Actionsport-Festival "Munich Mash":"Ich hoffe, ich fahre mit einem Grinsen heim"

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Rippen fit, Daumen fit, Schulter fit: Peter Henke hat ein gutes Gefühl. (Foto: Plusphoto/Imago)

Mountainbike-Artist Peter Henke über Verletzungen, seine Chancen im Slopestyle und den Fluch vom Olympiaberg

Interview von Ralf Tögel

Es ist so eine Sache mit Peter Henke und dem Munich Mash. Zweimal war der Ingelheimer als Local Hero angekündigt, zweimal musste der Mountainbiker kurzfristig wegen Verletzungen passen. Doch nun endet seine Pechsträhne: An diesem Freitag gibt der 23-Jährige sein Mash-Debüt. Wie weit er im Slopestyle-Wettbewerb kommt, ist für ihn zweitrangig. Er will erst mal gut in die Saison kommen. Denn es ist sein erster großer Contest in diesem Jahr - Henke war verletzt.

SZ: Diese Frage steht eigentlich auf dem Interview-Index, aber Ihnen muss man sie einfach stellen: Wie geht's?

Peter Henke: ( lacht) Mir geht es gut, alles bestens.

2013 bei den X-Games die Verletzung vor dem Finale, vor einem Jahr eine gebrochene Rippe, im vergangenen Jahr ein gerissenes Band im Daumen, nun der dritte Anlauf beim Munich Mash: Aller guten Dinge sind drei?

Stimmt schon, ich war oft verletzt. Auch in der vergangenen Saison. Erst der Daumen, da war ich zwei Monate raus. Im Dezember bin ich auf die Schulter gefallen, habe mir die Bänder überdehnt, das hat noch mal gut zwei Monate gedauert. Aber ich habe mich in letzter Zeit gut vorbereitet, war viel auf dem Fahrrad, ich fühle mich wohl.

Daumen fit, Rippen fit, Schulter fit - Peter fit?

Alles fit. Ich habe alles auskuriert und starte meine Saison in München.

Gab es für den Mash ein spezielles Vorbereitungsprogramm?

Nein, es ging eigentlich nur darum, wieder gut reinzukommen, meine Tricks sicher zu fahren und mich auf dem Fahrrad gut zu fühlen. Das ist die Hauptsache. Wenn man sich nicht wohl fühlt, dann fehlt das Selbstbewusstsein. Das ist bei mir wieder da, ich habe viel Spaß, alles klappt gut.

Warum fahren die Slopestyler eigentlich ohne Schutz?

Wir fahren mit Schutz.

Auch Sam Pilgrim? Der fuhr vergangenes Jahr im Muscle-Shirt und grinste nach seinem Sturz mit Zahnlücke in die Kamera.

Klar, wir haben Schoner am Knöchel, an den Schienbeinen und an den Ellbogen, Helm und Handschuhe. Sam hatte auch alles an, bis auf die Ellbogenschoner.

Man sieht das kaum.

Weil es unter den Hosen ist.

Motorradfahrer haben einen Rückenprotektor.

Wir haben an Schutz schon dran, was geht. So ein Rückenprotektor mit Brustkorbschutz würde uns in der Beweglichkeit so einschränken, dass es bei manchen Tricks eher gefährlich werden könnte. Man muss schon agil auf dem Rad sein.

Also keine Imagefrage, von wegen harte Jungs auf fliegenden Kisten?

Auf keinen Fall, das gibt es eher beim Skateboarden, da fahren einige Jungs ohne Helm. Bei uns gibt es keinen Profi, der ohne Schutz auf das Rad steigen würde.

Es sind ja auch gewaltige Sprünge.

Klar, wenn ich aus acht Metern Höhe auf den Boden falle, habe ich schon ganz gerne Schutzkleidung an.

Wie ist die Saison bis jetzt gelaufen?

Wie gesagt, München ist mein erster großer Contest. Weil ich mich wegen der Schulter nicht so fit gefühlt habe. Aber ich habe ein Video-Projekt gestartet, das in den nächsten Wochen rauskommen wird.

Hatte die Wettkampfpause Auswirkungen auf die Weltrangliste?

Im Moment ist das schwierig zu sagen. Es gibt eine aktuelle Liste, da bin ich zurückgefallen, weil ich so lange verletzt war ( Henke ist als 28. bester Deutscher, Anm.d.Red.).

Für München haben Sie eine Wildcard.

Das ist natürlich riesig für mich. Wenn alles gut klappt, kann ich dort anfangen, wieder gut Punkte zu sammeln und mich nach oben zu fahren.

Sie sind einer der wenigen, die den Double Backflip stehen. Werden wir den in München sehen?

Ich habe schon große Pläne, der Doppelsalto ist darunter.

Wird das Programm vorher festgelegt und dann abgespult, oder kommen die Tricks nach Gefühl?

Natürlich überlegt man sich vorher, welche Tricks man machen will, aber man muss den Kurs erst mal fahren. Ich weiß natürlich, welche Dimensionen der Mash hat, München ist immer ein riesen Kurs, da ist die Weltelite, die bauen schon geile Sprünge. Wie es aber eigentlich kommt, muss man dann im Training sehen, das entscheidet man dann spontaner. Im Training legt man sich aber alle Tricks zusammen und weiß dann schon genau, was man macht.

Wie gut ist die Konkurrenz?

Es ist ein Diamond Event, die höchste Stufe der World Tour, also werden die ganzen Weltklassefahrer da sein. Das macht es schwieriger, aber auch spannender.

Ist das Podest drin?

Kann man nicht sagen, ich bin auch gespannt. Ich mag den Mash sehr, gerade weil es ein riesen Event ist mit so viel Publikum. Ich hoffe daher, dass ich dieses Mal mit einem Grinsen heimfahren kann.

Vergangenes Jahr haben Sie gesagt, es gebe wohl den Fluch vom Olympiaberg. Sind Sie abergläubisch?

Nicht wirklich, jeder Fahrer hat ein paar Rituale, aber abergläubisch? Nein.

Sie sind jetzt im fünften Profi-Jahr, wie hat sich Ihr Leben verändert?

2013 ging es bei mir so richtig los, da war ich in Colorado Zweiter, mein größter Erfolg. Danach habe ich gute Sponsorenverträge bekommen, ein Management, es wurde alles viel professioneller. Seitdem ist es nicht mehr nur Fahrradfahren auf Spaß, da ist jetzt schon mehr dahinter. Seitdem kann ich auch ganz gut davon leben.

Wie gut?

Ich komme ganz gut hin. Es ist aber nicht so, dass ich nach dem Fahrradfahren den Larry machen kann. So viel Geld wie im Fußball steckt in dem Sport natürlich nicht. Da müsste man schon als Top-eins-Fahrer jeden Contest abräumen.

Erstmals sind drei Deutsche am Start, aber alle mit Wildcard. Heißt das, die Deutschen sind hintendran?

Die deutschen Fahrer, die eingeladen sind, sind echt gut. Lucas Knopf ist auch im Ranking gar nicht schlecht, Nico Scholze hat sich in Leogang durch seine gute Platzierung eine Wildcard gesichert. Generell haben wir schon gute Fahrer, wir können auf jeden Fall vorne mitfahren. Ich habe am Ende des vergangenen Jahres trotz meiner Verletzungen einen großen, internationalen Contest gewonnen. Ich würde nicht sagen, dass die Deutschen hinterherhängen.

Die meisten Fahrer haben eine eigene Trainingsstrecke, Pilgrim etwa, viele Amerikaner, auch die starken Deutschen, wie Sie oder Amir Kabbani. Hat man ohne überhaupt noch eine Chance?

Nein, ohne eigenes Grundstück hat man nicht die nötigen Möglichkeiten. Außer man ist dauernd auf Achse und fährt zu Leuten, die das haben. Eine eigene Trainingsmöglichkeit ist schon wichtig.

Wie darf man sich das vorstellen? Ab über das Blumenbeet in ein Luftkissen?

Ich habe von einem Bekannten ein großes idyllisches Grundstück mit zwei Seen drauf, da habe ich auch ein Luftkissen. Wie andere zur Arbeit fahren oder Fußballspielen gehen, fahre ich dahin zum Trainieren.

Und nun also das Saisondebüt beim Mash. Wie gehen Sie das an?

Ehrlich gesagt, habe ich große Erwartungen, aber diesen Druck, den ich mir die letzten Jahre gemacht habe, habe ich jetzt noch nicht. Ich bin gut vorbereitet. Wenn ich die eingeübten Tricks gut aneinander hänge, kann ich weit nach vorne fahren. Freitag ist Qualifikation, ich bin guter Dinge, dass ich die schaffe. Dann will ich im Finale einen guten Lauf runterbringen. Ich mag München, den Olympiapark, und ich habe ein gutes Gefühl, dass alles klappt.

Im vergangenen Jahr waren Sie auch hier, aber als Zuschauer. Wie bitter war das?

Das hat mich natürlich schon geärgert, danebenstehen zu müssen, gerade weil auf den großen Events die Sprünge immer richtig geil zu fahren sind. Aber es war cooler, dabei zu sein, als alleine auf der Couch zu hocken und es im Fernsehen zu betrachten. Ich habe auch ein paar Interviewsachen gemacht.

Und natürlich die Party, oder?

Sicher.

Amir Kabbani war für Sie eingesprungen - und ist gestürzt. Doch ein Fluch?

Amir ist ein guter Freund von mir, er wohnt auch bei mir um die Ecke. Ich stand auch ziemlich genau neben dem Sturz, das war ein richtig übles Ding. Das hätte schlimmer ausgehen können, er ist aber auch wieder gut erholt und gut in Form.

Zeit für einen Glücksbringer? Leverkusens Stürmer Stefan Kießling hat zum Beispiel eine Glücksunterhose.

( lacht) Vielleicht eine gute Idee. Ich denk drüber nach.

W ie sagt man bei den Slopestylern, Hals- und Beinbruch? Hang loose?

"Hang loose" kommt von den Surfern, passt aber auch bei uns, immer locker bleiben. Ich kann aber versprechen, dass es eine fette Show wird.

© SZ vom 01.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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