Basketballer des FC Bayern:Gute Augen, starke Pässe

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"Seine Priorität ist, andere besser zu machen": FCB-Zugang Justin Cobbs. (Foto: Imago)

Justin Cobbs steht gegen Ulm vor seiner Heimpremiere bei den Bayern-Basketballern

Von Matthias Schmid, München

An die Kälte in München muss sich die Freundin von Justin Cobbs noch gewöhnen. Sie hat eine leichte Grippe, dabei hatte sie sich schon so auf den Schnee in Deutschland gefreut, erzählt der neue Spielmacher von Bayern Münchens Basketballern: "Sie kommt wie ich aus Kalifornien." Die beiden US-Amerikaner müssen sich nach ihrem Umzug aus Istanbul in ihrer neuen Umgebung noch zurechtfinden, auch der Schnee lässt auf sich warten. "Das braucht alles Zeit", findet Bayern-Trainer Svetislav Pesic. Dass der Serbe aber jede Minute nutzen will, um Cobbs die Eingewöhnung so angenehm wie möglich zu machen, merkte man schon beim Auswärtsspiel in der Bundesliga am Mittwoch in Tübingen, nach nur zwei Trainingstagen mit seiner neuen Mannschaft durfte der 24-Jährige gleich rund 19 Minuten spielen.

"Das hat Spaß gemacht", sagte Cobbs nach dem lockeren 87:73-Sieg, "ich fühle mich bereits sehr wohl, bin gut aufgenommen worden. Natürlich brauche ich noch ein wenig Zeit, um mich komplett zu integrieren." Das Fremdeln war aber nicht allzu groß. Als er im zweiten Viertel erstmals für Alex Renfroe aufs Feld durfte, fügte er sich gleich mit einem Rebound ein. Das gefiel natürlich Trainer Pesic, der bei einem neuen Spieler vor allem darauf achtet, dass er die Verteidigung ernst nimmt. "Für mich beginnt Basketball in der Verteidigung", sagt Cobbs dann auch freundlich.

In seiner ersten Spielzeit im Ausland war das noch anders, da fiel er zu Beginn des vergangenen Jahres bei seinem sechs Monate währenden Gastspiel bei den Skyliners Frankfurt vor allem mit seinem explosiven Antritt zum Korb auf, er spielte viel und sammelte auch viele Punkte. Bei Bayern hat er eine andere Rolle. "Ich werde hier den Ball mehr bewegen", sagt er selbst. Dass er exakt und auch überraschend passen kann, hatte er schon bei seinem Debüt angedeutet, als er John Bryant herrlich freispielte. Den Center, der in Tübingen mit 19 Punkten die meisten Zähler für die Münchner warf, kennt er noch aus Kalifornien. Sie spielten damals am College gegeneinander. Auch Deon Thompson war der Absolvent der Universiy of California in der Heimat schon begegnet. Vor zweieinhalb Jahren versuchten sie in der Summer League, in der Nachwuchsspieler Erfahrung sammeln sollen, bei den Memphis Grizzleys, einen der begehrten Verträge in der US-Profiliga NBA zu ergattern. Das misslang, aber entmutigt hat Cobbs die Enttäuschung nicht. "Es ist nach wie vor ein großes Ziel von mir, in der NBA zu spielen", sagt der Spielmacher.

Doch zunächst einmal will er beim FC Bayern zu einem kompletten Basketballer reifen. "Als sich die Chance aufgetan hat, für München zu spielen, hat mich das zunächst schockiert, weil es ein Verein mit so großen Erwartungen ist", sagt Cobbs fast zu ehrfürchtig. Seine Arbeitspapiere sind bis zum Saisonende gültig. Trainer Pesic hat viel vor mit Cobbs, der vor allem die Spielmacher Renfroe und Anton Gavel entlasten soll. Der Amerikaner soll also der Coach auf dem Parkett werden, "mein verlängerter Arm", wie es der 66-Jährige ausdrückt. "Er kann scoren. Seine Priorität ist aber, andere besser zu machen", lobt Pesic seinen neuen Spieler, "er hat gute Augen, gute Pässe, er versteht Basketball und kann das Spiel organisieren."

Die nächste Gelegenheit, um sein breites Repertoire zu zeigen, bekommt Cobbs am Sonntag (17 Uhr, Audi Dome) im Ligaspiel gegen Ulm. Dann darf er sich das Trikot des Tabellendritten erstmals vor Heimpublikum überstreifen. Beim Sieg in Tübingen, dem fünften des FCB in der Bundesliga in Serie, musste er bis zum Schlussviertel auf seine ersten Punkte warten, dann verwandelte er routiniert zwei Halbdistanzwürfe. Cobbs soll nicht der einzige Zugang nach dem Abschied von K.C. Rivers bleiben. Die Münchner sondieren weiter den Markt. "Gute Spieler können wir immer gebrauchen", sagt Trainer Svetislav Pesic. Er ist überzeugt davon, dass Justin Cobbs einer ist.

© SZ vom 02.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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