Basketball-Bundesliga:Rot-Weiße Serie

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Münchner Teamarbeit: Devin Booker (links) und Vladimir Lucic zwingen Frankfurts Jonas Wohlfarth-Bottermann (Mitte) beim Rebound in die Knie, drei Viertel des Spiels waren aber die Hessen obenauf. (Foto: imago/Eibner)

Der Tabellenführer FC Bayern München gewinnt unter dem neuen Trainer Dejan Radonjic auch sein erstes Auswärtsspiel - das Team offenbart beim 87:83 in Frankfurt allerdings erneut einige Schwächen.

Von Ralf Tögel, Frankfurt/München

Der Tabellenführer ist mit einem blauen Auge davongekommen. In einer mäßigen, aber spannenden Partie bog der FC Bayern München einen zwischenzeitlichen 18-Punkte-Rückstand gegen die Skyliners Frankfurt im letzten Viertel und verteidigte mit dem 87:83-Erfolg die Tabellenführung vor Berlin.

Es war das erste Auswärtsspiel des neuen Bayern-Trainers Dejan Radonjic, auch das geriet erfolgreich, die ersten beiden Heimpartien gegen Ulm und Gießen wurden ja ebenso gewonnen. Nun also bei den heimstarken Frankfurtern, die sich in einem Trainingslager fünf Tage auf Mallorca vorbereitet hatten und einen weiteren mentalen Vorteil auf ihrer Seite wussten: Seit acht Jahren, so berichtete Skyliners-Sportdirektor Gunnar Wöbke, veranstalten die Frankfurter eine Benefiz-Gala, bei der sie Gelder für die Nachwuchsarbeit einsammeln. Kleiner und angenehmer Nebeneffekt: Seit dies der Fall ist, haben die Hessen die darauffolgende Bundesliga-Partie gewonnen. Es hatte lange den Anschein, dass sich diese Serie fortsetzen sollte.

Jedenfalls entwickelte sich nach ein paar wilden Anfangsminuten, in denen beide Mannschaften eher durch Fehler als gelungene Aktionen auffällig wurden, eine ausgeglichene und vor allem in der Defense intensive Partie. Die Abwehrarbeit soll ja unter dem neuen Münchner Chefcoach in den Fokus rücken, nicht nur angesichts der jüngsten Negativentwicklung eine gute Idee. In der ersten Halbzeit dürfte Radonjic noch einigermaßen zufrieden gewesen sein, allerdings ist seiner Auswahl die Leichtigkeit in der Offense abhanden gekommen, die das Team zum besten der Hauptrunde gemacht hatte.

Zu beobachten war das in Frankfurt anhand einer miserablen Wurfquote, von der Dreierlinie fand nur einer von elf Versuchen ins Ziel - viel schlechter geht es nicht. Bestes Beispiel ist Jared Cunningham, der die Liga bislang mit Flugeinlagen, Dunkings und allerlei anderen Kunststückchen verzückte, am Main erzielte er vier Punkte. Die Ausnahmekönner der Skyliners wurden dagegen ihrem Ruf gerecht, allen voran Philip Scrubb. Der Liga-Topscorer demonstrierte auch gegen den Primus mit elf seiner insgesamt 23 Punkte im ersten Viertel seine Fähigkeiten.

Trotz des Sieges ist nicht zu übersehen, dass die Bayern noch nicht in Playoff-Form sind

Immerhin behielt das rot gewandete Kollektiv mit 22:19 knapp die Oberhand, doch vor allem die unglaublichen Dreier von Scrubb, die er schon mal aus extremer Entfernung oder einbeinig in höchster Not abfeuert, hielten die Hessen im Spiel. Und weil ihm im zweiten Viertel auch noch Kollege Tai Webster mit einer Galaleistung zur Seite sprang, drehte Frankfurt den Rückstand zu einer 41:37-Führung - freundlich assistiert von den zusehends schwächelnden Bayern. Die Wurfquote blieb miserabel, die Ballverluste häuften sich und von durchdachtem Teamplay war nichts mehr zu sehen.

Auch die Pause brachte keine Sicherheit in die Münchner Reihen, die Gäste agierten nachlässig in der Abwehr, gaben dem Gegner viele offene Würfe, die vor allem Tai Webster (32 Punkte) dankend annahm. Fehlpässe, schlechte Würfe, schwache Reboundarbeit und eine steigende Verunsicherung: Die Partie schien gelaufen. Bis Braydon Hobbs kam, der bis zu seinem Einsatz 25 Minuten auf der Bank schmoren musste. Das fintenreiche Spiel des US-Amerikaners war genau der Impuls, den die Mannschaft angesichts eines 18-Punkte-Rückstands benötigte. Einen Extraschub versetzte er den Kollegen mit zwei ansatzlosen Dreiern, die einen 9:0-Lauf initiierten. Das gab dem Gegner die Gewissheit, dass sich diese Münchner Mannschaft längst nicht geschlagen gibt. Und den Bayern brachte es Sicherheit zurück, in der Schlussphase fanden die Distanzwürfe plötzlich in den gegnerischen Korb. Den Rest erledigte die individuelle Klasse der Bayern. Während bei Frankfurt vornehmlich Webster und Scrubb punkteten, trafen auf Münchner Seite in Vladimir Lucic (19), Devin Booker (18), Reggie Redding (12) und Stefan Jovic (11) doppelt so viele Akteure zweistellig. Fünf Punkte von Jovic zum 81:81-Ausgleich sowie der folgende Dreier von Lucic versetzte den Skyliners letztlich den Knockout.

Trotz des letzten Viertels, das die Bayern mit 36:18 für sich entschieden, wurde deutlich, dass die Mannschaft noch weit von der notwendigen Playoff-Form entfernt ist. Dafür wird nicht nur ein Cunningham in Bestform benötigt, auch Spieler wie Maik Zirbes, Anton Gavel oder Alex King, die in Frankfurt blass blieben, werden sich steigern müssen. Fünf Spiele stehen noch an bis zur Meisterrunde, Zeit genug für Coach Radonjic, seine Spielidee zu verfestigen. Nebenbei kann er an seiner weißen Serie basteln.

© SZ vom 16.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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