BCF Wolfratshausen:Theoretisch heiß

Lesezeit: 2 min

„Von drei Endspielen haben wir das erste verloren, zwei haben wir noch“, sagt BCF-Chef Manfred Fleischer. (Foto: Hartmut Pöstges)

In Unterzahl unterliegen die Farcheter in einem mäßigen Derby dem TuS Holzkirchen 0:3.

Von Andreas Liebmann, Holzkirchen/Wolfratshausen

Es wäre eines dieser Derbys gewesen, bei denen schon mal Knochen brechen können. Bei denen es allemal heiß hergeht, nicht nur weil einer der beiden Kontrahenten, in diesem Fall der BCF Wolfratshausen, kurz vor Saisonschluss noch immer dick im Abstiegskampf der Bayernliga Süd steckt. Sondern auch, weil es so manche Vorgeschichte gibt zum Duell der beiden Nachbarn aus dem Oberland. Offene Rechnungen. Personelle Verstrickungen. Doch Wolfratshausens Co-Trainer Michael Rödl stellte nach der Partie fest: "Es war kein hitziges Derby, es war eher mau. Mich hat das auch gewundert." 0:3 (0:0) hatte sein Team auswärts verloren, ziemlich sang- und klanglos. Die Wahrscheinlichkeit, ein weiteres Mal irgendwie die kraftraubende Abstiegsrelegation überstehen zu müssen, ist damit auf ein Maximum gestiegen.

Darin liegt schon eine der Vorgeschichten. Vor vier Jahren stand der BCF ebenfalls in der Abstiegsrelegation, wie eigentlich jedes Jahr, der Gegner war besser, doch Wolfratshausen setzte sich durch. Jener Gegner, der damals vorerst in der Landesliga bleiben musste, war der TuS Holzkirchen. Und jener Wolfratshauser, der das maßgeblich zu verantworten hatte, indem er im Rückspiel ein Tor vorbereitet und eines per Freistoß erzielt hatte, hieß Marco Höferth - Höferth spielt mittlerweile für Holzkirchen. Das ist die andere Vorgeschichte: In Sebastian Pummer, Christopher Korkor, Emin Kaya und Franz Fischer haben weitere Holzkirchner Spieler jeweils mehrere Jahre für den BCF gekickt. "Natürlich will man gegen ehemalige Mitspieler etwas zeigen", sagte Rödl, aber in diesem Fall sei da keiner dabei, "auf den wir böse sind". Wobei trotzdem nicht alle im Guten die Wolfratshauser verlassen hatten.

Kurzum: Die Vergangenheit spielte offenbar keine übergeordnete Rolle, ein paar der genannten Spieler aber schon. Pummer vergab die einzige große Chance der Gastgeber vor der Pause, ein Linksschuss aus etwa zwölf Metern. Nach gut einer Stunde ging es BCF-Angreifer Marian Knecht ähnlich, er hatte sich im Strafraum in Position gebracht, der Torwart aber wehrte seinen Schuss ab; aus dem Rückraum hielt Aleksandar Spehar drauf, dessen Nachschuss prallte an den Pfosten. In der 78. Minute war es dann Höferth, der mit einem seiner gefürchteten Freistöße für Holzkirchen den Pfosten traf, nur dass in diesem Fall Josef Sontheim (78.) im Nachsetzen das 1:0 erzielte. Sontheim erhöhte kurz darauf auf 2:0, Höferth erzielte per Strafstoß kurz vor Schluss den Endstand.

Der BCF war wenige Minuten vor dem ersten Gegentor in Unterzahl geraten, Marin Culjak hatte einen Holzkirchner Konter mit seinem zweiten gelbwürdigen Foul gestoppt. "Das war relativ dumm", fand Rödl, "es waren noch genügend andere da, die hätten eingreifen können." Insgesamt habe seine Mannschaft in der schwachen Partie kaum Mittel in der Offensive gefunden, die Phase kurz nach dem Platzverweis sei sogar noch die beste gewesen. "Wir waren heiß, aber wir haben das nicht umsetzen können." Nun hat Wolfratshausen zweimal gegen Holzkirchen verloren, "das war schon sehr enttäuschend", räumte Rödl ein. "Es war hart, auch am Tag danach." Abteilungsleiter Manfred Fleischer sagte: "Von drei Endspielen haben wir das erste verloren, zwei haben wir noch." Daheim gegen Vilzing und Kirchanschöring. "Die wollen wir nutzen", sagt Fleischer. Theoretisch sind sie ja heiß.

© SZ vom 07.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: