Ambitionierte Fußballklubs:Nichts wie rauf

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Die Teams aus der Region München dominieren die Bayernliga Süd. Vier von ihnen wollen in die Regionalliga Bayern aufsteigen. Doch das Sportliche ist nicht alles: die Auflagen des Bayerischen Fußball-Verbandes haben es in sich.

Von Stefan Galler

Fünf Mannschaften aus Münchens umliegenden Landkreisen auf den ersten fünf Plätzen in der Fußball-Bayernliga Süd - die Bestandsaufnahme aus der Vorwoche belegt eine gewisse Dominanz. Was die Frage aufwirft, wer für einen Aufstieg in die Regionalliga überhaupt infrage kommt, denn die Auflagen des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) haben es in sich. Angefangen beim räumlich abgetrennten Tribünenbereich für Gästefans, inklusive eigenen Toiletten und separatem Stadionzugang, bis hin zu einer zwei Meter hohen Einfriedung des Stadions reichen die Anforderungen an eine Spielstätte in der vierthöchsten Spielklasse. Dennoch trauen sich vier der fünf Klubs zu, den BFV-Auflagen gerecht zu werden - sie wollen bis zum Stichtag (1. April) die Unterlagen beim Verband einreichen. Lediglich der aktuelle Tabellenführer muss passen.

Für den SV Pullach ist es nicht der erste freiwillige Verzicht: Schon in der Vorsaison lag er gut im Rennen und konnte den großen Schritt nicht wagen, weil einerseits das heimische Gelände an der Gistlstraße zu klein und eng ist und zudem mitten in einem Wohngebiet liegt. Und andererseits alle Versuche, sich bei einem Klub in der Nähe einzumieten, scheiterten. Für kommende Saison hatte SV-Manager Theo Liedl mit seiner einzigen Initiative versucht, den SVP im Grünwalder Stadion unterzubringen, doch auch die Stadt München erteilte den Isartalern eine Absage: Es gebe keine freien Kapazitäten, hieß es in der Begründung.

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(Foto: Claus Schunk)

Warum nicht? Trainer Michael Matejka (Heimstetten),...

...Franz Faber (Unterföhring),...

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(Foto: Johannes Simon)

...Konrad Höß (Pipinsried)...

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(Foto: Claus Schunk)

...und Marcel Richter (Dachau).

Erster Verfolger der Pullacher in der Rangliste ist der FC Unterföhring. Auch auf dessen Klubgelände an der Bergstraße ist Regionalligafußball ausgeschlossen. Aber es wird sich in der prosperierenden Gemeinde in den nächsten Jahren etwas tun, ein luxuriöser Sportpark inklusive Hauptplatz und drei Trainingsplätzen, Schwimmhalle und diversen anderen Sportstätten soll bis 2020 auf 100 000 Quadratmetern realisiert werden. "Im Idealfall haben wir uns bis dahin in der Regionalliga etabliert", sagt FCU-Präsident Franz Faber, den aktuellen Höhenflug will er nicht ungenutzt lassen: Sollte der Aufstieg sportlich gelingen, wird Föhring in der kommenden Saison die Heimspiele im Sportpark Heimstetten austragen. Darauf einigten sich die Klubs und die Bürgermeister beider Gemeinden. Letzte Details wurden kürzlich geklärt, zunächst bewilligte der Unterföhringer Gemeinderat am Donnerstag einen Mietkostenanteil in Höhe von 30 000 Euro. Am Freitag holte sich Faber bei der Jahreshauptversammlung die Rückendeckung von der Basis, 92 der anwesenden 94 Mitglieder stimmten für das Modell der vorübergehenden Einmietung. "Nächste Woche werden wir mit dem Vorstand von Heimstetten die Verträge unterzeichnen", sagt Faber.

Es ist durchaus kurios, dass ausgerechnet der Sportpark als Unterföhringer Asyl herhalten soll, immerhin ist der SV Heimstetten spätestens seit dem jüngsten Sieg in Pullach ebenfalls wieder aussichtsreich im Aufstiegskampf. Und will wieder dorthin, wo er zwischen 2012 und 2015 drei Jahre lang spielte. "Ja, wir reichen unsere Bewerbung ein", sagt Manager Michael Matejka. Der Aufwand sei gering, die Auflagen des BFV erfüllt, allerdings sei der finanzielle Aspekt nicht zu vernachlässigen: "Der Spielbetrieb ist in der Regionalliga 20 000 bis 30 000 Euro höher als in der Bayernliga", sagt Matejka "und die Spieler wollen mehr verdienen." Immerhin werde ein Teil der Mehrkosten durch höhere Zuschauereinnahmen abgemildert. Was den Deal mit Unterföhring angeht, zeigt sich Matejka bei allem sportlichen Konkurrenzkampf pragmatisch: "Das bedeutet bei 17 Heimspielen und jeweils 300 bis 500 Zuschauern eine Menge Einnahmen, etwa für unsere Gastronomie. Das wollen wir gerne mitnehmen."

Große Stadien, große Namen, großer Fußball: Der Sprung in die Regionalliga ist verheißungsvoll. Sie ist aber nicht für jeden Klub gleich reizvoll. (Foto: Daniel Kopatsch/Getty)

Teure Regionalliga? Nicht in Pipinsried, da sollen im Notfall die Spieler selbst bezahlen

Doch nicht nur im Landkreis München, auch im Kreis Dachau werden eifrig Regionalligapläne geschmiedet, wie der TSV Dachau 1865 entschieden hat: "Vergangenen Montag waren der BFV und das Bauamt der Stadt da und konnten sehen, dass die Regionalliga in unserem Stadion absolut darstellbar ist", sagt der Sportliche Leiter Marcel Richter. Hier und dort müsse nachgebessert werden, der finanzielle Aufwand halte sich aber in Grenzen. Wie Unterföhring hofft auch Dachau auf kommunale Unterstützung: "Für das Image der Stadt ist ein Regionalligaverein gut, also müsste man dort auch daran interessiert sein, dass wir aufsteigen können", glaubt Richter. Das Stadion hat bereits vier Eingänge, allerdings fehlen noch der "Gästekäfig" und der Zwei-Meter-Zaun. "Alles machbar", sagt Richter, der aber klarstellt, dass die Regionalliga kein Muss für den Verein ist: "Wir haben überhaupt keinen Druck, fühlen uns in der Bayernliga total wohl. Wichtig ist, dass wir weiterhin attraktiven Fußball zeigen."

Den gibt es auch beim FC Pipinsried im Dachauer Hinterland zu sehen. Wenn es nach Klubpräsident Konrad Höß geht, schon bald in der vierthöchsten Liga: "Wenn es sportlich hinhaut, wollen wir rauf", sagt er. Die Bedingungen des Bayerischen Fußball-Verbands könne sein Klub erfüllen, er stehe im ständigen Austausch mit Regionalliga-Spielleiter Josef Janker. "Unsere Bemühungen werden positiv gesehen." Auch in Pipinsried hat die Gemeinde durch einen Grundstückserwerb neben dem Sportgelände Unterstützung signalisiert. Höß hofft nun, dass hier eine Straße entsteht, damit der Platz besser erschlossen wird.

Eine Sache allerdings geht dem FCP-Chef, der sich seit Menschengedenken höchstpersönlich und aufopferungsvoll um den Rasen in Pipinsried kümmert, gehörig gegen den Strich: In den Richtlinien heißt es, an einem Spielwochenende muss eine Absage bis Freitag, 10 Uhr gemeldet werden, bei kurzfristigen Absagen werde das Heimrecht getauscht. "Da sitzen wieder nur Leute im Verband, die keine Ahnung haben", schimpft Höß. "Ich sage doch kein Spiel aus Gaudi ab, sondern nur, wenn der Platz Schaden nehmen könnte", so der Funktionär, der den Verein im Februar 1967 gegründet hat. Was die finanziellen Anforderungen in der Regionalliga angeht, so bleibt Höß gelassen: "Ich werde keinen Cent mehr ausgeben. Wenn es teurer wird, sollen das die Spieler selbst zahlen. Und wenn sie nicht wollen, können sie ja nach Unterhaching gehen."

© SZ vom 13.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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