Basketball-Bundesliga:Wichtig fürs Gemüt

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Dusko Savanovic setzt sich gegen die Gießener Gabriel Olaseni und Braydon Hobbs (v.l.) durch. (Foto: Jan Hübner/Imago)

Der FC Bayern München beeindruckt zwei Tage nach der Heimniederlage gegen Real Madrid mit einer konzentrierten Vorstellung in Gießen. Der 87:61-Sieg sollte auch Selbstvertrauen für die entscheidende Euroleague-Partie am kommenden Freitag in Belgrad bringen

Von Ralf Tögel, München

Die Basketballer des FC Bayern München haben sich mit einer eindrucksvollen Vorstellung bei den Gießen 46ers nur zwei Tage nach der Euroleague-Pleite gegen Real Madrid gut erholt zurückgemeldet. Vor allem das dritte Viertel (28:7) geriet beim ebenso deutlichen wie verdienten 87:61-Erfolg gegen den Tabellenzehnten zu einer Machtdemonstration. Noch wichtiger aber war, dass sich die Münchner wieder Selbstvertrauen für die letzte Euroleague-Vorrundenpartie am Freitag geholt haben: Nur mit einem Sieg in Belgrad bleibt der FC Bayern im Wettbewerb.

"Es ist schon brutal", hatte Anton Gavel am Freitagabend noch in der Kabine nach der deprimierenden 67:86-Niederlage gegen Real Madrid gestöhnt, "nur ein Tag Pause." Und eilig nachgeschoben: "Das soll aber keine Ausrede sein." Auch der Münchner Trainer sieht diese hohe Belastung, Svetislav Pesic würde sich nach Freitagspielen in der Euroleague einen Tag mehr Pause wünschen, nimmt es aber als notwendiges Übel: "Es nützt nichts, immer darüber zu reden." Denn das ist der Grund, warum Spieler nach München kommen: das internationale Geschäft. Und die Partie gegen Real Madrid erfüllte diese Erwartungen - bis zur Pause. "Ich habe zwei Spiele gesehen", hatte es Pesic formuliert, denn nur in der ersten Halbzeit waren sich zwei Teams mit ähnlichem Leistungsvermögen gegenüber gestanden. Die Gastgeber forderten dem spanischen Triple-Sieger alles ab, mit einer beweglichen Defense, schnellem Umschalten und strukturiertem Angriffsspiel. Und einer guten Quote bei den Würfen und den Rebounds. Das war das erste Spiel, respektive die erste Halbzeit: München gewann 38:36. Und wurde danach vom Titelverteidiger seziert, irgendwie wusste keiner der Betroffenen so recht, warum.

Denn die Münchner trafen weiter richtige Entscheidungen, "ich habe keine schlechten Würfe gesehen", fand auch Pesic. Allerdings landeten diese nicht im Ziel, egal, wie einfach sie waren. Center John Bryant verlegte aus kürzester Distanz, Bryce Taylor, Alex Renfroe oder Nihad Djedovic verfehlten Würfe, die sie im Training mit verbundenen Augen treffen. Warum? Das konnte niemand beantworten. Vor allem Djedovic, der sich sonst immer als Konstante im Münchner Spiel auszeichnet und zuverlässig punktet, scheint in einem Tief zu stecken: Kein einziger Punkt gelang dem Bosnier mit deutschem Pass, weshalb ihm Pesic in Gießen eine Pause gönnte.

Gegen eine Real-Auswahl muss für ein Team wie die Bayern aber alles stimmen, sonst kann das sehr unangenehm werden: Madrid beendete das Spiel mit einem 21:2-Lauf praktisch schon im dritten Viertel, die Gäste trafen nach Belieben, während bei den Bayern das Selbstvertrauen mit jedem gegnerischen Punkt schwand. Fast schon traumatisiert wirkten die Münchner in dieser Phase, sie waren nicht mehr in der Lage, die Spanier zu stoppen. Freilich muss man die Dimension des Gegners berücksichtigen, nicht umsonst konnte Real-Trainer Pablo Laso nach der Partie in der Pressekonferenz sein breites Grinsen gar nicht mehr ausknipsen. Sein hochkarätiges Ensemble hatte die letzte Chance auch dazu genutzt, sich das Selbstvertrauen zurückzuholen, das auf kontinentaler Ebene unabdingbar ist. Real ist wieder im Geschäft und wird sich das im letzten Vorrundenspiel vom bereits ausgeschiedenen Straßburg nicht mehr nehmen lassen.

Die Münchner dagegen haben es immer noch selbst in der Hand, allerdings gibt es kuschligere Orte für einen Auswärtssieg als die Halle in Belgrad. Vorerst galt es aber, die Pflichtaufgabe in Gießen zu erledigen. Pesic hatte es offenbar verstanden, sein Personal wieder aufzurichten. Von angeknockten Münchnern jedenfalls war beim Gastspiel in Hessen nichts zu sehen. Auf 9:0 zog der Favorit schnell weg und ließ es so erst gar nicht zu, dass die 46ers in den Dialog mit ihren Fans kamen. Das ist ja der Plan von qualitativ unterlegenen Teams in der BBL, in Wechselwirkung mit den frenetischen Fans über sich hinauszuwachsen und den Favoriten zu düpieren. Aber die Münchner begannen konzentriert und mit galliger Defense, der Vorsprung nahm beim 20:9 beruhigende Dimensionen an. Nur einmal zeigte der Aufsteiger, wie ein so überlegener Kontrahent zu stoppen ist: Als Braydon Hobbs knapp drei Minuten vor der Pause per Dreier zum 29:33 traf und die Kulisse tobte. Doch der FCB konterte nervenstark, Dusko Savanovic (17 Punkte), der allein im ersten Durchgang 15 Punkte erzielte, Deon Thompson (8) und Anton Gavel (5) stellten zur Pause auf 46:31. "Es war wichtig, dass wir gut angefangen haben", befand Gavel nach der Partie, "gerade nach der Niederlage gegen Madrid." Es war auch gut, wie K.C. Rivers (15), Alex Renfroe (12), Paul Zipser (11) trafen, die Münchner zeigten insgesamt eine sehr geschlossene Teamleistung.

Nach der Pause durften die Gießener das Gefühl der Bayern vom Vortag erfahren, sie wurden fortan überrollt. Egal, wen Pesic aufs Feld schickte, seine Spieler waren in allen Belangen turmhoch überlegen und führten vor den letzten zehn Minuten mit 74:38. Auch dieses Spiel war damit entschieden, Topscorer Savanovic blieb draußen und Pesic nutzte das letzte Viertel, um Bankspielern Einsatzzeit zu geben.

© SZ vom 14.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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