Baseball-Bundesliga:Wettbewerbsfreie Zone

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Das Beispiel Gauting Indians zeigt, wie schwer es ist, aus der Baseball-Bundesliga abzusteigen - denn keiner will nach oben.

Christoph Leischwitz

Wenn eine Mannschaft gegen einen Tabellenletzten richtig hoch verliert, steckt meistens eine andere Geschichte dahinter als nur ein schlechter Tag. Baseball-Erstligist Gauting Indians ist am vergangenen Wochenende zu den Neuenburg Atomics gefahren, es waren die letzten beiden Spiele der Saison. Nun hatte Neuenburg bis zu diesem Zeitpunkt einmal gewonnen und 35 Mal verloren. Doch Gauting unterlag dem sicheren Absteiger mit 3:6 und 1:18. Rein theoretisch hat das auch verheerende Folgen: Die Indians stehen nun auf dem vorletzten Platz der Tabelle und müssen in die Relegation. Theoretisch, wie gesagt.

Mit großer Wahrscheinlichkeit wird diese Relegation nämlich gar nicht stattfinden. "Natürlich verliert niemand gern, und für die Spieler, die dabei waren, ist das frustrierend", räumt André Salcher, Sprecher und Spieler der Indians, ein. "Aber es ging in dieser Abstiegsrunde um gar nichts mehr, und ehrlich gesagt: Mir war das schon seit Monaten klar." Deshalb fuhren die Indians mit gerade mal neun Spielern nach Neuenburg, fast alle aus der zweiten Mannschaft. "Die Abstiegsrunde ist für uns eine gute Gelegenheit, jungen Spielern Erfahrung mit auf den Weg zu geben, mehr aber auch nicht", sagt Salcher.

Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass der Qualitätsunterschied zwischen erster und zweiter Bundesliga enorm ist. Dies hat in den vergangenen Jahren immer öfter dazu geführt, dass Zweitligisten gar nicht aufsteigen wollten, und danach sieht es, zumindest in der Südgruppe, auch diesmal aus. Die ersten beiden Plätze sind ohnehin durch die zweiten Mannschaften von Mainz und Regensburg belegt, die nicht aufsteigen dürfen. Der Dritte Bad Homburg überlegt noch, ob er den Aufstieg stemmen will. Falls er sich dagegen entscheidet, würde das aber nur bedeuten, dass sogar Neuenburg als Letzter der Playdowns erstklassig bleibt. Die Relegation sollte am kommenden Wochenende beginnen, doch bisher findet sich für die Indians kein Gegner.

So stellt sich die Frage, welchen Sinn die wochenlange Abstiegsrunde hat. "Klar spielen wir alle gerne Baseball, aber das ist auch eine finanzielle Frage", sagt Salcher. In diesem Jahr spielten die Indians gegen Neuenburg, Saarlouis und Mainz, was den Verein allein wegen der weiten Reisen Hunderte Euro kostete. Geld, das man lieber in die Zukunft investieren würde. Zumal es möglich ist, dass die kommende Saison besonders teuer wird: Der Deutsche Baseball- und Softball-Verband (DBV) wird noch in diesem Jahr über eine Ligareform abstimmen.

Angedacht sind unter anderem ein Wegfall der Abstiegsrunde und eine kleinere erste Liga. Dadurch würden im kommenden Jahr tatsächlich zwei Teams absteigen. "Wer da rausfällt, ist für Jahre weg vom Fenster. Es würde dann in der kommenden Saison eine Art Wettrüsten unter den Vereinen stattfinden", fürchtet Salcher. Die Idee ist noch nicht beschlossen, doch den Vereinen fehlt Planungssicherheit. Deshalb wird gespart, wo es geht - die seltsamen Ergebnisse der jüngsten Abstiegsrunde sind nur ein Indiz.

Der amerikanische Coach der Gautinger, Andy Kropf, ist bereits vor zwei Wochen nach Hause geflogen, und er wird in der kommenden Saison wohl auch nicht mehr wiederkommen. Die Vereine zahlen für die Unterkunft ausländischer Spieler und Trainer, eine Verpflichtung für die Abstiegsrunde wäre pure Geldverschwendung gewesen. Für die kommende Saison suchen die Indians nun einen Trainer, der schon in Deutschland lebt, die Liga kennt und womöglich noch einige Talente von anderen Vereinen mitbringen könnte. Das wäre auf jeden Fall die kostengünstigste Lösung.

© SZ vom 30.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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