Basketball:Im Schongang zu zwei Punkten

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Da können die Gießener Spieler inklusive Trainer Ingo Freyer nur staunen: Jalen Reynolds segelt durch die Luft und wuchtet den Ball per Dunk in den Korb. Der FCB-Center war gegen Villeurbanne und gegen Gießen Münchens Topscorer. (Foto: Ulrich Gamel /imago images)

Nach dem neunten Erfolg in der Euroleague gönnt FC-Bayern Coach Trinchieri am Sonntag gegen Gießen einigen seiner Profis eine Pause. Die Münchner gewinnen trotzdem überlegen 93:71.

Von Ralf Tögel, München

Vielleicht lässt sich der Unterschied zwischen dem FC Bayern und den Gießen 64ers am besten an diesen drei Namen festmachen: Nihad Djedovic, Vladimir Lucic und Nick Weiler-Babb. Drei der besten Akteure der gesamten Basketball-Bundesliga (BBL) zweifellos, allesamt beim FC Bayern München angestellt - und alle drei wurden in der Partie gegen die Hessen am Sonntag geschont. Sonderlich gemerkt hat man es nicht, die Münchner gewannen hoch überlegen mit 93:71 Punkten.

In Vladimir Lucic, Nihad Djedovic und Nick Weiler-Babb schont der Bayern-Coach gegen Gießen drei seiner Topspieler

Lucic und Kapitän Djedovic, der am Freitagabend in der Euroleague gegen den französischen Meister Asvel Villeurbanne noch eine starke Vorstellung geboten hatte, sind angeschlagen und durften regenerieren. Vielspieler Weiler-Babb bekam eine Pause. Der deutliche Erfolg geriet nie in Gefahr, über ein schnelles 5:0 lagen die Bayern nach dem erste Viertel mit 19:11 Punkten vorne, obwohl ihre Wurfquote mäßig war. Was umgehend korrigiert wurde und sich in einem standesgemäßen 51:31-Vorsprung zur Halbzeit niederschlug. Trotzdem dürfte Andrea Trinchieri ein paar eindringliche Worte an die Spieler gerichtet haben, so wie er vorher immer wieder durch den gähnend leeren Audi Dome gebrüllt hatte. Das Wörtchen Zufriedenheit jedenfalls wird nicht vorgekommen sein, die Frage ist vielmehr, ob der Italiener diese Vokabel überhaupt kennt.

Wie auch immer, die Ansprache fruchtete einmal mehr, die Münchner blieben dominant und vollendeten ihr sehenswertes Tageswerk ohne große Mühen. Trinchieri gönnte darüber hinaus vielen Stammspielern große Pausen und den Nachwuchstalenten Jason George (6), Matej Rudan (2) und Sasha Grant (4), die auch alle punkteten, viele Einsatzminuten.

Alles hört auf mein Kommando: FCB-Trainer Andrea Trinchieri hat in ein paar Wochen die verkorkste Vorsaison vergessen lassen, hier erklärt er Wade Baldwin, was er von ihm sehen will. (Foto: Ulrich Gamel/imago images)

Vor allem unter den Brettern waren die Bayern im Wortsinn für Gießen eine Nummer zu groß, Leon Radosevic (10), der unter Trinchieri regelrecht aufblüht, oder Neuzugang JaJuan Johnson (11), die beide 2,08 Meter messen und zudem sehr flexibel und flink agieren, waren von den Hessen kaum zu stoppen. Und dann wäre da ja auch noch Jalen Reynolds (24, sieben Rebounds), der FCB-Center liefert wettbewerbsübergreifend Topleistungen in Serie ab, er war auch am Freitagabend in der Euroleague der Topscorer der Bayern.

Da ging es für den FCB gegen den französischen Serienmeister Asvel Villeurbanne, und auch gegen die deutlich stärkeren Gäste waren die Bayern das klar bessere Team. Vor allem in der ersten Halbzeit spielten die ersatzgeschwächten Münchner, denen in Lucic der beste Akteur der vergangenen Wochen fehlte, den giftigen Gegner an die Wand. Der war immerhin mit der Empfehlung eines deutlichen Sieges gegen den Titelfavoriten in den Audi Dome gekommen, "sie haben Barcelona gekillt", hatte Trinchieri vorsorglich erinnert. Das Team von Trainer T.J. Parker, dem Bruder des legendären viermaligen NBA-Champions und Klubeigners Tony Parker, zählt zu jenen Kontrahenten, gegen die sportliche Vergleiche wegen ihrer bissigen Defense und ihrem nie ermüdenden Kampfgeist kein großes Vergnügen sind.

In der europäischen Königsklasse festigen die Bayern Platz drei, einen Sieg nur hinter den Titelfavoriten FC Barcelona und ZSKA Moskau

In der bayerischen Landeshauptstadt aber blieb die Mannschaft aus Lyon ohne jede Siegchance, die Münchner waren hellwach und legten einen 8:0-Lauf hin. Zur Halbzeit führte der FCB bereits deutlich mit 42:25 Punkten. Auch nach der Pause wehrten sich die Gäste nach Kräften, die Bayern hatten das Geschehen dennoch stets im Griff und gewannen souverän mit 76:62 Punkten. Mit nunmehr 9:3 Siegen haben die Münchner bereits einen mehr als in der vergangenen Saison, als ihnen bis zum Corona-bedingten Abbruch im März bei 28 Versuchen nur deren acht gelungen sind. Zugleich wurde der dritte Platz in in der europäischen Königsklasse gefestigt, mit nur einem Sieg weniger als die Favoriten FC Barcelona und ZSKA Moskau.

In der Bundesliga sind die Münchner erwartungsgemäß das Maß der Dinge

In der Bundesliga sind die Bayern erwartungsgemäß das Maß der Dinge, führen die Tabelle ungeschlagen an. Der Erfolg gegen Gießen war der sechste im sechsten Spiel, obwohl Trainer Trinchieri zusehends der zweiten Garde Einsatzzeiten zugesteht. Für Alex King trifft das nicht mehr zu, der Bayern-Routinier wurde auf eigenen Wunsch nach Würzburg ausgeliehen, um mehr Spielzeit zu bekommen. Am Samstag beim Spiel der Unterfranken in Chemnitz war King mit 16 Punkte auf Anhieb zweitbester Akteur. Auch ein Indiz, dass die Bayern in der BBL langsam enteilen.

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