Bayernliga-Derby Garching vs. Heimstetten:Demütigung in drückender Hitze

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"Wir haben dem Gegner unser Spiel aufgedrückt": Garching bejubelt Dennis Niebauers Treffer zum 1:0, es war schon sein zehntes Saisontor. (Foto: Claus Schunk)

"Schlag ins Gesicht": Heimstetten geht im Bayernliga-Derby mit 0:5 in Garching unter. Trainer Baumgärtner wirkt ratlos, während VfR-Coach Weber einen klaren Grund für den Leistungssprung erkennen kann: mehr Training

Von Christoph Leischwitz, Garching

Aus dem Kabinengang wummerte die Partymusik, während Heimstettens Ersatztorwart Marijan Krasnic den eigenen Ghetto-Blaster gerade zum Auto trug. Er ging vorbei an seinem Trainer Heiko Baumgärtner, der in der drückenden Nachmittagssonne stand und so aussah, als hätte er heute einiges falsch gemacht: schwarze Trainingshose, schwarzes Trikot. "Natürlich stelle ich mich weiter vor die Mannschaft", sagte er mit Schweißperlen auf der Stirn. "Ich habe auch Niederlagen zu verantworten, ich habe die Mannschaft ja aufgestellt."

Doch der Bayernliga-Trainer kam diesmal nicht umhin, die Mannschaft auch zu kritisieren. Sie hatte ja diesmal nicht knapp und unglücklich 2:3 verloren, wie zuletzt drei Mal in Serie, sondern sie hatte gerade eben 0:5 verloren. Und das gegen den großen Widersacher, den VfR Garching, Co-Absteiger aus der Regionalliga. "Das war ein Schlag ins Gesicht, eine Klatsche. Garching war in allen Belangen klar überlegen", sagte Baumgärtner etwas ratlos. Er war sich nur sicher, dass viele Probleme mit dem Fehlen des Innenverteidigers Valentin de la Motte zu tun haben, der studienbedingt bis Winter fehlen wird. Außenverteidiger Clemens Kubina war jedenfalls als Aushilfe in der Mitte sichtlich überfordert.

Garchings Trainer Daniel Weber, generell ein Freund offener Worte auch gegenüber dem Gegner, hielt sich diesmal zurück. "Wir haben dem Gegner unser Spiel aufgedrückt", sagte er nur. Besonders deutlich wurde das im direkten Vergleich der beiden Führenden in der Torjägerliste: Während Garchings Kapitän Dennis Niebauer in der 23. Minute mit seinem zehnten Treffer das wichtige 1:0 erzielte, hatte Orhan Akkurt seine erste gefährliche Szene erst in der 80. Minute, als Heimstetten bereits 0:4 zurücklag.

Die Führung durch Niebauer war verdient gewesen, doch das Tor war aus Sicht der Gäste denkbar unglücklich gefallen: Ein abgefälschter Pass war bei Mario Staudigl gelandet, dessen Schuss SVH-Keeper Markus Aigner mit dem Fuß abwehren konnte. Der Ball stieg senkrecht und mit Effet in die Luft, Niebauer kämpfte sich vor dem Tor den Weg frei und köpfelte ein, wobei die Kugel Aigner durch die Finger glitt. Noch schlechter sah Aigner beim 2:0 aus (38.): Nach einem langen Ball auf Mike Niebauer bremste der Keeper beim Hinauslaufen gleich zweimal ab und wurde dann überlupft. "Marijan Krasnic wird am Freitag im Tor sein", sagte Trainer Baumgärtner mit Blick auf die Partie gegen Schwabmünchen. Allerdings sei das schon so abgemacht gewesen - es handele sich um eine dauerhafte Rotation im Zwei-Spiele-Rhythmus.

Er habe seiner Mannschaft in der Halbzeitpause angesehen, dass "der Geist noch willig ist", sagte Baumgärtner. Doch die Körpersprache auf dem Spielfeld ließ erahnen, dass die Partie in den Köpfen der Heimstettener Spieler schon nach dem 2:0 für Garching entschieden war. Weil die Gäste zwar offensiver spielten, aber in der Rückwärtsbewegung keine Laufbereitschaft zeigten, verkam das Spiel schon früh zur Demütigung, in der Heimstetten zum ersten Mal in jüngerer Zeit gegen Garching verlor. Das 3:0 erzielte der nach einer Angina genesene Gerrit Arzberger (54.), beim 4:0 (66.) und 5:0 (80.) erzielten Mike Niebauer und Arzberger ihren jeweils zweiten Treffer.

Dabei hat Weber auch mit Kaderproblemen zu kämpfen, auf ähnlichen Positionen wie Baumgärtner. Und gab unumwunden zu, dass es in der Innenverteidigung mit Daniel Steinacher und Max Knauer "einfach nicht passt". Nun zog er Knauer kurzerhand ins Mittelfeld. Vor allem aber ließ der Coach nach einigen mäßigen Leistungen verstärkt trainieren, "auf dem Niveau wie in der Regionalliga". Auch nach dem 5:0-Erfolg werde es bei diesem Trainingspensum bleiben. "Sie scheinen das zu brauchen", sagt Weber. Die Spitzenposition hat das Team mit dem Sieg zwar noch nicht erobert. Doch in Garching wird zurzeit eindeutig wieder die lautere Musik gespielt als in Heimstetten.

© SZ vom 31.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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