Basketball 2. Liga:Schwierige Starthilfe

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Mit einem blauen Auge - und einem knappen Sieg - kommen Jahn Münchens Basketballerinnen (li. Mirela Damaschek) gegen Aufsteiger Karlsruhe davon. (Foto: Johannes Simon)

Die TS Jahn München holpert wie gewohnt in die Saison - trotz Anne Breitreiner

Von Karl-Wilhelm Götte, München

Rüdiger Wichote hielt es nicht mehr auf seinem Platz. Immer wieder lief der Trainer des Basketball-Zweitligisten Jahn München an der Seitenlinie entlang, zeigte seinen Unmut über die Spielweise seiner Formation und griff mit lautstarken Anweisungen ins Geschehen ein. Doch auch Auszeiten änderten zunächst nichts an der miserablen Vorstellung seiner Basketballerinnen. Sie lagen zur Pause gegen den Aufsteiger Karlsruhe Lions 28:29 zurück. Am Ende gewannen die hoch favorisierten Münchnerinnen ihr Auftaktspiel in die Zweitligasaison 70:65, doch die Probleme des Teams waren überdeutlich.

Natürlich waren die Augen der Jahn-Anhänger auf das Debüt von Anne Breitreiner gerichtet. Doch die 31-Jährige, die als Profi mit Wasserburg, aber auch in Spanien, Polen und Frankreich Titel gewann, passte sich zunächst dem mäßigen Niveau ihrer Mitspielerinnen an. Bis zur Halbzeitpause lag die Trefferquote der TS Jahn bei 28 Prozent, die von Breitreiner war exakt ebenso niedrig. Lediglich Spielführerin Magdalena von Geyr (41 Prozent) schnitt besser ab. "Wir treffen nichts und verteidigen nicht", kritisierte Wichote seine Akteurinnen zur Halbzeit heftig. Besonders das zweite Viertel, das mit 10:16 an Karlsruhe ging, lag dem Jahn-Coach im Magen, allen fehle es an der nötigen Einstellung, monierte er.

Wohl wahr: Die Gastgeberinnen wirkten schläfrig, die Gäste waren oft handlungsschneller, überraschten den Jahn mit Schnellangriffen und punkteten häufig mit einfachen Korblegern. "Vielleicht sind sie mit dem Kopf schon auf dem Oktoberfest", vermutete Wichote. Dort waren für den Sonntagabend Plätze reserviert.

Dabei hätten die Karlsruher als Auftaktgegner wunderbar passen müssen. Die Spielerinnen waren durch die Bank kleiner als die Münchnerinnen. Trotzdem fischten sie viel mehr Rebounds, also vom Korb abspringende Bälle herunter. Nach dem Seitenwechsel und einer offenbar heftigen Ansprache Wichotes schien es zunächst besser zu werden. Die Trefferquote stieg. Auch Breitreiner kam besser ins Spiel und bugsierte den Ball zweimal von der Dreierlinie in den Korb. Dazu gelangen ihr unter dem eigenen Korb neun Rebounds. Routinier Jezabel Ohanian glänzte in dieser Spielphase mit einer Trefferserie. München setzte sich nach dem dritten Viertel mit 51:43 Punkten ab. Wer nun dachte, es würde doch ein deutlicher Münchner Erfolg, sah sich getäuscht. In der Schlussphase wurde es noch einmal knapp.

Das lag natürlich auch daran, dass die erste Fünf fast die ganze Last des Duells übernehmen musste. Von ihr punkteten am Ende nur von Geyr (19), Jezabel Ohanian (18) und Breitreiner (16) zweistellig. Mirela Damaschek (7) und Nicole Schmidt (4) blieben in der Offensive hinter den Erwartungen zurück. Kaum waren, wie im zweiten Viertel geschehen, mehr Spielerinnen aus der zweiten Reihe auf dem Parkett, ging das Leistungsniveau merklich nach unten, und der Aufsteiger übernahm das Kommando. Diese Erkenntnis ist für Wichote nicht neu: "Wir gewinnen nur, wenn die erste Reihe ihre Leistung bringt." Mit Breitreiners Einstand war er zufrieden. Sie selbst nach ihrer besseren zweiten Halbzeit auch: "Ich muss meine eigene Rolle noch finden", sagte sie nach ihrem Debüt für die TS Jahn. Bisher habe sie nur mit Profis in der ersten Liga zusammengespielt. Da gelte es eine Spielklasse tiefer die eigenen Erwartungen etwas herunterzuschrauben. Breitreiner nimmt ihr Engagement für Jahn München durchaus ernst und lässt keine Trainingseinheit aus. Sie sieht sich auch in der Position, die jüngeren Spielerinnen in der Mannschaft zu führen. Breitreiner: "Ich würde gerne mithelfen, diese Spielerinnen weiterzuentwickeln."

© SZ vom 29.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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