Basketball-Bundesliga:Ohne Worte

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Unerwartetes Hindernis: Die Basketballer des FC Bayern mit Dusko Savanovic patzen in Leipzig. (Foto: imago/Eibner)

Ein enttäuschender FC Bayern kassiert beim Tabellenletzten Mitteldeutscher BC seine sechste Saisonniederlage

Von Joachim Mölter, Leipzig/München

Im Basketball dient eine Auszeit im Grunde dazu, den Spielern Anweisungen zu geben, sie zu motivieren, neu einzustellen auf den Gegner. So eine Auszeit, wie sie der FC-Bayern-Chefcoach Svetislav Pesic während des Auswärtsspiels beim Mitteldeutschen BC nahm, sieht man so gut wie nie: Pesic schaute zu Boden - enttäuscht, beleidigt, resigniert. Er sagte kein Wort, eine Minute lang schwieg er seine Spieler nur an.

So kann man natürlich auch zum Ausdruck bringen, was man von der Leistung seiner Mannschaft hält - nichts. Dem Tabellenzweiten der Basketball-Bundesliga (BBL) gelang es an diesem 25. Spieltag nicht im geringsten, an die Leistungen der jüngeren Vergangenheit anzuknüpfen, als er im Pokal-Halbfinale den aktuellen Meister und Tabellenführer aus Bamberg bezwungen und danach den Erzrivalen Alba Berlin aus dem Eurocup befördert hatte. Beim Tabellenletzten kassierten die FC-Bayern-Basketballer hingegen ihre sechste Saisonniederlage - 90:93 (51:47). Danach sagte Pesic: "Wir haben heute total unter unseren Möglichkeiten gespielt."

Zwar waren die Münchner geschwächt angetreten, ohne den gesperrten Alex Renfroe, den langzeitverletzten Nihad Djedovic (Wade) sowie den kurzfristig ausgefallenen Paul Zipser (Rückenprobleme). Aber damit allein kann man die Niederlage nicht erklären: Zu Wochenbeginn hatte der FC Bayern ja extra neue Leute engagiert für den Saison-Endspurt, den Deutsch-Amerikaner Chad Toppert und den Simbabwer Vitalis Chikoko. Während Toppert am Sonntag noch fremdelte, fügte sich Chikoko nahtlos ein mit 13 Punkten und vier Rebounds. Besser trafen jedenfalls nur Justin Cobbs (16) und Dusko Savanovic (14).

Der in der 40 000-Einwohner-Stadt Weißenfels beheimatete Mitteldeutsche BC hatte das Spiel gegen den ruhmreichen FC Bayern von seiner 3100 Zuschauer fassenden Halle in die 40 Kilometer entfernte Leipziger Arena verlegt, wo dann knapp 5000 Zuschauer in den Genuss einer unerwartet spannenden Begegnung kamen. Der MBC hatte zwar jüngst neue Hoffnung geschöpft im Kampf gegen den Abstieg durch den 85:71-Auswärtssieg bei den auf dem vorletzten Tabellenplatz liegenden Crailsheim Merlins. Der Sieg sei "wichtig für die Psyche" gewesen, hatte ihr Coach Predrag Krunic vor der Partie gegen den FC Bayern gesagt und hinzugefügt: "In einer Playoff-Serie ist es fast aussichtslos, die Bayern zu bezwingen. Aber in einem Spiel - wer weiß? Wir müssen kämpfen, Team-Basketball spielen und unser Maximum in der Verteidigung geben."

Am Anfang sah es tatsächlich so aus, als ob Krunics Plan aufgehen und seinem Mitteldeutschen BC eine Überraschung gelingen könnte. Angeführt von den Korbjägern Frantz Massenat (24 Punkte) und Chris Otule (22) kamen die Gastgeber besser ins Spiel, lagen sogar mit sieben Zählern vorne (20:13/9. Minute) und entschieden das erste Viertel für sich (23:19). Aber mit zunehmender Spieldauer schienen sich die Münchner dank ihrer individuellen Klasse durchzusetzen. Mitte des zweiten Viertels sorgte Zugang Chikoko erst mit einem Korbleger, dann mit einem Dunk für ihre erste Führung (42:38/17.).

Alles schien also den erwarteten Weg zu gehen, die Münchner zogen davon, auf 55:47 (22.) und 59:51 (24.), doch offenbar wiegte sie das in Sicherheit. "Wir haben nicht geglaubt, verlieren zu können", resümierte Pesic. Die Spannung seiner Spieler ließ nach, ihre Konzentration auch - binnen weniger Augenblicke hatte der MBC aufgeholt. Als TaShawn Thomas das 60:59 erzielte, nahm Pesic die eingangs erwähnte Auszeit. Es half nichts. Die Münchner schafften es nicht, der Partie eine weitere Wendung zu geben, der MBC verteidigte seinen vierten Saisonsieg verbissen.

© SZ vom 07.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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