Aufsteiger verliert Derby:Es roch nach Abschied

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Unsicherer Stand: Viele Spieler von Türkgücü (vorne Yakub Dora) wissen nicht, für welchen Verein sie künftig auflaufen. Die Unterföhringer (hier Maximilian Lüftl) wissen nicht, in welcher Liga sie bald antreten. (Foto: Claus Schunk)

Türkgücü-Ataspor beendet seine Meistersaison mit einer Niederlage in Unterföhring. Viele Spieler ahnen, dass sie nun gehen müssen, offiziell ist aber nichts.

Von Raphael Weiss, Unterföhring

Noch lange nach Spielende standen die beiden Mannschaften in zwei Kreisen auf dem Feld beisammen. In dem des FC Unterföhring ging es darum, sich auf die Relegationsspiele einzuschwören, die darüber entscheiden, ob ihr Verein nach dem Abstieg aus der Regionalliga direkt in die Landesliga weitergereicht wird. In dem des SV Türkgücü-Ataspor darum, sich für das Erreichte zu feiern - und um Lebewohl zu sagen. Nach einer Saison, die der Aufsteiger von Anfang an dominiert und am Samstag mit zehn Punkten Vorsprung beendet hatte, heißt es für viele verdiente Spieler Abschied nehmen. "Wir hatten ein gutes Jahr zusammen, und darauf können wir stolz sein. Wir waren wirklich eine gute Truppe, wirklich gute Jungs. Jetzt gehen viele auseinander", sagte Mittelfeldspieler Mats Neumann.

Zehn neue Spieler hat Türkgücü für die kommende Saison in der Regionalliga bereits verpflichtet. Der Verein möchte mit 20 Feldspielern in die Saison gehen. Man muss kein Rechengenie sein, um zu erkennen, dass viele Spieler aus der Meistermannschaft gehen müssen. Offiziell ist da zwar noch nichts, doch auch Neumann ahnt, dass es für ihn bei Türkgücü keinen Platz mehr gibt: "Das wird man sehen, eher nicht. Der Verein hat Ambitionen, da trennen sich die Wege halt. Irgendwas wird sich immer ergeben", sagt Neumann.

Das Spiel beim FC Unterföhring hatte für Türkgücü-Ataspor nur noch emotionalen Wert. Für die meisten auf dem Platz roch es nach Abschiedsspiel. So auch für Ersatztorwart Cerruti Zola. Mitte der Woche wurde die Verpflichtung von Maximilian Engl vom VfR Garching bekannt gegeben. Damit dürfte sowohl Zola als auch die eigentliche Nummer eins Issa Ndiaye den Verein verlassen. "Wir haben im Moment einen Torhüter im Kader, und das ist der, der fix verpflichtet ist", sagte Torwarttrainer Michael Hofmann und fügte an: "Alles andere kann man nicht laut sagen, das muss man abwarten. Es war auf jeden Fall ein tolles Arbeiten mit den beiden."

Zola konnte sich in seinem wohl letzten Spiel für Türkgücü auszeichnen. Am schönen 0:1 durch Lassana Boubacar traf ihn keine Schuld (33. Minute). Ebenso wenig am Kreuzeck-Treffer zum 2:0 von Maximilian Lüftl (39.). Beim 3:0 eilte er aus seinem Tor und wurde von Boubacar überlupft (40.). In der zweiten Hälfte begann sich Türkgücü ein wenig gegen die Niederlage zu stemmen. Orhan Akkurt verkürzte, doch Unterföhring spielte sehr engagiert, und so endete das Spiel nach einem Treffer von Malcom Olwa-Luta (74.) 4:1 für Unterföhring. Für die Gastgeber ein moralisch wichtiger Sieg, ehe es an diesem Mittwoch zum ersten Relegationsspiel nach Deisenhofen geht. "Ich habe den Spielern bewiesen, dass sie gute Spieler sind und ich habe mir bewiesen, dass ich ein guter Trainer werden kann. In der Relegation ist alles möglich", sagte Zlatan Simikic, 30, der nach der Entlassung von Peter Faber vor zwei Wochen vom Assistenten zum Trainer befördert worden war.

In die andere Richtung geht es für den Türkgücü-Coach Andreas Pummer, der einst Unterföhring von der Landesliga in die Regionalliga führte und dies nun mit Ataspor wiederholte. Das Spiel bei seinem früheren Verein wird sein vorerst letztes als Cheftrainer, in Zukunft wird er Reiner Maurer assistieren. Als Ende einer Ära begreift er dieses Spiel dennoch nicht. "Ich bin weiterhin dabei. Reiner ist ein Ehrenmann, ab nächster Saison ist er der Chef. Ich werde ihm zuarbeiten und wir werden schauen, dass wir den Verein voranbringen", sagte Pummer, der nebenher weitere Trainerscheine machen wird: "Ich war dafür schon die ganze Woche unterwegs. Wie sagt man so schön? Es läuft."

Pummers Spieler ließen sich Zeit, um in die Kabine zu gehen, redeten noch lange. Der Abschied, er war spürbar. Kapitän Yasin Yilmaz hatte den Arm um Christoph Rech gelegt, der mit gesenktem Kopf vom Platz ging. Yilmaz sprach von einem besonderen Spiel: "Es ist natürlich schade. Man wächst zusammen, als Freunde, als Mannschaft. Wir waren eine super Mannschaft. Aber so ist das im Fußball." Der frühere Drittligaspieler wird auch kommende Saison für Türkgücü auflaufen. Er hat einen neuen Vertrag unterschrieben, ebenso wie Masaaki Takahara und Arbnor Segashi. Maurer hat angekündigt, künftig vier Mal pro Woche trainieren zu wollen. Keine leichte Aufgabe für den berufstätigen Yilmaz: "Es wird anstrengend. Aber ich freue mich. Die höchste Amateurliga war für mich ein Ansporn, es noch mal anzupacken." Und um dann vielleicht mit Türkgücü noch mal dritte Liga zu spielen? "Ah, das ist so weit weg. Das ist brutal. Aber wie sagt man so schön im Fußball: Man weiß nie."

© SZ vom 20.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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