Basketball-Regionalliga:Tipps vom Vorgänger

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1,86 Meter großes Versprechen: Nathan Walker soll bei den Dachau Spurs Publikumsliebling Omari Knox ersetzen. Beim Auftakt gegen Nördlingen hat er damit Probleme

Von Matthias Schmid, Dachau

Vor der kleinen Theke im Geräteraum der Jahnhalle, wo zwei Mitglieder Leberkäsesemmeln und Bier verkaufen, hatte Nathan Walker Harri Schirmann endlich erreicht. Er redete auf ihn ein, beide lächelten, am Ende legte Walker liebevoll seinen Arm um den Abteilungsleiter der Dachau Spurs. Dieser sagte: "All right", alles klar. Der neue Amerikaner im Dress des Regionalligisten hielt es nach Spielende für angebracht, sich bei seinem Chef zu entschuldigen für seine Darbietung, für den gesamten Auftritt der Mannschaft im ersten Saisonspiel gegen den Pro-B-Absteiger Giants Nördlingen. "Schrecklich" sei das erste Spiel verlaufen, fand Walker. Dachau hatte 53:87 (26:41) verloren, das Team von Roland Sovarzo war so klar unterlegen, wie es das Ergebnis ausdrückt. Ein Klassenunterschied. Und das obwohl die Gäste selber weit von ihrer Bestform entfernt waren.

Das erste Liga-Spiel nach Omari Knox hatten sich Schirmann und die Zuschauer anders vorgestellt. Der Publikumsliebling hatte im Sommer nach vier Jahren den Klub verlassen und sich dem ambitionierten Regionalligisten RheinStars Köln angeschlossen, der sich als Ziel den Aufstieg in die Bundesliga vorgenommen hat (ein Testspiel gegen Meister FC Bayern München verloren die RheinStars 60:97). Die Besucher schauten sich Nathan Walker deshalb umso genauer an, diesen 1,86 Meter großen Rückraumspieler, der zuletzt für das Blue Mountain Community College in Pendleton/Oregon spielte. "Omari wird er nicht ersetzen", murmelten einige auf der Tribüne und kamen zu dem Urteil: "Einen so guten Spieler wie Omari werden wir für lange Zeit nicht mehr in Dachau sehen." Knox waren in der vergangenen Saison einmal 52 Punkte in einem Spiel gelungen.

Walker hat mit Knox telefoniert, bevor er sich ins Flugzeug setzte, "er hat mir Tipps gegeben, was ich beachten soll". Er solle vor allem sein Spiel spielen, habe Knox gesagt. Leichter gesagt als getan. Walker, 23, ist ein völlig anderer Typ, viel athletischer, fast bullig. Auch er hat einen guten Wurf, aber im Ballvortrag und -handling offenbarte er Probleme, seine Statistik wies mehr Ballverluste als erfolgreiche Würfe auf. "Im Vergleich zur Vorbereitung hatten wir alle einen großen Leistungsabfall", sagte Walker, der auf elf Punkte kam.

Athletischer Antreiber: US-Import Nathan Walker. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Dachaus Trainer Roland Sovarzo hatte den Amerikaner aus Concordia, einem kleinen Ort in Kansas, bei seinem USA-Urlaub in diesem Jahr entdeckt. Sovarzo hatte das Gefühl, dass er der Richtige sei. Walker ist niemand, der wie Knox alle Facetten des Spiels beherrscht, er fällt nicht sofort auf, widmet sich lieber seiner Rolle. Doch gegen Nördlingen konnte er sich weder aufs Werfen noch auf den Spielaufbau konzentrieren, alles war irgendwie chaotisch. "Wir müssen lernen, besser mit dem Druck im Spiel umzugehen", sagt er.

Gemeinsam mit dem Kroaten Miroslav Ljoljic ist Walker in die kleine Wohnung in der Dachauer Jahnhalle gezogen. "Es ist alles viel besser, als ich es mir vorgestellt hatte", bekennt Walker, "es gibt sogar eine Küche". Sie wollen sich abwechselnd bekochen, kündigt der Amerikaner an. Kroatisches Essen sei köstlich. Ljoljic, 21, wechselte aus der zweiten Liga seines Heimatlandes nach Dachau, er soll Matthew Wafula ersetzen, der einen Vertag in der ersten polnischen Liga unterschrieben hat. Anders als Walker hat er Familienanschluss: In München leben zwei seiner Schwestern. Der 2,10 Meter lange Center will sich nicht ausnahmslos dem Basketball widmen, er sucht noch einen Halbtagsjob. Walker denkt indes in anderen Dimensionen, er möchte eines Tages in der Bundesliga spielen und in der Euroleague. "Ich bin überzeugt, dass ich das schaffen kann", sagt er. In den USA hatte er sich die Euroleague immer wieder am Computer angesehen. "Eine exzellente Liga", findet er und will unbedingt mal ein paar Spiele von Bayern München besuchen, am liebsten gegen Panathinaikos Athen.

Um seinen Traum vom Profibasketball in Europa näher zu kommen, legt er im Moment ein Urlaubssemester ein. 2015 will er dann die Summer School besuchen, um anschließend wieder nach Europa zurückzukehren. "Ich wollte unbedingt hier spielen", sagt Walker. Dass es ihn nach Deutschland verschlagen hat, findet er nur aus einem Grund etwas bedauerlich: In der High School hatte er einen Spanisch-Kurs belegt, "Deutsch war mir zu schwierig mit den ganzen Artikeln und so", sagt er mit einem Lächeln. Er möchte sich der Sprache trotzdem annähern. Sein dritter Mitbewohner ist ein Dachauer Fußballer, der ihm täglich etwas Neues beibringt. Schließlich will Walker seine Mutter beeindrucken, wenn sie im November zu Besuch kommt. Zuerst einmal will er aber dafür sorgen, dass seine Mannschaft Spiele gewinnt. Er hat es Harri Schirmann fest versprochen.

© SZ vom 01.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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