Bastketball-Bundesliga:Zweite Hälfte ohne Zuckerwatte

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Gut verteidigt: Nihad Djedovic, mit 18 Punkten zweitbester Münchner Werfer, drängt Bremerhavens Chris Warren vom Korb ab. Warren, mit 21,8 Zählern im Schnitt bester Scorer der Basketball-Bundesliga, kam nur auf elf Punkte. (Foto: imago/Eibner)

Nach zähem Beginn feiern die FC-Bayern-Basketballer in Bremerhaven den fünften Sieg im fünften Bundesliga-Spiel und führen die Tabelle damit an.

Von Matthias Schmid, Bremen/München

Nach der Schlusssirene, nach dem 89:72 (38:41)-Sieg war auch Derrick Williams wieder mitten drin im Geschehen. Er ließ sich wie die übrigen Basketballer des FC Bayern von den mitgereisten Fans feiern. Doch Williams' Körper steckte nicht in einem ärmellosen Trikot und kurzer Hose. Der Flügelspieler trug langes Beinkleid und einen weinroten Kapuzenpullover. Williams hatte sich die Partie von draußen anschauen müssen. Der US-Amerikaner, zuletzt einer der auffälligsten Münchner, plagte sich am Sonntag mit einer leichten Erkältung herum. Vor den anstehenden Partien in der Euroleague bei Fenerbahçe Istanbul entschied Cheftrainer Dejan Radonjic, auf den früheren NBA-Profi zu verzichten. Er kann sich das erlauben, weil sein Kader so hochwertig besetzt ist, dass es fast keinen Unterschied macht, wer am Ende aufläuft. Als erfolgreichster Werfer der Bayern tat sich gegen Bremerhaven Kapitän Danilo Barthel hervor, der 21 Punkte sammelte und maßgeblich mithalf, dass seine Mannschaft auch den fünften Sieg im fünften Spiel holte und weiter die Tabelle der Basketball-Bundesliga (BBL) vor Alba Berlin, Oldenburg und Brose Bamberg anführt, die allesamt auf 8:0 Punkte kommen.

"Es war ein schöner Sieg für uns", fand Nihad Djedovic (18 Punkte), "weil wir am Ende für die Mannschaft spielten, mit vielen Extrapässen." Der Beginn der Partie war allerdings noch zäh gewesen, ziemlich unansehnlich sogar, von beiden Teams, mit zahlreichen Fehlern und erfolglosen Würfen. Die Münchner taten sich nach ihrem famosen Sieg über Vitoria Gasteiz in der Euroleague zunächst schwer, die nötige Körperspannung zu entwickeln. "Uns muss bewusst sein, dass wir keinen Gegner in der Bundesliga unterschätzen dürfen", hatte Maodo Lo vor dem Spiel noch gemahnt. Doch die ersten Minuten waren etwas schwerfällig, so als ob sich die Bayern vor der Partie in Bremen noch am benachbarten Freimarkt, dem größten Volksfest Norddeutschlands, ein paar Zuckerwatten gegönnt hätten. Nach zwei erfolgreichen Distanzwürfen führte Bremerhaven mit 6:4 Punkten. Dass der Klub eine durchaus talentierte Mannschaft hat, konnte man schon daran erkennen, dass NBA-erprobte Spieler wie Dornell Jackson im Kader stehen, der auf 138 Spiele in der besten Basketballliga des Planeten zurückblickt. Oder Chris Warren, der derzeit beste Werfer in der BBL (im Schnitt 21,8 Punkte). Dem Spielmacher (am Ende elf Zähler) gelangen seine ersten Punkte erst im zweiten Viertel, zum 21:18. Er hatte in Lo oder Djedovic Gegenspieler, die es verstehen, lästig zu verteidigen. So stibitzte Djedovic auch Warren einmal den Ball, um mit einem Korbleger zum 26:26 auszugleichen.

Es begann nun die stärkste Phase der Bayern, weil sie enger und energischer verteidigten. Nach einem Dreier von Djedovic führte München erstmals mit fünf Punkten, 33:28. Doch Bremerhaven traf vor allem aus der Distanz so, wie sich Trainer Arne Woltmann das vorstellte. Es war auch ein Wurf von jenseits der 6,75 Meter entfernten Dreierlinie, der der Heimmannschaft zur Pause eine 41:38-Führung bescherte.

Warren, der sich in der vergangenen Saison noch am Herzen operieren lassen musste, tänzelte ein bisschen an der Linie herum, vor und zurück, um dann lässig abzuschließen. "Wenn die weiter von draußen so gut treffen, dann kann man nur den Hut davor ziehen", sagte Bayern-Spieler Alex King in der Halbzeit. Er ahnte da aber wohl bereits, dass es so nicht weitergehen konnte. Zehn von 14 Dreiern hatte Bremerhaven in den ersten beiden Vierteln getroffen, allein Jordan Brangers verwandelte vier von vier Versuchen. Wie das zu verhindern sei? "Wir müssen früher foulen und die Bälle zu unseren großen Spielern unter den Korb passen", sagte King.

Radonjic muss dann in der Kabine die richtigen Worte gefunden haben, denn als die Münchner danach aufs Spielfeld zurückkehrten, gelangen ihnen gleich neun Punkte in nur 69 Sekunden. "In der zweiten Hälfte sind unsere Würfe besser gefallen", sagte Djedovic. Und die Dreierquote von Bremerhaven normalisierte sich auf einen Wert, der üblich ist für Mannschaften, die nicht um die deutsche Meisterschaft spielen. Djedovic hielt sich auch nicht lange mit der Partie auf, sondern sprach lieber über die nächste in Istanbul. Dann wieder mit Derrick Williams in einem ärmellosen Trikot.

© SZ vom 29.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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