Auszeichnungen für den Fußball-Weltmeister:Talent und Persönlichkeit

Lesezeit: 2 min

Modisches Dreierlei: Alt-Bundestrainer Berti Vogts (mit weinroter Krawatte) wird hier umringt von seinen ausgezeichneten Verteidigerkollegen Joshua Kimmich (Dunkle Fliege) und Philipp Lahm (in Tracht). (Foto: Tobias Hase/dpa)

Philipp Lahm erhält den Bayerischen Sportpreis - und wird tags darauf zu Deutschlands Fußballer des Jahres gekürt.

Von Raphael Weiss, München

Nein, Philipp Lahm hat in seiner beeindruckenden Karriere keineswegs alle Titel und Trophäen gewonnen, die es zu gewinnen gab. Aus unerfindlichen Gründen war er zum Beispiel nie Weltfußballer, und aus noch unerfindlicheren Gründen nicht einmal Deutschlands Fußballer des Jahres. Zumindest nicht bis zum Samstagabend, als die Mädchenmannschaft des SC Huglfing ratschenschwingend auf die Bühne kam, um ihm eine weitere Trophäe zu überreichen, die in seiner Sammlung fehlte. Der "Persönliche Preis des Bayerischen Ministerpräsidenten" wurde zwar nicht vom bayerischen Ministerpräsidenten persönlich übergeben, sondern vom Innen- und Sportminister Joachim Herrmann, dennoch fühlte sich Lahm geehrt. Weshalb er vermutlich verkraftet hat, dass ihm auch die Mädels des SC Huglfing etwas voraus hatten: Sie haben einen Nachwuchs-Cup gewonnen, den Lahm mit der E-Jugend der FT Gern nie in Händen hielt.

Ganz Münchner, kam der Weltmeister in Tracht zur Gala in der BMW-Welt im Olympiapark. Vor acht Jahren hatte er beim Bayerischen Sportpreis schon einmal in der Kategorie "Hochleistungssportler plus" gewonnen. Neben ihm wurden sechs weitere Athleten geehrt. Die Preise für die besten Nachwuchssportler gingen an die Freestyle-Skifahrerin Lisa Zimmermann und passenderweise an jenen Mann, der in der Abwehr des FC Bayern als Lahm-Nachfolger gilt: Joshua Kimmich. Johannes Rydzek (nordische Kombination) und Sportschützin Barbara Engleder wurden als "Botschafter des Bayerischen Sports" geehrt, die Paracyclistin Denise Schindler mit dem "Jetzt-erst-recht-Preis". Biathletin Laura Dahlmeier bekam nach ihrer Rekordsaison einen Sonderpreis.

Viele Prominente aus der Welt des Sports trafen sich nach der Verleihung in der futuristischen Halle am Buffet, am Ravioli-Stand plauderte Thomas Hitzlsperger mit dem ehemaligen FC-Bayern-Mediendirektor Markus Hörwick, Martina Ertl-Renz begrüßte Moderator Markus Othmer, Iron-Man Faris Al-Sultan lehnte lässig an Tisch, seinen Schlabber-Anzug hatte er mit Basketballschuhen kombiniert. Der Bayerische Sportpreis dürfte die einzige Rote-Teppich-Veranstaltung weltweit sein, bei der sowohl Lederhose und Dirndl als auch Turnschuhe zum Anzug dem modischen Standard entsprechen.

Wie Ministerpräsident Horst Seehofer per Pressemitteilung bekannt gab, sei Lahm ein: "Ausnahmetalent im Fußball und eine beeindruckende Persönlichkeit. Mit Intelligenz, starker Rhetorik und Zielstrebigkeit." Dies, kombiniert mit seinem sozialen Engagement und seinen Verdiensten um den bayerischen Sport, sei der Grund, warum in diesem Jahr der Preis an den ehemaligen Bayern-Kapitän gehe.

Über seine berufliche Zukunft wollte der 33-Jährige nichts preisgeben. Kletterer Thomas Huber, der zuvor einen Preis überreicht hatte, nutzte die Chance, um Lahm auf seine anstehende Tour in Kaschmir einzuladen - ohne Erfolg: "Philipp meinte, mehr als Wandern geht bei ihm nicht", erzählte Huber. Auch Kimmich hätte er gerne dabei, aber der müsse sich jetzt auf Fußball konzentrieren. Die Mädchen des SC Huglfing gingen noch bis halb elf auf Autogrammjagd, für die anderen Gäste lief die Party bis spät in die Nacht auf der Dachterrasse weiter. Und Philipp Lahm bekam tags darauf einen weiteren Grund zu feiern: Endlich ist er auch Deutschlands Fußballer des Jahres.

© SZ vom 24.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: