BCF Wolfratsausen:Lärm im Märchenwald

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Drunter und drüber: Wolfratshausens Lars Nummer (sitzend) in der Krabbelgruppe mit Ben Kouame von der SpVgg Hankofen-Hailing. (Foto: Hartmut Pöstges)

Wolfratshausen verlässt nach einem ausgesprochen turbulenten 3:2-Heimsieg gegen Hankofen den letzten Platz, was Trainer Stier erleichtert aufschreien lässt.

Von Matthias Schmid, Wolfratshausen

Edmund Stoiber hatte sich an diesem herrlichen Spätsommertag ein Plätzchen im Schatten gesucht. Gefunden hat der frühere bayerische Ministerpräsident ihn am Samstagnachmittag schließlich auf einem Klappstuhl im Isar-Loisach-Stadion auf Höhe der Eckfahne. Dort verbrachte Stoiber die erste Hälfte bei der Bayernliga-Begegnung zwischen dem BCF Wolfratshausen und der SpVgg Hankofen-Hailing. Ihm gefiel aber nicht sonderlich, was er da von seinem Heimatverein vorgesetzt bekam. Stoiber, 76, verließ seinen Klappstuhl zur Pause enttäuscht und schaute sich die zweite Hälfte aus sicherer Entfernung vom Balkon des Klubhauses aus an. Und was die Spieler von Trainer Marco Stier dann darboten, war wiederum ganz nach dem Geschmack des Fußballfreundes Stoiber.

Am Ende siegte Wolfratshausen trotz zweimaligen Rückstands noch mit 3:2 (0:1) und verließ damit auch den letzten Tabellenplatz. "Ich bin überglücklich, dass wir heute drei Punkte geholt haben", bekannte Stier hinterher. Der 33-Jährige schrie seine Freude nach dem Schlusspfiff so laut heraus, dass im benachbarten Märchenwald die Eltern ihren Kindern die Ohren zuhalten mussten. Aber wer konnte ihm seine Gefühlseruption auch verdenken. Wolfratshausen hatte auch in den vergangenen Spielen schon ganz ansehnlich kombiniert, zuletzt beim Tabellenführer Pullach sogar drei Tore geschossen, um dann doch mit 3:5 das Nachsehen zu haben. "Wir hatten 13 Spiele bisher", hob Stier hervor. "Zehn davon waren richtig gut. Die Tabelle spiegelt nicht unsere wahre Leistung wider. Ich bin selber am Rätseln, warum uns die Punkte fehlen."

Gegen Hankofen hätte Marian Knecht seinem Trainer früh einen ruhigeren Nachmittag bescheren können, wenn er den Ball nach einem Solo nicht alleine vor dem Keeper am Tor vorbeigeschoben hätte (9.). So musste Stier zur Pause mal wieder einen "Nackenschlag" moderieren, wie der Trainer das 0:1 von Philipp Hilmer (44./Elfmeter) nannte. "Aber meine Mannschaft kann nichts mehr schocken", fuhr Stier fort - und sollte Recht behalten.

Nachdem Wilson Onyemaeke per Elfmeter zunächst der Ausgleich gelungen war (59.), führten die Gäste acht Minuten später schon wieder: Eine feine Kombination schloss Tobias Richter per Dropkick ab (67.). "Sehr schön gemacht", befand Stier sportlich fair. Wolfratshausens Rückstand hielt aber nur ein paar Sekunden an. Schon im Gegenzug glich Knecht aus, nachdem Jona Lehr ihn nach einem Dribbling mit Geschick und etwas Glück freigespielt hatte (68.). Und Knecht traf auch zum 3:2, es war ein herrliches Tor, das Lehr und der eingewechselte Sebastian Schnabel mit einer eleganten Passstafette vorbereiten (79.).

"Ich bin da nur angeschossen worden", sagte Knecht, nachdem ihn BCF-Abteilungsleiter Manfred Fleischer vorher hymnisch gelobt hatte. Das war natürlich geschwindelt. Die fußballerischen Qualitäten Knechts, seine Technik und sein Instinkt imponieren auch Stier, der sagte: "Marian hat eine sensationelle Entwicklung gemacht." Knecht lief in der vergangenen Saison noch in der Bezirksliga beim TSV Jetzendorf auf. "Es läuft ganz gut für mich", sagte der 25-Jährige nach sieben Toren in zehn Spielen bescheiden. Den Unterschied zur Landesliga, wo er auch schon kickte, findet er gar nicht so groß. "In der Bayernliga wird nur jeder Fehler gleich eiskalt bestraft."

Sehr viel lieber als über sich spricht Knecht über die Mannschaft und ihre Stärken: "Wir haben so gute Einzelspieler und wollen so schnell wie möglich da hinten rauskommen." Der Spielplan meint es gut mit dem BCF Wolfratshausen, am Dienstag empfängt der Klub den Tabellenletzten Traunstein. "Jetzt kommen die Gegner, die mit uns auf Augenhöhe sind", sagt Knecht: "Wir wollen jetzt eine Serie starten und in den nächsten vier, fünf Spielen mindestens drei Siege holen." Glücksbringer Edmund Stoiber wird dann vermutlich gleich seinen neuen Stammplatz auf dem Balkon einnehmen.

© SZ vom 02.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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