Beachsoccer:Bazis, sandige

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Spektakulär und rasant: Beach-Bazi Remo Wittlin beim Seitfallzieher in einer Partie gegen die Rostocker Robben. (Foto: Eibner/Imago)

Tore, Technik, Trommeln: Die Mannschaft der DJK München-Pasing spielt in der Bundesliga. Ihr Ziel sind die Playoffs. Und die Party darf auch nicht zu kurz kommen

Von Karl-Wilhelm Götte, München

Beachvolleyball? Hat sich längst etabliert, klar. Aber Beachfußball - oder: Beachsoccer - hat das eine Zukunft? Ricky Goller meint: ja. Goller ist seit sechs Jahren geradezu infiziert von diesem Sport. Wer schon einmal am Strand gejoggt ist, weiß, wie anstrengend das ist. Beim Beachsoccer muss im knöcheltiefen Sand auch noch der Ball möglichst im gegnerischen Tor untergebracht werden. Gollers versucht das mit den Bavarian Beach Bazis, die in der Beachsoccer-Bundesliga spielen. Elf Teams konkurrieren um den Titel, die Münchner sind in diesem Jahr zum zweiten Mal dabei. In der vergangenen Saison wurden sie Achte, "jetzt wollen wir unter die Top sechs", formuliert Spielertrainer Goller das Ziel.

Beachsoccer hat seinen Ursprung im Strandfußball an den brasilianischen Küsten, Fußball-Legenden wie Junior, Romario oder der unvergleichliche Zico waren der Sandvariante immer sehr zugetan. 2005 wurde unter dem Dach der Fifa in Rio de Janeiro die erste WM ausgetragen. Die Ausrüstung könnte rudimentärer nicht sein: Gespielt wird barfuß, nur Bandagen an den Füßen sind erlaubt. Eine Vier-Sekunden-Regel, nach der Ecken, Einwürfe, der Einkick von der Seite oder Freistöße innerhalb dieser Zeit ausgeführt werden müssen, machen das Spiel rasant. Gespielt wird jeweils mit vier Feldspielern und einem Torwart, zwölf Akteure stehen pro Partie zum jederzeitigen Ein- und Auswechseln zur Verfügung. Bei Freistößen darf keine Mauer gestellt werden, und der gefoulte Spieler muss den Frei- oder Strafstoß selbst ausführen.

Die meisten Spieler der Bavarian Beach Bazis sind für den Bezirksligisten DJK München-Pasing auf Rasen unterwegs, wo sie auch als Abteilung angeschlossen sind. "Beachsoccer ist eine Ergänzung in den Sommermonaten", erklärt Goller. Der Münchner studierte an der Sporthochschule Köln und lernte dort die Sportart kennen. Er spielte für einen Verein in Düsseldorf und wurde Nationalspieler. Nach seiner Rückkehr hob der heute 26-Jährige die Bavarian Bazis aus der Taufe. "Die Bundesliga-Organisatoren haben auch nach einem Verein am Standort München gesucht", erzählt Goller. Jetzt fahren die Münchner zu Spielen der German Beach Soccer League durch die Republik und treffen auf Mannschaften aus Hamburg, Leipzig oder Ibbenbüren.

An diesem Samstag (10 bis 23 Uhr) und Sonntag (11 bis 17 Uhr) empfangen die Bazis zum Heimspieltag an der olympischen Regattastrecke unter anderen den Hamburger SV und Hertha BSC. Passt das Wetter, passt es auch mit dem Publikum, sagt Marc Lamberger, Torwart und zugleich Pressesprecher der Bazis: "Wir erwarten tausend Zuschauer." Zum Beachsoccer gehören auch Strandbar, Biergarten, Badesee, brasilianische Percussion-Show und eine Afterparty mit DJ am Samstagabend, die Eventmanager und Keeper Raphael Mayer auf den Weg organisiert hat. Nach den bisherigen zwei Spieltagen in Leipzig und Ibbenbüren liegen die Bazis auf Platz sieben noch einen Rang hinter den eigenen Ansprüchen zurück. Für die Playoffs der besten acht Teams sind sie jedoch im Soll. Die Favoritenmannschaften kommen aus Chemnitz, Ibbenbüren und Rostock. Titelverteidiger Rostock wird in Oberschleißheim ebenfalls dabei sein.

Im Beach Ressort in Oberschleißheim findet auch jeden Dienstabend das Training der Bazis statt. Technisch ist Beachsoccer sehr anspruchsvoll, der Ball muss möglichst halbhoch gehalten werden, Passspiel ist nicht möglich. Mit möglichst vielen hohen und genau getimten Bällen muss das etwa 35 mal 36 Meter große Areal bespielt und überbrückt werden. Häufig "versandet" das Spielgerät. "Das mit dem Ball hochhalten ist verdammt schwer", sagt Marc Lamberger, was besonders für das letzte Drittel des Spiels gilt, wenn die Kräfte nachlassen. Tore sind häufig spektakulär, weil sie meist nach Volleyschüssen fallen. Seitfallzieher oder gar Fallrückzieher ins gegnerische Tor sind die Höhepunkte beim Beachsoccer und kommen bei den Zuschauern am besten an, erzählt Goller. Und: "Es fallen viel mehr Tore als beim Rasenfußball." Im Durchschnitt sind es neun pro Bundesligapartie.

Die Reisen zu den vier Auswärtsspieltagen finanzieren die Beach Bazis durch Sponsorengelder, wozu sie eigens ein Sponsorenkonzept entworfen haben. "Das mit dem Geld haut hin", sagt Goller, für die Auswärtsfahrten hat es bislang noch immer gereicht.

© SZ vom 25.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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