Baseball:Schneller Kontrollverlust

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"Im ersten Inning hat er sich noch gut aus einer schwierigen Lage befreit": Danach verlor Haars Pitcher Sean Cowan aber völlig seine Linie. (Foto: Claus Schunk)

Die Haar Disciples zieren nach zwei Niederlagen gegen die Stuttgart Reds das Tabellenende der Baseball-Bundesliga. Grund ist ihre schlechte Defensive - und die fehlende Einreiseerlaubnis für die dringend benötigten US-Amerikaner.

Von Christoph Leischwitz, Haar

Alex Tufts versucht die Niederlagenserie zu Beginn der Saison so positiv wie möglich zu sehen. "Ich hab's lieber so rum", sagt der Trainer des Baseball-Bundesligisten Haar Disciples, als dass man mit ein paar glücklichen Siegen gegen schwächere Gegner am Ende noch ein falsches Selbstvertrauen entwickle. Stattdessen findet sich die Mannschaft nach dem zweiten Spieltag und den ersten beiden Partien im heimischen Sportpark Eglfing erst einmal am Tabellenende wieder. Am Samstag verloren die Disciples gegen die Stuttgart Reds 2:13 und 6:9.

Natürlich sind die Baseball-Bundesligisten überhaupt erst einmal froh, dass gespielt werden kann. Zuschauer gibt es freilich keine, und die Corona-Auflagen haben es gerade den kleineren Vereinen nicht leichter gemacht, sich auf diese Spielzeit vorzubereiten. Ein großer Nachteil: "Wir konnten keine Spieler aus den USA einfliegen", sagt Tufts. Was natürlich nachgeholt werden soll, sobald dies möglich ist. Da hat es zum Beispiel der Baseball-Branchenriese Regensburg leichter: Dessen neuer Pitcher Kaleb Bowman hat Profi-Status und durfte schon einreisen.

Haars Trainer muss Pitcher Sean Cowan schon im zweiten Inning wegen Überforderung auswechseln

So zeigte sich beispielhaft auf dem Werferhügel in Spiel eins gegen Stuttgart ein enormer Qualitätsunterschied: Während dem Gästepitcher Marcel Giraud nicht weniger als zehn Strikeouts gelangen, bei dem ein Schlagmann ohne einen Schlag ins Feld wieder auf der Bank Platz nehmen muss, musste Haars Trainer Tufts schon im zweiten Inning Sean Cowan wegen Überforderung auswechseln - die Stuttgarter waren da 4:0 in Führung gegangen. "Im ersten Inning hat er sich noch gut aus einer schwierigen Lage befreit", sagt Tufts, "danach hat er ein bisschen die Kontrolle verloren." Für den erfahrenen Cowan, der seit vergangenem Jahr in Haar spielt, übernahm Jan Endrejat. Doch auch er blieb nicht lange. Der 22-Jährige musste schon im dritten Durchgang mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Feld geführt werden, es handelt sich womöglich um eine schwerere Rückenverletzung.

Im zweiten Spiel gegen die Schwaben allerdings zeigten die Disciples zum ersten Mal, dass sie mithalten können - zum Auftakt gegen Meister Heidenheim war das ohnehin nicht zu erwarten gewesen. "Wir hatten unsere Chancen zu gewinnen, es war auf jeden Fall unsere beste Leistung bisher", sagt Tufts nach dem knappen 6:9. Trotz eines 3:7-Rückstands nach zwei Durchgängen wurde es dank einer Aufholjagd noch einmal spannend. Dabei stach vor allem Will Thorp mit zwei Runs heraus, der Catcher war auch schon im ersten Spiel der schlagkräftigste Haarer gewesen. Erst im neunten und letzten Inning zogen die Stuttgarter endgültig davon. Es war vor allem Pitcher Lukas Steinlein zu verdanken, seit Jahren ein Leistungsträger, dass dies der Offensive der Gäste nicht schon früher gelungen war.

Die größten Defizite sieht Tufts in der Defensive. Man verfüge zwar über die nötige Tiefe im Pitcher-Kader, allerdings gebe es wenige, die auch mal über die gesamte Spieldauer gehen könnten. Ein Problem, das sich wohl mit einer Einreise-Erlaubnis für US-Amerikaner am leichtesten lösen würde. Das jedoch am kommenden Wochenende, bei den nächsten Heimspielen gegen die Mainz Athletics, immer noch bestehen wird.

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