Badminton-Bundesliga:Rätselhafte Senioren

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Im Brustton der Überzeugung: Neuhausens Kapitän Manuel Heumann ist sich sicher, dass seine Mannschaft in der Badminton-Bundesliga bleibt. (Foto: Anke Lütticke)

Der TSV Neuhausen geht gegen den ersatzgeschwächten Favoriten Düren mit 2:0 in Führung, verliert jedoch am Ende mit 3:4 und bleibt stark abstiegsgefährdet. Alles hängt jetzt vom direkten Duell mit Konkurrent Freystadt kommende Woche ab

Von Sebastian Hepp, München

Die Badmintonfreunde in Neuhausen wussten nicht so recht, was da gespielt wurde: Der Bundesliga-Dritte 1. BC Düren hatte zwei ältere Herren aufgeboten, offensichtlich handelte es sich bei diesem Duo nicht um die Stammkräfte Kai Schäfer (verletzt) und Ruben Jille (erkrankt). Die rätselhaften Senioren, als Ersatzspieler für die beiden Ausfälle vorgesehen, traten letztlich doch nicht an: Nach dem ersten Warmmachen vor der Begegnung verabschiedete sich das Duo auch gleich wieder - wegen angeblicher Verletzung. So ging der TSV Neuhausen kampflos mit 2:0 in Führung. Am Ende reichte es dennoch nicht zu einem Sieg - die Münchner unterlagen mit 3:4.

Neuhausens Teammanager Philipp Blonck und auch Kapitän Manuel Heumann empfanden die 2:0-Führung, ohne auch nur einen Schläger geschwungen zu haben, als "ausgleichende Gerechtigkeit", hatte doch auch der TSV 1906 Freystadt, Neuhausens direkter Konkurrent um den letzten Nichtabstiegsplatz, zuletzt von den verletzungsbedingten Ausfällen im Kader von Düren profitiert.

Wer da noch glaubte, die Dürener würden wegen der kampflosen Abgabe des zweiten Herreneinzels sowie des zweiten Herrendoppels nicht voll auf Sieg setzen, sah sich getäuscht. So ließen die Niederländer Mark Caljouw und Jelle Maas im ersten Doppel gegen die Neuhauser Paarung Krasimir Yankov und Przemyslaw Szydlowski keinen Zweifel aufkommen, wer auf dem Court das Sagen hatte. Zwei kräftige, groß gewachsene Kerle mit Durchschlagskraft standen hier zwei Neuhauser Filigranspielern gegenüber, die sich redlich mühten und phasenweise gut mithielten, aber beim 8:11, 5;11, 4:11 ohne Siegchance waren. Für den richtigen Bumms in der Neuhauser Sporthalle sorgte nicht zuletzt auch jener Dürener Fan, der das eigene Team mit immenser Lautstärke zum Sieg trommelte. Diesen konnten auch die zuletzt sehr erfolgreichen Neuhauser Akteure nicht verhindern, zu groß war die Dominanz des Favoriten: So unterlagen die frisch gebackene slowenische Einzelmeisterin Kaja Stankovic und ihre Partnerin Natalya Voytsekh der Paarung Ulitina/Seinen ebenso glatt in drei Sätzen wie Stankovic und Heumann im Mixed dem Duo Maas/Seinen. Stankovic suchte nach einer Erklärung dafür, dass sie im Doppel keinen richtigen Rhythmus fand: "Ich habe zuletzt auf Turnieren nur Einzel gespielt", sagte sie.

Tobias Wadenka, der kürzlich bei den deutschen Meisterschaften erst im Viertelfinale dem neuen deutschen Meister Fabian Roth unterlag, wäre im Einzel dagegen fast ein Sensationssieg gegen den holländischen Meister Mark Caljouw gelungen. Wadenka spielte und kämpfte bravourös, zeigte erst in der Endphase von Satz fünf (6:11) kleine Konzentrationsschwächen. Dafür gelang Natalya Voytsekh, die bei den ukrainischen Meisterschaften im Finale gegen Maria Ulitina noch knapp verloren hatte, in der Partie gegen Düren die Revanche: Sie siegte unter dem Jubel ihrer Teamkollegen mit 11:13, 11:6, 11:9 und 11:6, verkürzte im Gesamtergebnis auf 3:4 und sicherte ihrem Team damit zumindest einen wichtigen Zähler im Abstiegskampf. "Natalya ist inzwischen eine der stärksten Spielerinnen der ersten Liga geworden", sagte Kapitän Heumann.

Im Abstiegskampf läuft es nun auf ein Duell zwischen dem Vorletzten Neuhausen und dem Drittletzten Freystadt hinaus, das dadurch eine Zuspitzung erfährt, dass der FC Langenfeld sich inzwischen aus der Bundesliga zurückgezogen hat - mit der Folge, dass sämtliche Partien gegen Langenfeld nachträglich annulliert wurden. Weil Neuhausen im Gegensatz zu Freystadt gegen Langenfeld verloren hatte (3:4), sind die Münchner nun bis auf einen Punkt ans rettende Ufer herangerückt.

Eine Vorentscheidung über den Abstieg dürfte bereits am Dienstag, 21. Februar, beim Gastspiel der Neuhauser in Freystadt fallen. Heumann und sein Team müssen indes die Hiobsbotschaft verkraften, dass Spitzenspieler David Obernosterer aus Österreich wegen einer Hüftverletzung womöglich sogar seine Karriere beenden muss. Doch auch mit einer dünn gewordenen Personaldecke ist dem TSV vor einer möglichen Relegation nicht bange. "Wir sind inzwischen stark genug, um uns in der ersten Liga zu halten", sagt Blonck mit dem Brustton der Überzeugung.

© SZ vom 13.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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