniere der Kategorien 3 und 4 statt, der beiden niedrigsten. Ringlstetter gewann mit seinem Partner Nils Muschiol den Doppelwettbewerb der G4-Konkurrenz, bei der höheren G3 unterlagen sie erst im Halbfinale. Gemeinsam mit dem Böblinger siegte Ringlstetter im vergangenen Jahr bei den deutschen Meisterschaften, beide werden in der Weltrangliste auf Rang 59 gelistet. Im Beachtennis gibt es vergleichbar zum Beachvolleyball nur Doppelkonkurrenzen - das zwölf mal acht Meter große Feld mit dem 1,70 Meter hohen Netz wäre zu groß für ein Einzel.

Ringlstetter ist ein passabler Tennisspieler, der schon in der Regionalliga gespielt hat. Vor einigen Jahren nahm er zum Spaß bei den ersten bayerischen Beachtennis-Meisterschaften teil - und gewann sie, wie später auch die Europameisterschaft. "Mir hat das gleich großen Spaß gemacht, weil die Atmosphäre viel entspannter ist als beim normalen Tennis", sagt Ringlstetter. Beispielsweise klatschen sich die Gegner beim Seitenwechsel ab, während sie sich auf dem Tennisplatz nicht mal in die Augen sehen.

Psychisch anstrengender findet er trotzdem das Beachtennis. Es herrscht permanenter Stress auf dem Feld, weil der Ball nicht aufspringen darf. "Man versucht die Gegner mit Stopps und Lobs ähnlich wie beim Badminton auszuspielen", erklärt Ringlstetter. In Deutschland werden die nationalen Meisterschaften und Turniere erst seit zwei Jahren komplett mit den Paddles gespielt, wie die Spielgeräte heißen, die aussehen wie eine lustige Mischung aus Tischtennis- und Squashschläger. Vorher nutzten die etwa 200 registrierten Beachspieler ihre normalen Tennisschläger.

Einen Aufschwung erlebt das Beachtennis weltweit seit 2008, seitdem wird es vom internationalen Tennisverband ITF organisiert. Mittlerweile gibt es mehr als 200 Turniere, einige sogar mit einem Preisgeld von 10 000 Euro. Die besten Spieler des Planeten kommen aus Italien, wo das Spiel auch an den Stränden der Adria seinen Ursprung hat. "Wir holen spielerisch aber immer mehr auf", findet Ringlstetter. Er würde gerne häufiger um den Globus reisen und bei den besten Turnieren mitspielen, um sich in der Weltrangliste verbessern zu können, dieses Vorhaben scheitert nicht am sportlichen Können, sondern vielmehr an den Kosten.

"Wir müssen Reisen und Übernachtung selber finanzieren", sagt der Ingenieur eines Autozulieferers. Obwohl er nur in seiner Freizeit Beachtennis spielt, hält er sich dennoch für stark genug, um Philipp Kohlschreiber, den besten deutschen Tennisspieler, im Beachtennis zu schlagen. Dustin Brown ist bisher der einzige Top-100-Spieler gewesen, der mal an einem Beachtennis-Turnier teilgenommen hat - er ist früh gescheitert. "Es soll jetzt nicht großspurig klingen", sagt Ringlstetter, "aber wir sind einfach besser mit der besonderen Taktik vertraut."

Er würde Kohlschreiber im Doppel gerne mal herausfordern. Das Netz für ein schönes Spiel gegen den Tennisprofi hätte Benjamin Ringlstetter ja jetzt zu Hause liegen.

© SZ vom 22.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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